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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Singsang. Bis sie entspannt genug ist, um zu urinieren, muss Hannah eine Minute dort hocken bleiben. Sie könnte schwören, dass ihr ein bisschen was auf die Füße spritzt – die in Wollsocken und Flipflops |156| stecken –, aber es ist eh so dunkel, und sie ist zu müde, um sich darum zu scheren.
     
    Die Tage bekommen allmählich einen Rhythmus. Zum Frühstück essen sie Haferflocken oder Pop Tarts, dazu gibt es manchmal heißen Kakao; mittags nehmen sie Möhren, Äpfel und Bagels mit Erdnussbutter zu sich; abends bereitet einer der beiden Brüder Nudeln oder fritierte Bohnen auf Elliots Campingkocher zu. Jeder führt zwei Wasserflaschen, einen tiefen Teller, einen Becher und ein Besteckset mit sich.
    Sie fahren zu einer anderen Insel, wo Hannah gleich oberhalb des Strands mehrere Haufen liegen sieht, bei denen es sich wohl um Bärenscheiße handelt: dicke matschige Klumpen, an manchen Stellen dunkelbraun und an anderen hell, fast rosa, von unzerkauten Beeren durchzogen. Sie denkt an den jungen Verkäufer in Anchorage zurück, an sein »Du kannst es«, und sie versucht, sich an diesen Worten festzuhalten wie an einem Talisman.
    Auf dem Wasser tauchen weit entfernt Kreuzfahrtschiffe auf. Sam und Elliot lästern über die Passagiere, über die Künstlichkeit ihrer Alaska-Erfahrung. »Touristen«, stoßen sie verächtlich aus, und Hannah fragt sich:
Was ist mit uns?
Sie wäre gern Passagierin auf einer Kreuzfahrt: eine grauhaarige Dame aus Milwaukee, die ihre Kamera in einer Handtasche aus Goldlamé transportiert und jeden Abend Heilbutt auf weißem Porzellan serviert bekommt. Durch die fernen Schiffe kommt sich Hannah weniger einsam vor, wenn sie aus ihrem Blickfeld verschwinden, bedauert sie es jedes Mal aufs Neue. Trost schenkt ihr auch ein Pflaster, das sie eines Abends an ihrer Lagerstätte findet, halb in der Erde verbuddelt. Auf dem Pflaster ist die Familie Feuerstein abgebildet; Hannah hebt es auf – das würde sie sonst nie tun – und betrachtet es, auf ihrer flachen Hand.
    |157| Zum Schlafen trägt Hannah einen Sport-BH und befolgt Allisons Anweisung, sich nasse Kleidungsstücke – insbesondere Socken – zum Trocknen um den Bauch zu legen. Mindestens einmal am Tag nieselt es. Dabei stellt sich Hannah immer vor, wie sie einfach zu denken aufhört, die Zeit dann ganz schnell verstreicht und sie sich zum Beginn des Studienjahres in Tufts wiederfindet, voller Selbsthass, weil sie diesen exotischen und kostspieligen Urlaub nicht voll ausgekostet hat.
    An ihrem vierten Nachmittag passen die Brüder – die ihnen meist weit voraus sind – in einer trockenen, sonnigen Phase Hannah und Allison ab und bespritzen sie mit den Paddeln. Genauer gesagt, bespritzen die beiden Brüder Allison. Elliot sitzt, wie Hannah, im Bug, aber zur Seite gedreht, so dass er Allison ins Visier nehmen kann. Während Allison kreischt und lacht, zeichnet sich bei Elliot unbändige Freude ab, es sieht fast so aus, als habe er den Verstand verloren. Dieser Ausdruck spontanen, maßlosen Glücks weckt Hannahs Argwohn. Abends am Lagerplatz gehen Elliot und Allison zusammen Feuerholz sammeln, und Hannah sieht, wie die beiden über den Strand zurückkommen. Verräterisch ist seine Haltung, entspannt und zugleich aufmerksam; es ist nicht zu übersehen, dass Elliot sich gerade am Ziel seiner Sehnsucht befindet.
    In diesem Augenblick, als sie begreift, wie sehr er Allison anbetet, kann sich Hannah beinah in Elliot hineinversetzen. Als sie die beiden beobachtet, verspürt sie selbst den Drang, über Allisons lockige Haare zu streichen, über die Haare einer jungen Frau, die so liebenswert und so schön ist, dass sie das Leben eines jeden erhellen würde, der sie zu erobern weiß. Hannah fragt sich, ob Elliot vielleicht gedacht hat, sie sei einfach eine andere Version von Allison.
    |158| Als nach dem Abendessen alles abgeräumt ist, verkünden Elliot und Sam, dass sie ausschwärmen wollen. Kaum sind die Brüder weg, zieht Hannah mit Glocke und Pfefferspray gewappnet los, um sich auf einen großen Felsen zu setzen, der zum Meer hin abfällt. Der Himmel hängt tief und wirkt so weich wie Baumwolle, weiß mit einer zartrosa Färbung, und ringsherum verschmelzen die Konturen mit der einsetzenden Dunkelheit. Die Bucht ist flach und gläsern. Allison setzt sich zu ihr, eine Weile schweigen sie. Endlich sagt Allison: »Es ist so schön, dass ich mich gar nicht traue, schlafen zu gehen.«
    »Morgen früh ist bestimmt noch alles da«, sagt Hannah.
    »Du

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