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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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hab ich was Cleveres gemacht. Ich hab den Julius Cäsar rausgeholt, ich hatte ihn nämlich die ganze Zeit in der Hosentasche, und ich hab gesagt, »da sind wir«, und da war wieder alles ganz echt.
    Am nächsten Morgen war es komisch, zu Hause in meinem alten Bett aufzuwachen, ich hab gedacht, »das ist schön.« Jemima wollte nicht wieder weg, sie hat gesagt, »hier ist es schöner, das Wasser wird nicht dreckig, und ich kann immer baden.« Ich wäre am liebsten auch geblieben, ich hab gedacht, »bloß ein bisschen, bloß bis morgen.« Aber ich wusste natürlich, dass das nicht geht. Mum hat echt müde ausgesehen, ihre Augen waren komisch, wie Scheinwerfer, also hab ich ihr geholfen, ich hab gesagt, »es gibt nie mehr dreckiges Wasser, Jemima, wenn wir wieder
da sind, kannst du jeden Tag baden, versprochen«, und dann hab ich gesagt, »was für Spielsachen willst du mitnehmen?« Das hat funktioniert, sie wollte alle mitnehmen, ich musste immer mehr Kisten aus der Spülküche holen, sie wollte alle ihre Tiere und Puppen mitnehmen und sogar so blöde Sachen wie den großen Kreisel, der sich nicht mehr richtig dreht, weil die Kurbel verbogen ist, er spielt keine Melodie mehr, und ihre ganzen Stifte, obwohl viele ausgetrocknet waren, weil sie sie nie wieder zuschraubt.
    Wir haben uns also fertig gemacht. Ich hab Jemimas Sachen ins Auto gebracht, und wie sie nicht hingeguckt hat, hab ich ein paar von den blöden Sachen wieder rausgenommen, sonst hätten wir überhaupt keinen Platz mehr gehabt, und dafür hab ich dann meine Sachen reingetan, die Kiste, die ich dalassen musste, wie wir nach Rom gefahren sind, weil sie unbedingt ihr Puppenhaus mitnehmen musste, die mit der Autorennbahn und meiner Spielkonsole, ich hab gedacht, »das ist fair.« Aber wie wir dann grade einsteigen wollten, hat sie geschummelt, sie hat gesagt, »aber ich will nicht weg, ich will hierbleiben, ich will wann anders fahren.« Mum hat total verzweifelt ausgesehen, sie hat die Augen zugemacht und gesagt, »Herrgott, Jemima«, aber ich war da drauf gefasst, weil ich nämlich schon damit gerechnet hatte. Ich hab sie einfach gepackt und ihr die Jacke runtergezogen, dass sie die Arme nicht mehr bewegen konnte, und wie sie weglaufen wollte, ist sie hingefallen, was komisch war. Dann haben Mum und ich sie ins Auto gesteckt, wir haben sie einfach hochgehoben und reingestopft, Mum hat sie angeschnallt, und dann gings los. Mum hat gesagt, »es tut mir so leid, Lamikin, aber wir müssen einfach fahren«, und ich hab gesagt, »ist mir egal, wenn du schreist, Jemima, ich halte mir einfach die Ohren zu, dann hör ich nichts.«
    Mittags haben wir in einer Stadt angehalten, wo Mum in
ein Geschäft gegangen ist und dem Mann ihren silbernen Kerzenständer und die Tassen und die anderen Sachen aus Silber verkauft hat, die wir fast mit nach Rom genommen hatten, nur dass der Wagen schon voll gewesen war. Das war auch schade, ich hab gedacht, »dabei haben wir den Kerzenständer noch nie benutzt, weil Mum gesagt hat, er ist nur für besondere Gelegenheiten, und jetzt verkaufen wir ihn und geben ihn für immer weg.« Ich glaube, Mum hat gemerkt, dass ich ein bisschen traurig war, sie hat nämlich gesagt, »das ist es wert, wenn wir dadurch wieder nach Rom zurückkönnen, Lawrence, mein Spatz.«
    Dann hat sich Jemima mal wieder aufgeführt, sie hat gesagt, »jetzt fahren wir schon so lange, wo ist der Fluss mit den schönen Bäumen, wo wir vorbeikommen, wo ist der Kanaltunnel«, und Mum hat gesagt, »da fahren wir erst morgen hin, Lamikin, zuerst müssen wir noch woandershin, ich will ein paar Sachen einkaufen.« Das war natürlich gelogen, und dann ist was Komisches passiert, es war, wie wenn Jemima plötzlich was erraten hat, manchmal kann sie das, sie weiß Sachen, obwohl ihr keiner was davon gesagt hat, ich weiß auch nicht, woher. Sie hat Mum angeguckt und gesagt, »was denn für Sachen?« Mum hat gesagt, »Tee und so, Lamikin, in Rom kriegt man keinen anständigen Tee«, und ich hab gedacht, »au nein, jetzt sagt Jemima, dass wir die Sachen doch einfach im Supermarkt kaufen können«, aber ich hatte unrecht, sie hat gesagt, »ich will nicht einkaufen, ich will wieder nach Hause«, das war also noch mal gutgegangen, und dann ist sie eingeschlafen, kurz hinter dem Schild Willkommen in Schottland.
    Ich hab durchs Fenster ein paar Berge gesehen und gedacht, »jetzt bin ich in Schottland«, und es war komisch, ich hab gedacht, »gestern Morgen war ich in Frankreich, und

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