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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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auch wenn Hannah keine Ahnung hat, wie spät es ist; seit Jenny und Dave die Wohnung wieder betreten haben, hat sie die Augen nicht mehr aufgeschlagen. Ein Reißverschluss wird aufgezogen, und nach ein paar Sekunden sagt Dave leise: »Das gefällt dir, oder?«
    Obwohl Jennys Stöhnen wie Schluchzen klingt, weint sie bestimmt nicht. Trotzdem haben die Töne, die sie hervorbringt, etwas Verletzliches und Wehmütiges an sich, etwas Kindliches.
Bitte lass es nicht zum Orgasmus kommen
, denkt Hannah.
Bitte.
Plötzlich stellt sie fest, dass sie diejenige ist, die weint. Eine Träne nach der anderen dringt aus ihren fest zugekniffenen Augen, Tropfen rinnen ihr übers Kinn und sammeln sich in den Mulden neben dem Schlüsselbein.
    Dave murmelt: »Du bist so geil.«
    Jenny gibt keine Antwort, was Hannah allen Tränen zum Trotz verblüfft. Eigentlich müsste sie dieses Kompliment zur Kenntnis nehmen. Nicht unbedingt mit einem Dankeschön, aber irgendwas sollte sie doch sagen.
    »Wart mal kurz«, sagt Jenny plötzlich, ihre Stimme klingt fast normal. Sie lassen voneinander ab, dann steht Jenny auf.
    Nach einer Minute hört man aus dem Badezimmer deutlich, wie sie sich übergibt. »Ach du Scheiße«, sagt Dave. Er steht ebenfalls auf und geht ihr hinterher.
    Hannah öffnet die Augen, atmet tief aus. Am liebsten würde sie in eines der Schlafzimmer ausweichen, vielleicht sogar draußen in die Eingangshalle – egal wohin. Aber wenn sie die Abwesenheit der beiden jetzt nutzt, um woanders hinzugehen, werden sie wissen, dass sie die ganze |71| Zeit wach war, vielleicht werden sie sogar annehmen, dass sie ihnen zuhören wollte.
    Als Hannah Schritte wahrnimmt, klappt sie die Augenlider zu. Sie dachte, es sei Dave, aber dann hört sie Jenny zischen: »Hannah, Hannah!«
    Hannah räuspert sich demonstrativ.
    »Wach auf«, sagt Jenny. »Mir ist gerade schlecht geworden. Während ich mit diesem Typen rumgemacht hab. Und jetzt macht er meinen Dreck im Badezimmer weg. O Gott, ich muss hier raus. Können wir bitte gehen? Lass uns gehen!«
    »Und wohin?«
    »Zu uns auf ’n Campus. Ich hab Kims Schlüssel. Und du kannst doch fahren? Du hast nicht so viel getrunken?«
    »Wenn wir jetzt fahren, wie sollen Kim und die anderen dann zurückkommen?«
    »Wir können ja an der Bar vorbeifahren und sie einsammeln. Und wenn sie noch nicht fahren wollen, wovon ich ausgehe, können wir sie morgen abholen.«
    »Und was ist mit diesem Typen?«
    »O Gott. Ich weiß gar nicht, was ich mit ihm machen soll. Gerade hat er versucht, mich im Badezimmer zu küssen,
nachdem
ich gekotzt habe. Und ich dachte nur, wie gestört bist du denn? Lass uns gehen! Können wir bitte gehen?«
    Hannah stützt sich auf die Ellbogen. »Das Auto ist aber ohne Gangschaltung, oder? Ich kann nämlich nur Automatik …«
    Jenny drückt sie auf die Couch zurück. »Er kommt. Tu so, als ob du schläfst.«
    »Hey«, hört Hannah Jenny sagen. »Das ist mir ja sowas von peinlich.«
    »Kein Problem«, sagt Dave. »Passiert jedem mal.«
    |72| »Weißt du was?«, sagt Jenny. »Für mich ist die Party vorbei, ich fahr jetzt nach Hause.«
    »Im Ernst?«
    »Das ist wohl das Beste.«
    »Mach dir deswegen doch keinen Kopf«, sagt er. »Du solltest hierbleiben.«
    »Ich möchte aber lieber gehen. Hannah, wach auf.« Wie kann Jenny Dave so zurückweisen? Er will sie mit Haut und Haaren, auch wenn sie sich übergibt, und sie weist ihn zurück. Hannah findet es gar nicht eklig, dass er Jenny küssen wollte, nachdem sie kotzen musste; sie wertet es als Zeichen der Zuneigung.
    »Wir müssen auch nichts tun«, sagt Dave gerade. »Wir können einfach schlafen.« Er sagt es so leichthin, als ließe sich Jenny durch ein lässiges Verhalten eher überzeugen.
    »Ein andermal«, sagt Jenny. »Hey, Hannah, du Schlafmütze.«
    Zum dritten Mal an diesem Abend tut Hannah so, als würde sie aus dem Schlaf gerissen. Jetzt, da Jenny Bescheid weiß, fragt sich Hannah, ob ihr eigentlich klar wird, dass Hannah sich nicht anders verhält als die beiden vorhergegangenen Male.
    »Wir brechen auf«, sagt Jenny. »Du kannst dann in deinem eigenen Bett schlafen.«
    »Okay.« Hannah setzt sich auf und blickt zu Dave. »Hey«, sagt sie.
    »Hey.« Er lässt Jenny nicht aus den Augen, während sie ihren Mantel anzieht.
    Jenny wirft Hannah die Schlüssel zu. Als Hannah ihren Mantel aus dem Schrank holt, umarmt Jenny Dave. »War toll, dich kennenzulernen«, sagt sie.
    »Beim nächsten Mal solltet ihr länger bleiben«, sagt

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