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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Schüssel getan, und in einer anderen waren Nudeln drin, die war kleiner, aber ich dachte, »Verpackung ist Verpackung«, und hab die Nudeln in eine andere Schüssel getan, ich hab gedacht, »schade, dass wir die ganzen Kartons von Jemimas Bett
weggeschmissen haben, die waren echt riesig.« Dann hab ich den anderen Turm gebaut, und Jemima ist eingeschlafen, und ich hatte keinen Tesa mehr, aber ich hab einen Tacker gefunden mit ganz vielen Klammern drin. Ich hab die beiden Türme mit einer Mauer verbunden, aber der neue hat auch gewackelt, und die Schrift sah überhaupt nicht aus wie Graffiti, obwohl sie auf dem Kopf stand, sie sah bloß aus wie Plätzchen- und Nudelpackungsschrift. Ich hab versucht, den Schweizergardisten auf den Turm zu stellen, aber er ist dauernd wieder umgefallen, weil das Dach nicht grade war. Ich war immer noch da dran am Rumbasteln, wie Mum reingekommen ist. Ich hab gesagt, »das Fort ist echt schwer zu bauen, Mum«, und sie hat gesagt, »komm mal mit, Lawrence, ich muss dir was zeigen.«
    Ich dachte, »was denn nun schon wieder? Hoffentlich müssen wir das ganze neue Essen nicht auch noch wegschmeißen. « Ich dachte, »hoffentlich ist sie nicht sauer, weil ich mir die Packungen genommen und die Nudeln und Plätzchen in die Schüssel getan hab.« Aber sie ist nicht mit mir in die Küche gegangen, sondern in das Kinderzimmer, und da hab ich dann gedacht, »hoffentlich ist meinen römischen Soldaten nichts passiert«, aber die standen immer noch in einer Reihe auf dem Regal. Mum ist mit mir zu meinem Bett gegangen, und sie hat gesagt, »ich wollte gerade dein Bett machen, und da …« Dann hat sie die Decke hochgehoben, und da lag was drunter, das war eine echte Überraschung, ich konnte es erst gar nicht glauben. Ich hab gedacht, »wie sind die denn da hingekommen?« Denn in meinem Bett lagen nämlich zwei Messer aus der Küche, ich hab sie wiedererkannt, es waren die kleinen scharfen, mit denen Mum Zwiebeln und Möhren und so klein geschnitten hat.
    Ich hab gesagt, »das versteh ich nicht.« Mum hat mich angeguckt, wie wenn ich etwas Blödes gesagt hab oder mich
in Mathe verrechnet, aber sie ist nicht sauer geworden, sie hat gesagt, »er muss sich heute Morgen reingeschlichen haben, als wir einkaufen waren.« Ich hab sie angeguckt, und dann hab ich die Hand ausgestreckt und eins angefasst, ich weiß selber nicht, wieso, ich wusste natürlich, dass es echt war, das Metall hat sich kalt angefühlt. Ich hab gedacht, »ich hab die da nicht reingelegt und Jemima auch nicht, weil sie immer mit mir zusammen war.« Ich hab gedacht, »und Mum kann sie nicht reingelegt haben.«
    Dann ist was Komisches passiert, wie wenn eine große Tür aufgegangen ist und ich plötzlich alles sehen kann. Ich hab gedacht, »dann hat Mum also doch recht.« Und was soll ich sagen? Auf einmal konnte ich es sogar fühlen, es war wie ein Gefühl im Bauch, ich hab gedacht, »er ist wirklich da drüben und beobachtet uns.« Ich hab gedacht, »er war gestern Nacht hier und hat den Kuchen vergiftet.« Ich hab gedacht, »er war heute Morgen da draußen, er hätte aus der grünen Straßenbahn springen können.« Und dabei ist es mir ganz fröstelig geworden, ich hab gedacht, »er war hier in unserer Wohnung, wie wir draußen gefrühstückt haben.« Ich hab gedacht, »und wenn Mum nicht aufgepasst hätte? Dann hätten wir den Kuchen gegessen und uns alle vergiftet, dann wär ich ins Bett gegangen und hätte mich erstochen.«
    Da bin ich wahnsinnig wütend geworden. Ich hab gedacht, »wie kannst du bloß, Dad?« Ich hab Mum angeguckt, aber die war nicht traurig, was gut war, sie hat nicht ihre Haare geknetet oder ihre Hände gekratzt, sie hat mich bloß mit ihren ernsten Augen angeguckt und gewartet, und da hab ich gesagt, »ich hasse ihn total.« Dann ist was Komisches passiert, sie hat halb die Augen zugemacht, mich in den Arm genommen und gesagt, »Lawrence, mein Spatz, uns kann nichts passieren. Hauptsache, wir sind zusammen.« Das war gut, das war schön, und ich dachte,
»ja, wir können es schaffen, es ist auch nicht anders als vorher«, und ich hab gesagt, »wir dürfen es Jemima nicht sagen, die ist noch zu klein und versteht das nicht«, und Mum hat gesagt, »du hast recht, Lawrence.« Ich hab gesagt, »wir tun sie lieber weg, bevor sie aufwacht«, also haben wir die ganzen Messer genommen und wieder in die Küchenschublade getan.
    Ich hab gedacht, »und was machen wir jetzt? Wir müssen uns einen Plan ausdenken.« Ich

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