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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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Ende gelangt. Matheus hatte immer gehofft, solange er körperlich dazu in der Lage wäre, auf der Bühne zu stehen und sich danach auf die Choreografie zu konzentrieren. Er hatte davon geträumt, mit wichtigen Compagnien und Theatern zusammenzuarbeiten und anthropologische Expeditionen zu unternehmen, um seine Kenntnisse zu erweitern. Wir hätten womöglich erlebt, wie er mit weißem Haar und
    Lucas setzte sich auf Rileys Stuhl und blätterte durch die anderen Seiten. Auf den Bögen neben der Schreibmaschine standen ähnliche Fassungen, aber jedes Mal endete der Einstieg mitten im Satz und wusste nichts Wesentliches zu berichten. Lucas schaute in das Notizbuch – Rileys Handschrift war klein und aufrecht –, es enthielt Listen und Informationen, stilistische Anweisungen eines Autors an sich selbst. Vielleicht gab es einen zweiten Notizblock? Eine Liste lautete »Lehrer, Carla, Witwer, Beaumont«. Was war Beaumont? Unter den Seiten der Eingangspassage stieß Lucas dann auf handgeschriebene, kleinere Blätter mit düsterer Schattierung, sie schienen vergilbt und aus einem Schulheft herausgerissen. Das war nicht Rileys Schrift. Die Buchstaben waren breit und geneigt und von unterschiedlicher Größe. Lucas nahm die Blätter scheu in die Hand und hielt sie eine Weile lang fest, er wagte kaum einen Blick darauf. Einmal sah er nach hinten. Schmetterlinge kreisten in seinem Bauch. Der Brief begann »Meinem lieben Riley«. Er stammte vom Oktober 1982. Mitten während der Lektüre hörte Lucas ein Geräusch und sprang vor Entsetzen fast aus dem Stuhl. Rileys grau-weiße Katze hatte sich aus dem Garten hereingeschlichen. Sie saß auf dem Teppich und beobachtete ihn.
    Ich war sehr glücklich, dass du meinen Brief beantwortet hast, denn du sollst wissen, du bist mein Freund. Ich beruhige mich, wenn ich deine Stimme hörte. Ich weiß wieder, wer ich in meinem Innern bin und dass ich nicht tot bin. Ich rieche es um mich herum. Aber ich weiß, ich lebe. Ich bin lebendig. Ich bin kein Wahnsinniger, und ich möchte nicht, dass du wie meine Mutter glaubst, dass ich mich selbst nicht kenne. Sie schämt sich für mich, aber ich bin nicht böse. Ich bin nicht der Teufel. Ich erschaffe einen neuen Tanz und probe im Garten. Die anderen beobachten mich. Sie glauben, das ist eine Aufführung, ich springe für sie. Aber ich bin nicht wie sie. Wir sind nicht dasselbe. Ich sage kein Wort zu ihnen. Ich habe dem Arzt gesagt, ich bin ich. Meine Seele flüstert zu mir und sagt, was ich bin. Deshalb will ich nicht sprechen. Shango ist in mir und sagt, was ich bin. Er sagt, dass ich das Kreuz für meine Frau tragen soll, damit sie weiß, dass ich sie liebe. Ich liebe meine Kinder. Ich liebe meinen Sohn. Riley, wenn du meinen Sohn siehst, sag ihm, dass ich ihn liebe und dass ich ihn sehen will. Ich bin Antoney. Ich bin nicht Midnight, so wie mich die anderen nennen. Ich bin Antoney, und eines Tages werde ich von ihnen fortgehen, und das Kreuz werde ich tragen. Das ist nicht mein Heim, denn ich werde es hinaus durch das Tor tragen. Ich bin nicht Tod. Ich bin Leben. Ich bin über den Sternen. Ich weiß, dass du verstehst, was ich dir schreibe, weil du mir immer zuhörst, du immer weißt, was ich sagen will. Ich fühle, wie du mir zuhörst. Ich möchte, dass du mir in dem grünen Umschlag schreibst.
    Dein Freund,
    Antoney
    Bei den Verweisen auf ihn und Denise hatte sich ein Film über Lucas’ Augen gelegt. Er konnte das Wesen dieses Briefes, diese stumpfen Sätze, diese eigenartige Sprache nicht mit seinem Vater in Einklang bringen. Das, was er daraus schließen musste, schuf Verwirrung und kaltes Entsetzen. Nun, wo sein Hunger nach Information gestillt war, hob er mechanisch die Ordner vom Boden auf, wie jemand, der in einem Vorhaben gefangen ist, dessen Ziel er längst nicht mehr erreichen will. Rileys Katze kam herüber und starrte ihn an, ein nutzloser Wächter. Er fand Zeitungsartikel und Fotografien, die er zum Teil noch niemals gesehen hatte. Zwei weitere Briefe, die noch in ihren Umschlägen steckten, waren dem vorherigen ähnlich, einer davon weniger klar. In einer Rubrik, die mit »Beaumont« überschrieben war, fanden sich kühle Antworten auf alle Fragen. Beaumont war eine psychiatrische Klinik in Jamaika. Es gab einen an Riley adressierten Brief mit dem Stempel des Krankenhauses. Er enthielt in strengster Vertraulichkeit die Dokumente, die Riley für seine Recherche erbeten hatte. Angehängt war ein ärztliches Bulletin, das über sechs

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