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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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an der Häuserwand, halb im Licht der Straßenlaterne, ihr Haar schimmerte zur Hälfte golden. Es war verwirrendes, hinreißendes, lebendiges Haar, es hatte Fasson und Wellen, es tanzte auf ihren Schultern.
    »Obwohl«, sagte sie, »ich Sie schon oft habe tanzen sehen, also vielleicht kenne ich Sie. Guter Shango übrigens.«
    »Danke.« Er sah unangenehm berührt zur Seite. »Warten Sie auf jemanden?«
    Sie musterte ihn, sie feixte.
    »Möchten Sie zu meiner Party kommen?«
    »Wann ist die denn?«
    »Jetzt.«
    »Und was machen Sie dann hier?«, fragte er amüsiert.
    »Sie holen.«
    Sie war nicht wie die Mädchen, die sonst in den Lobbys warteten. Von ihr kam keine Nervosität, keine Verlegenheit, keine Bitte um ein Autogramm. Sie war von einem anderen Schlag, und etwas an ihr erregte ihn. Aber für seinen Geschmack wirkte sie ein wenig zu selbstsicher.
    »Vielleicht ein andermal«, sagte er.
    »Ach kommen Sie, das wird großartig. Wir können von hier aus zu Fuß gehen.«
    Und schon ging sie los, wehte mit ihrem Duft an ihm vorbei, wandte sich zurück, um ihn zu locken, das goldene Täschchen baumelte hin und her. »Hier entlang. Sie sind mein Ehrengast – und wir können die anderen doch nicht enttäuschen.«
    Er hatte wirklich nichts Besseres vor. Und dann folgten ihr seine Füße, unfähig zu widerstehen.
    Sie gingen durch die Praed Street, vorbei an dem Krankenhaus, in dem Denise zur Welt gekommen war, dann durch Seitenstraßen zum Lancaster Gate. Sie hatte einen kühnen steten Schritt, dank ihrer Schuhe zehn Zentimeter über dem Boden. Sie hatte die Aufführung, so erzählte sie ihm, durch ihre neuen Operngläser gesehen. Sie benutzte im Theater immer Operngläser, weil sie gerne auf Details fokussierte. »Sie haben dort einen sehr attraktiven Muskel«, sagte sie und wies darauf. »Dort, an der Hüfte. Sehr ausgeprägt, muss ich sagen. Möchten Sie mal sehen?« Die Operngläser kamen aus der Tasche. Sie waren mit Schmetterlingen geschmückt. Sie hatte sie in einem Antiquitätenladen in Kensington entdeckt. Sie sammelte sie. Antoney sehnte sich nach einem Drink und war nicht sonderlich an dem Thema interessiert, aber ihm gefiel Audreys Gang, ihr Haar. Sie hatte eine klare, selbstbewusste Stimme. »Es ist nicht mehr weit. Ich habe reichlich zu trinken im Haus. Haben Sie sich immer schon so bewegt?«
    Gegen halb eins kamen sie zu einem stattlichen Apartmentblock an der Bayswater Road mit Blick auf den Hyde Park. Der Aufzug fuhr in die siebte Etage, und kaum waren sie ihm entstiegen, schlugen ihnen Stimmen und Musik entgegen. Die Wohnungstür war angelehnt. Sie tauchten in eine rauchige Menge ein, Feiernde begrüßten sie zu beiden Seiten, eine betrunkene Frau in einem durchsichtigen Oberteil schlang die Arme um Audrey. »Aber Gwen, deine Wimperntusche ist ja verschmiert«, sagte sie. »Sieh mal, wen ich mitgebracht habe!« Sie zog Antoney in ein türkisfarbenes Zimmer, das drei Mal so groß wie die Silver und voller Menschen war, die auf Sesseln und Kissen lagen oder zu den Yardbirds tanzten. Ein kleiner, stämmiger Mann mit Rüschenhemd und Spitzenschal eilte herbei.
    »Audrey«, sagte er (mit amerikanischem Akzent), »ist er das wirklich? Nein, das fasse ich nicht. Das ist ja traumhaft!«
    »Lass ihn in Ruhe, er gehört mir.«
    »Von Nahem sieht er ja noch besser aus! Es ist mir eine Ehre , Sie kennenzulernen, Mr. Matheus, solch eine unglaubliche Ehre.«
    Antoney gefiel nicht, wie über ihn gesprochen wurde. Er grüßte lauwarm zurück und überlegte, wie er wieder rauskam. Ein Drink, und dann nichts wie weg. Der Mann schüttelte unentwegt seine Hand. Antoney entzog sie ihm.
    »Diese sexbesessene Queen. Beachten Sie Harvey einfach gar nicht«, sagte Audrey und zog Antoney zum Tisch mit den Getränken. »Was möchten Sie? Bier? Was Stärkeres?«
    »Rum.«
    Sie reichte ihm eine Flasche und lachte laut, weil sie nicht an ein Glas gedacht hatte. Wahrscheinlich war sie irgendwie drauf, dachte Antoney, aber vielleicht lag es auch nur an der Atmosphäre, dem ganzen Getöse. Er schenkte sich ein Glas ein und stellte die Flasche zurück. »Kennen Sie all diese Leute?« Er nahm einen üppigen, ergiebigen Schluck und spürte mit Behagen, wie ihm die Hitze die Kehle hinunterlief.
    »Zur Hälfte«, rief sie. »Sie sind alle vollkommen durchgeknallt – Sehen Sie das Mädchen in dem Batikkleid? Mit ihr bin ich zur Schule gegangen. Sie hat einen Schauspieler geheiratet, letzten Monat war die Scheidung, sie ist am Boden

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