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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Frühstücksflocken da haben, die hab ich nämlich noch nie probiert.« Normalerweise kauft Mum uns die Sachen, die wir uns wünschen, oder wenigstens ein paar, aber diesmal ist sie bloß sauer geworden und hat gesagt, »habt ihr nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Mit diesem Geld müssen wir auskommen.« Also haben wir bloß ganz viel langweiliges Zeug eingekauft, Spagettis und Tomaten in der Dose und Gemüse, Zwiebeln zum Beispiel, weil Mum gesagt hat, sie kocht einen riesengroßen Topf Soße, und sie hat auch noch komische Milch in blauen Packungen gekauft, die man nicht in den Kühlschrank stellen braucht, hat Mum gesagt und haufenweise Apfelsinen und Mandarinen, aber keine Kirschen, sie hat gesagt, »die kosten ein Vermögen.«
    Ich dachte, »ich möchte zu gern wissen, ob da Kirschen in dem Müllbeutel waren, den du weggeschmissen hast.«
Ich dachte, »wenn unser Essen doch nicht vergiftet war, hätten wir mit dem ganzen Geld römische Soldaten kaufen können, dann hätte ich jetzt eine riesige Armee, und sowieso sind römische Soldaten viel besser als Essen, weil sie für immer und ewig halten«, aber ich hab nichts gesagt, ich war immer noch so leise wie eine Maus, ich hab bloß gesagt, »vergiss die Nüsse für Hermann nicht.« Ich hab zwei Tüten getragen und Mum auch zwei, und sie hat die ganze Zeit gerufen, »Jemima, halt dich an meiner Hand fest, halt dich bitte an meiner Hand fest«, weil sie Angst hatte, dass Jemima auf die Straße rennt und überfahren wird oder dass Dad aus einem Auto springt und sie sich schnappt. Hat er aber nicht gemacht.
    Danach sind wir in einen Schlösserladen gegangen, Mum hat dem Mann ihren Schlüssel gezeigt, und sie haben sich auf Italienisch unterhalten, Mum hat gesagt, »du meine Güte, ich hätte nie gedacht, dass es so teuer ist.« Dann hat sie sich mit dem Mann die Riegel angeguckt, das sind große Eisendinger, die man über die Tür machen kann, und der Mann hat gesagt, »Pommeridscho«, und das kannte ich, weil ich das bei Sinjora Morrow schon gehabt hatte, das heißt »Nachmittag«. Mum hat ihren Geldbeutel aufgemacht und die blaue Karte rausgeholt und ein bisschen draufgeguckt, aber dann hat sie sie wieder weggesteckt und mit den neuen Euroscheinen bezahlt, und ich glaube, sie hatte noch ziemlich viele übrig.
    Wie wir wieder raus sind, dachte ich mir, »jetzt frag ich sie«, und ich hab gesagt, »können wir noch in ein Farbengeschäft gehen, Mum? Ich brauch doch noch graue Farbe für das Fort, das ich basteln will«, aber Mum hat gesagt, »nicht jetzt, Lawrence, wir müssen zusehen, dass wir das ganze Essen in den Kühlschrank kriegen.« Ich hab gedacht, »ist sowieso egal.« Ich hab gedacht, »ich bau das Fort trotzdem. Dann ist die Schrift auf der Cornflakespackung
eben Graffiti, weil in meinem Krasse-Kaiser-Buch steht, dass es bei den Römern viel Graffiti gegeben hat.« Also hab ich angefangen, ich hab im Wohnzimmer gebastelt, ich hab Hermann mit seinem Käfig rübergeholt, dass er zugucken kann, aber er hat geschlafen. Ich hab gedacht, »au ja, das sind echt große Teile, da kann ich ein total tolles Fort draus basteln«, aber wie ich mit dem Ausschneiden angefangen hab, sind sie irgendwie immer kleiner geworden, und ich hab gedacht, »hoffentlich hab ich genug Tesa.«
    Und da hat dann das Telefon geklingelt. Mum hat gesagt, »hallo, hallo?«, wie wenn keiner dran ist, aber dabei hat sie was Komisches gemacht, ich habs gesehen, Jemima nicht, die hat nämlich die ganze Zeit versucht, ihrer Puppe die Kleider auszuziehen, aber das ging nicht, weil das die Stoffpuppe war, die sie gekriegt hat, wie ich mein Elektroauto gekriegt hab, und die Kleider waren alle angenäht, was blöd war. Was Mum nämlich gemacht hat, war, dass sie den Telefonstecker aus der Wand gezogen hat, einfach so. Obwohl sie es ganz schnell gemacht hat, hab ichs gesehen, weil die römischen Telefonstecker nämlich echt dicke Dinger sind, sie sind groß und rund, wie eine halbe Tomate. Ich hab gedacht, »wieso sagst du hallo, hallo, Mum, wo du doch weißt, dass du nichts hören kannst, weil du grade den Stecker rausgezogen hast?« Ich hab gedacht, »jetzt kann uns keiner anrufen«, aber ich hab nichts gesagt, ich hatte einfach keine Lust, ich hab an meinem Fort weitergebaut.
    Wie ich mit dem Turm fertig war, hat er ein bisschen gewackelt, aber ich hab gedacht, »ist ziemlich gut geworden.« Dann hab ich mir noch mehr Packungen gesucht. In einer waren Plätzchen drin, die hab ich in eine

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