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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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geredet hat, war Jemima, und die hat überhaupt nicht mehr aufgehört, sie hat dauernd gesagt, »ich will noch Schokoflocken«, und »warum gehen wir hier wieder weg?«, und »ich will nicht zu Gus, ich will wieder zu Chrissie, ich will meine Tiere und Puppen haben.« Mum hat mit einer komischen Stimme geantwortet, irgendwie quietschig, und gestrahlt hat sie, wie wenn ihr Lächeln gleich platzt, sie hat gesagt, »Lamikin, wir wollen Klaudio und Tschintzia nicht mehr zur Last fallen in der kleinen Wohnung.«
    Ich hab nicht geholfen, das Auto zu packen, ich hab Klaudio und Mum alles alleine tragen lassen, ich dachte, »das könnt ihr selber machen.« Ich hab nur Hermann genommen, ihn neben mich auf den Sitz gestellt und zu ihm gesagt, »hier brauchen wir nie wieder herkommen,
Hermann, das ist gut, was?«, und ich weiß nicht, ob Klaudio mich gehört hat, er stand ganz nah dabei, kann schon sein. Dann sind wir losgefahren, und ich hab zum Abschied nicht gewunken.
    Mum hat sich zweimal verfahren, sie wäre fast mit einem roten Auto zusammengestoßen und hat gesagt, »da steht, wir dürfen hier eigentlich nicht reinfahren, o Gott.« Und dann waren wir endlich bei Gus. Ein Auto hinter uns konnte nicht vorbei, weil die Straße so eng war, und fing an zu hupen, also ist Mum echt schnell zur Tür gerannt und hat geklingelt. Dann sind ganz viele Leute rausgekommen, und einer war Gus, und sie haben unsere ganzen Sachen geholt. Gus hat Hermanns Käfig genommen, und ich hab gesagt, »tschüss, Hermann, keine Angst, ich bin gleich wieder zurück.« Und obwohl sie alle gelacht und gewunken haben, hab ich nicht gelacht und zurückgewunken, ich hatte einfach keine Lust. Ich dachte, »ich kann euch alle nicht leiden, ihr neuen Leute von Gus Hund, ich denk mir keine Tiere für euch aus, und das bedeutet, ihr habt keine.«
    Jetzt haben schon zwei Autos gehupt, und Mum hatte ein Bein im Auto und eins auf der Straße, und sie hat gesagt, »wo kann ich parken?« Gus hat die Hände hochgehoben, wie wenn das der komischste Witz aller Zeiten ist, und gesagt, »Hannah, du bist hier mitten in Rom, du kannst nur hoffen, dass du Glück hast. Die kostenlosen Parklücken haben weiße Streifen.« Dann sind wir ewig lange durch die Gegend gekurvt und haben nach weißen Streifen geguckt, aber es gab kaum welche, sie waren alle blau oder gelb, und es standen sowieso überall Autos drin. Wir sind stundenlang rumgefahren, und Jemima ist eingeschlafen, und schließlich ging es einen Berg rauf, die Straße hat sich drum rum geschlängelt wie eine große Schlange, und aus dem Fenster konnte ich Rom sehen, die ganzen Kuppeln und Dächer, und dann hat Mum plötzlich ganz feste gebremst,
so dass wir ein bisschen geschleudert sind, das Auto hat ein Geräusch gemacht wie im Film, und dann waren wir schwupp in einer Lücke mit weißen Streifen, und Mum hat gesagt, »Gott sei Dank.«
    Ich hab zugesehen, wie Mum Jemima aufgeweckt und sie aus dem Kindersitz gehoben hat, sie hat sich bewegt wie in Zeitlupe und war ganz schlapp, weil sie am Schlafen war, und Mum musste sie tragen. Dann hat Mum meine Tür aufgemacht und gesagt, »komm, Lawrence«, und es war komisch, weil ich bis dahin gar nicht sauer war, wie wir durch die Gegend gekurvt sind, ich hab mir aus dem Fenster die ganzen Autos und Motorräder und Gebäude angeguckt, ich hab an gar nichts gedacht, höchstens, »das ist aber ein komisches Auto«, oder »was für eine große Kuppel«, aber wie Mum jetzt meine Tür aufgemacht hat, bin ich auf einmal stinksauer geworden, ich hab gedacht, »du hast mich in Klaudios Küche angeschrien, du hattest deine Finger an seinen Ohren.« Und ich hab mich nicht gerührt, ich bin einfach sitzen geblieben und hab vorne durch die Windschutzscheibe geguckt, da waren zwei Vögel, die haben sich um ein paar Krümel gezankt. Mum hat mich angeguckt und gesagt, »Lawrence, bitte«, und sie hat sich angehört, wie wenn sie gleich böse wird, und ich dachte, »werd bloß nicht wieder böse auf mich, schrei mich bloß nicht wieder an«, und ich sagte, »ich will wieder nach England. Ich kann Rom nicht leiden, hier ist es schrecklich.«
    Mum hat mich komisch angeguckt, wie wenn sie sauer ist und Angst hat und nicht weiß, was von beidem, und sie hat gesagt, »Herrgott noch mal, Lawrence, du weißt doch, dass das nicht geht.« Dann hab ich Jemima angeguckt, die hat sich die Augen gerieben, und ich hab gesagt, »ich will wieder nach Hause und mit meinen Spielsachen spielen. Dann kann

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