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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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vorgestern Morgen war ich in Rom«, aber eigentlich konnte ich es fast nicht glauben, es war, wie wenn ich
falsch rum durch ein Fernrohr gucke. Es wurde schon dunkel, aber wir haben nicht angehalten, um was zu essen, Mum hatte an der letzten Raststätte ein paar Brote gekauft, und die gabs jetzt, ich hatte Hühnchen und Speck, Mum hatte ihres in der Hand am Lenkrad, sie hat gesagt, Jemima kann ihrs essen, wenn sie wieder wach ist. Ich hab grade gedacht, »ich wünschte, wir hätten noch mehr Chips, das war echt ne kleine Tüte«, wie ich plötzlich hochgeguckt und was gesehen hab, es war ein Schild, auf dem stand Edinburgh 17. Ich konnte es kaum glauben, ich hab gedacht, »das ging aber schnell, normalerweise dauert es viele, viele Stunden«, und obwohl Meilen größer sind als Kilometer, waren wir bald da, und ich hab gedacht, »Augenblick mal, nicht so schnell, ich bin noch nicht so weit.«
    Aber ich glaube, Mum war auch noch nicht so weit, weil, wie ich mir in dem kleinen Spiegel ihr Gesicht angeguckt hab, hat sie mit den Augen blinzel blinzel gemacht, und ihre Schulter hat gezuckt, wie wenn sie sich überall kratzen will, aber das ging natürlich nicht, weil sie ja fahren musste. Sie hatte eine ganz schnelle Stimme, und sie hat gesagt, »verdammt verdammt, ich hätte es schon längst kaufen müssen, aber ich wollte nicht, solange Jemima noch wach war.« Ich hab gesagt, »was wolltest du kaufen, Mum?«, aber sie hat nicht geantwortet, sie hat bloß gesagt, »ich probier’s mal hier.« Da war eine Tankstelle, aber dann hat Mum was Seltsames gemacht, sie ist ganz langsam reingefahren, aber statt dass sie anhält, ist sie einfach wieder rausgefahren. Ich hab gesagt, »warum hast du das gemacht, Mum?«, und sie hat gesagt, »hast du nicht gesehen, Lawrence? Da waren Kameras.« Und da hab ich gesagt, »warum sollen sie keine Kameras haben?«, und Mum hat die Stirn gerunzelt und gesagt, »es ist nicht gut, wenn die ein Foto von uns haben, Lawrence, mein Spatz. Die würden es nicht verstehen.«
    Irgendwie war es, wie wenn ich das schon gewusst hab,
aber trotzdem war es eine Überraschung, mir wurde ganz fröstelig. Ich hab gesagt, »was würden sie machen, wenn sie ein Foto von uns haben?«, und Mum hat gesagt, »die machen kein Foto von uns, Lawrence«, aber ich wollte es wissen, ich wollte, dass mir nicht mehr fröstelig ist, und ich hab gesagt, »sags mir, Mum, was würden sie machen?«, und Mum hat einmal kurz gelacht, aber es hat sich seltsam angehört, es hat mir gar nicht gefallen. Sie hat gesagt, »ich weiß auch nicht. Vielleicht stecken sie mich ins Gefängnis oder so, aber das schaffen sie nicht«, und sie hat gesagt, »keine Bange, Lawrence, mein Spatz, es wird alles gutgehen.« Ich hab gedacht, »am liebsten würde ich einfach wieder nach Hause fahren«, aber ich hab nichts gesagt. Ich hab den Mund gehalten, wie wenn nichts passieren kann, wenn ich den Mund halte. Ich hab gedacht, »ich bleib jetzt ganz still hier sitzen und lese mein Tim und Struppi«, aber es war nicht leicht, weil es dunkel war und die Laternen sich gedreht haben, wie eine große Taschenlampe, die hin und her pendelt. Plötzlich ist mir noch eine Frage eingefallen, ich wollte die Antwort wirklich wissen, aber wie ich grade fragen wollte, ist Mum wieder langsamer gefahren, sie hat gesagt, »hier müsste es gehen, perfekt.« Wir sind nämlich an einer anderen Tankstelle vorbeigekommen, mit einem großen Laden, der war so was wie ein Supermarkt für Autos und Fahrräder. Wir haben um die Ecke geparkt, und Mum hat gesagt, »du bleibst hier und passt auf Jemima auf, Lawrence, ich bin gleich wieder zurück. Ich schließe euch ein, okay?«
    Es war komisch, auf einmal ganz alleine in Schottland im Dunkeln in dem abgeschlossenen Auto zu sitzen. Es war ein bisschen kalt, der Wind ist um das Fenster gezischt, und ich hab versucht, mein Tim und Struppi zu lesen, aber ich konnte nicht, weil, jedes Mal wenn ich mir das Bild von Kapitän Haddock angeguckt hab, wie er »Säbeltürken« sagt,
hatte ich schon wieder vergessen, warum er das sagt. Ich hab aus dem Fenster geguckt, und da war ein dicker Mann, der mit einem klitzekleinen Hund spazieren gegangen ist, so was wie ein Tschiwahwa, der ist immer stehen geblieben und hat alles angeschnüffelt, und der Dicke hat ihn an der Leine weitergezogen. Ich hab gedacht, »Mum ist schon ewig weg. Was, wenn die da auch eine Kamera hatten, und sie hat sie nicht gesehen, weil sie versteckt war, was, wenn sie schon

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