Als wir Roemer waren
nicht fair, ich rede nicht mehr mit dir«, aber sie hat trotzdem weitergeredet, sie hat gesagt, »bitte, Lawrence, ehrlich, ich wollte dich nicht anschreien, es tut mir so leid, das ist alles ein großer Fehler, Lawrence, mein Spatz, bitte. Ich bitte dich.« Ich hab gemerkt, wie sie sich aufregt, aber das war mir, ehrlich gesagt, egal, ich hab mich da sogar drüber gefreut, ich dachte, »reg dich ruhig auf Mum, krall dich doch in deine Haare und kratz dich am Arm und sag verdammt verdammt, werd ruhig traurig, es ist mir egal.« Ich hab sie überhaupt nicht beachtet, ich hab gedacht, »ich rede bloß noch mit Hermann«, und ich hab gesagt, »ich fände es am besten, wenn Mum jetzt die Klappe hält und für immer weggeht, was meinst du?«
Viertes Kapitel
V or langer Zeit, wie wir grade erst in unser Cottage gezogen waren, hat Mum gesagt, »ich hab eine tolle Überraschung für euch, Lawrence, mein Spatz. Wir fahren in den Whipsnade-Zoo.« Es war Sonntag, und ich hatte auch überhaupt nichts zu tun, aber ich war sauer, das weiß ich noch, ich dachte, »ich will wieder nach Schottland, ich will meine Vettern und meine Kusine sehen und auf Robbos Computer spielen« und ich sagte, »ich will nicht in den Whipsnade-Zoo, ich will hierbleiben.«
Also sind wir zu Hause geblieben, und ich hab Fernsehen geguckt, und es war ziemlich langweilig. Ich saß in der Küche und hab mit meinen Autos gespielt, und es war ganz leise, ich konnte den Kühlschrank hören, brumm brumm. Später sind wir einmal in den Londoner Zoo gefahren, und Dad ist mit mir in Edinburgh in den Zoo gegangen, wie ich ihn an einem von seinen Wochenenden besucht hab, aber nach Whipsnade bin ich nie hingekommen. Manchmal denke ich an den Tag damals. Dann überlege ich mir, was es da wohl für Tiere gab, die wir nie gesehen haben, und bestimmt hatten die da eine Cafeteria, bestimmt gabs da Eis, und dann krieg ich ein komisches Gefühl. Und ich denke, ach, hätte ich doch bloß gesagt, »ja, Mum. Komm, wir fahren in den Whipsnade-Zoo«, aber jetzt ist es natürlich zu spät, der Tag kommt nie wieder.
Am nächsten Morgen in Klaudios Wohnung hab ich mit keinem geredet, bloß mit Hermann, ich hab zu ihm gesagt, »wir ziehen jetzt zu Gus, das ist gut, da ist es viel besser, da kann Gabrielle dir nichts tun.« Ich hab bloß meinen Toast gegessen, Klaudio hat ihn mir gemacht, aber er hat mich nicht angeguckt, er hat den Tisch oder die Wände angesehen, und ich hab ihm meinen Caligulablick verpasst, ich glaub, er hats gemerkt, aber er hat mich nicht angeguckt, wie wenn er Angst hat. Ich dachte, »ich kann dich nicht leiden, Klaudio«, und dann hab ich meine Krassen Kaiser gelesen.
Die Mutter von Kaiser Nero hieß Agrippina, und sie hat immer mit Nero geschimpft und ihn rumkommandiert, bis er echt sauer geworden ist, er dachte, »wie kann sie bloß so gemein zu mir sein?« Er dachte, »was kann ich machen, dass sie aufhört, mit mir zu schimpfen?« Er war so wütend, dass er ihr ihre ganzen Soldaten weggenommen hat, er hat sie aus seinem Palast geschmissen, und dann hat er zu seinen Freunden gesagt, sie sollen an ihrem Haus vorbeireiten und total unanständige Beleidigungen zu ihr rüberbrüllen, er dachte, »jetzt gibt sie Ruhe«, hat sie aber nicht. Es hat alles nichts geholfen, sie hat ihn noch mehr ausgeschimpft als vorher, es war schrecklich. Also dachte er, »okay, dann lass ich sie eben umbringen. Ich lass sie heimtückisch ermorden, dann gibt sie Ruhe.«
Zuerst hat er versucht, sie zu vergiften, aber sie war zu clever, sie hat immer zuerst ein Gegengift getrunken, so dass Neros Gift nicht funktioniert hat. Dann hat er jemand angeheuert, der musste ihre Schlafzimmerdecke ganz vorsichtig kaputtmachen, damit sie plötzlich auf sie draufkracht, wenn sie schläft, aber von dem Plan hat sie auch Wind gekriegt und ist zum Schlafen in ein anderes Zimmer umgezogen, das hat also auch nicht funktioniert.
Dann hatte Nero eines Tages noch eine Idee, er dachte,
»ich weiß was. Ich bau ihr ein versenkbares Boot.« Er hat das Boot von seinen Dienern bauen lassen, die haben ewig lange dafür gebraucht, und dann hat er seine Mutter in seinen Palast am Meer zum Essen eingeladen, er sagte, »hören wir auf mit diesen dummen Streitereien, Mum, seien wir wieder Freunde.« Agrippina sagte, »okay, Nero. Freunde«, und sie ist zum Essen gekommen, es war wirklich sehr nett, das Essen war köstlich, und wie sie fertig waren, sagte sie, »vielen Dank für den schönen Tag«, und er
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