Also lieb ich ihn - Roman
Diätcola trinken zu sehen). Als Erstes fällt Hannah auf, dass er fabelhaft aussieht. Auch mit achtundfünfzig ist er schlank und fit; sein graues Haar ist |215| sorgfältig gekämmt; Er trägt Segelschuhe, khakigrüne Hosen und ein blaues Poloshirt, dessen Kragen oben aus seinem grauen Sweatshirt ragt. Wenn Hannah ihm als Fremden auf der Straße begegnete, würde sie doch bestimmt annehmen, dass er ein Leben führt, das zu seinem attraktiven Äußeren passt? Sie würde sich vorstellen, wie er noch am selben Abend mit seiner schönen Frau eine Benefizgala im Kunstmuseum besucht.
Als sie sich im Wohnzimmer niedergelassen haben, sagt er: »Wir haben uns lange nicht gesehen, Hannah. Dein Anruf heute Morgen kam ziemlich unerwartet. Was verschafft mir die Ehre?«
»Ich bin endlich mal wieder in der Stadt.«
»Ach ja. Und deine Mutter macht jetzt eine glänzende Partie, was? Wer hätte das gedacht?«
»Frank scheint ein richtig netter Kerl zu sein.«
»Ich kann dir verraten, was Frank McGuire für einer ist: ein beinharter Geschäftsmann. Wobei man ihm zugestehen muss, dass er sich selbst nicht schont.«
»Kennst du ihn überhaupt?«
»O ja. Hab ihn jetzt Jahre nicht gesehen, aber ich kenne ihn. Jeder hier kennt ihn.«
»Uns gegenüber hält er sich eher zurück«, sagt Hannah.
»Und was machst du jetzt? Ich nehme an, dass du inzwischen einer bezahlten Tätigkeit nachgehst.«
Sollte er sich wirklich regelmäßig bei Allison nach Hannah erkundigen, müsste er doch Bescheid wissen. »Ich arbeite für eine gemeinnützige Stiftung, die klassische Konzerte in öffentlichen Schulen organisiert.«
»Sieh an, sieh an. Als Kind konnten dich keine zehn Pferde dazu bringen, Klavier zu üben.«
»Du meinst Allison. Ich hatte nie Klavierunterricht.«
»Ach so? Deswegen bist du doch immer zu dieser alten Hexe in die Barkhurst Lane gegangen.«
|216| »Allison ist hingegangen.«
»Du hattest also keinen Klavierunterricht? Muss eine entbehrungsreiche Kindheit gewesen sein.«
»Egal«, sagt sie, »dafür arbeite ich jetzt als Fundraiser.«
»Eine gemeinnützige Stiftung, sagst du? Na ja, du und deine Schwester wollt jetzt beide die Welt verbessern.«
»Du warst im Peace Corps, Dad.«
Er zieht eine Art fröhliche Grimasse. »Ist das nicht unglaublich? Ich bin immer davon ausgegangen, dass zumindest eine von euch beiden Wirtschaft oder Jura studiert. Aber du könntest es ja noch. Du wirst erst sechsundzwanzig?«
Sie nickt. Niemand eignet sich weniger für ein Wirtschafts- oder Jurastudium als sie.
»Damit stünde dir vieles offen, vor allem mit einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium. An deiner Stelle würde ich das wählen, vergiss den alten Jurakram.«
Wieder nickt sie. Wenn sie noch eine Viertelstunde ausharrt, müsste es reichen. »Warst du viel geschäftlich unterwegs?«
»Kommt immer seltener vor. Ich hatte eine Verhandlung in King of Prussia, falls man diese Kloschüssel überhaupt als Reiseziel angeben kann. Letzten Monat bin ich nach Florida geflogen, aber nicht geschäftlich, sondern um ein bisschen Spaß zu haben.« Ihr Vater lehnt sich vor. »Nimmst du bitte dieses Fotoalbum aus dem Regal? Du wirst staunen.«
Als sie das Album in Händen hält, winkt er sie zu sich. Heißt das, sie sollen traut beieinander auf dem Sofa sitzen? Und seit wann fotografiert ihr Vater? Er verlor immer die Geduld, wenn ihre Mutter sie posieren ließ; während ihre Mutter ergeben wartete, auf mehr Sonne oder ein Lächeln von Hannah, sagte ihr Vater barsch: »Jetzt drück schon ab, Caitlin.«
|217| »Ich war mit ein paar Kumpels unterwegs, Howard Donovan und Rich Inslow«, erklärt er. »Inslow lebt jetzt auch getrennt.«
Hannah kann sich nicht daran erinnern, dass ihr Vater Freunde gehabt hätte, auf jeden Fall keine engen Freunde. Die Donovans und die Inslows waren zwar im gleichen Club wie die Gaveners – nach der Scheidung gab ihre Mutter die Mitgliedschaft auf, so dass Hannah kaum mehr dort war –, aber die Männer schienen ihr bloß Bekannte zu sein. Interessanterweise traf sich ihr Vater nicht mehr mit anderen Frauen seit dem Zeitpunkt, als ihre Mutter gerade wieder anfing auszugehen. Zunächst war er noch ein paar Beziehungen eingegangen, die alle nicht vorhielten.
»Wir sind zum Golfen hingefahren, bloß ein verlängertes Wochenende«, erzählt er. »Hier siehst du die Anlage. Der Rasen ist ausgezeichnet, dazu ein traumhafter Blick aufs Meer. Wir waren in Clearwater, drüben am Golf.«
Eigentlich unvorstellbar,
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