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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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sagt Hannah. Aus Angst, er könnte ihr auf die Schliche kommen, ergänzt sie rasch: »Eigentlich hab’s ich nicht so mit Basketball.«
    Dieses Eingeständnis kommt bei dem Typen offenbar gut an. Betont ironisch sagt er: »Mädchen fehlt eben der heilige Sportsgeist.«
    »Der heilige Sportsgeist?«
    »Der schweißt die Leute zusammen. Wie früher die Kirche – aber wer geht heute schon in die Kirche? Pass mal auf: Die Uhr zeigt die letzten zehn Sekunden an. Die Bulls sind einen Punkt im Rückstand. Pippen wirft den Ball zu Jordan, Jordan dribbelt ihn durchs Feld. Er sieht, wie die Uhr runterzählt. Das Publikum tobt. Zwei Sekunden vor Spielende hört Jordan auf zu dribbeln, macht einen Sprungwurf und gewinnt das Spiel. Und die Fans flippen total aus – wildfremde Menschen fallen sich in die Arme. Sag mir, da steckt kein heiliger Geist drin.«
    Als sie ihn so sprechen hört, denkt Hannah zunächst,
was du nicht sagst, Einstein
. Doch als er von diesen wildfremden Menschen erzählt, die sich in die Arme fallen – muss sie sich da nicht zwangsläufig ausmalen, wie sie beide es ebenfalls tun? Will er damit etwas Bestimmtes erreichen? Er trägt ein kariertes Flanellhemd. Sie stellt sich vor, dass er seinen Arm um sie gelegt hat.
    »Für mich setzt Sport vor allem positive Kräfte frei«, sagt Hannah.
    »Was Besseres gibt es doch gar nicht«, sagt der Typ. »Oder kennst du was anderes, das die Leute derart zusammenschweißt?«
    |63| »Nein«, sagt Hannah. »Ich bin ganz deiner Meinung.«
    »Und wenn ich dann höre, wie Eltern diesen Scheiß erzählen, von wegen dass Sportler keine guten Vorbilder abgeben, denk ich mir nur:
Ihr seid diejenigen, die eure Kinder erziehen. So sollte es jedenfalls sein.
Weißte, was ich meine? Ist doch verfickt noch mal nicht Dennis Rodman, der deinen kleinen Liebling jeden Abend ins Bett bringt. Wenn Sportler koksen oder ihre Frauen verprügeln, ändert das nichts an ihrer Leistung.«
    »Ich würde koksen und Frauen verprügeln nicht unbedingt gleichsetzen«, sagt Hannah.
    »Hast ja recht.« Er grinst. »Es kommt viel billiger, wenn du deine Frau verprügelst.«
    Aha
, denkt Hannah,
da nehmen wir also häusliche Gewalt zum Ausgangspunkt für einen Flirt
. Trotzdem lächelt sie halb; sie will keine Spielverderberin sein.
    »Übrigens«, sagt der Typ. »Ich heiße Todd.«
    »Hannah.«
    Er deutet auf den Platz neben sich. »Willste dich nicht setzen?«
    Hannah zögert, sagt dann: »Okay.«
    Kaum sitzt sie auf der Couch, kann sie ihn schon besser leiden als im Stehen. Es gefällt ihr, ihn so nah bei sich zu haben, seinen Arm an ihrem zu spüren. Vielleicht ist er ja der erste, den sie küssen wird. Und später wird sie sich an
Todd, kariertes Hemd, damals in Springfield
erinnern.
    »Und was studierst du denn so, drüben in Tufts?«, fragt er.
    »Ich habe noch kein Hauptfach gewählt. Aber Kunstgeschichte gefällt mir.«
    »Da guckt man sich Bilder an und beschreibt mit bombastischen Worten, was für Gefühle die bei einem auslösen – ist doch so?«
    |64| »Genau. Und dazu tragen wir schwarze Rollis und schwarze Baskenmützen.«
    Er lacht. »Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal im Museum war. Wahrscheinlich in der Grundschule.«
    »Das heißt ja nicht, dass ich Kunstgeschichte im Hauptfach belege. Ein bisschen Bedenkzeit habe ich noch.«
    Er sieht sie an. »Dir ist aber schon klar, dass ich das mit den bombastischen Worten als Witz gemeint habe, oder? Ich wollte dich nur aus der Reserve locken.«
    Hannah wirft ihm einen Blick zu, dann sieht sie schnell wieder weg. »Ich war nicht beleidigt.«
    Beide schweigen.
    »Und was ist mit dir?«, fragt sie. »Seid ihr alle angehende Ingenieure?«
    Er lehnt sich zurück. »Ich bin ein Autofreak«, sagt er. »Maschinenbauer.«
    »Wow«, sagt Hannah. Er führt es allerdings nicht weiter aus, und ihr fällt nichts anderes ein als die Frage:
Was genau tut eine Maschinenbauer?
Sie leert ihre Bierflasche in einem Zug, hält sie hoch. »Ich hol mir noch eine. Willst du was?«
    »Nö, hab alles.«
    In der Küche unterhalten sich Jenny und Angie mit zwei Typen. Jenny packt Hannahs Schulter. »Amüsierst du dich?«
    »Na klar.«
    »Klingt nicht gerade begeistert.«
    »Doch, verdammt!«, ruft Hannah. In diesem Moment merkt sie, dass sie betrunken ist. Von einem Bier.
    Jenny lacht. »Wer ist der Kerl, mit dem du dich die ganze Zeit unterhältst?«
    »Todd. Aber ich weiß nicht.«
    »Was weißt du nicht?« Jenny knufft sie mit dem Ellbogen in die Seite. »Er

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