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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Palazzo hatten sie wahrscheinlich ohnehin nichts zu tun; die war eher von Puddus Komplizen hier in der Stadt organisiert worden. Und das konnten sowohl Toskaner wie Sarden sein, die genausowenig Kontakt zu den Drahtziehern haben würden wie der basista – ausgenommen vielleicht im Moment der Geiselübergabe. Doch auch da hatten sie bestenfalls maskierte Männer gesehen. Sie kannten keine Namen; ihr Geld bekamen sie gleich nach Erledigung ihres Auftrags, und damit waren sie raus aus dem Geschäft.
    Sobald die Identität des basista feststand, gegen den sich wahrscheinlich keine brauchbaren Beweise finden ließen, war den Ermittlern fast die ganze Bande namentlich bekannt. Aber bis die Geisel in Sicherheit war – oder eine unvorhergesehene Wendung eintrat –, durfte man keine Festnahme riskieren. Und nach der Freilassung der Contessa würden die Täter entweder untertauchen oder außer Landes flüchten. Alles, was Maestrangelos Leute tun konnten, war warten.
    Der Maresciallo stattete dem Fotografen einen Besuch ab. Er ging in Uniform und nahm einen Mann vom SEK für den Schutz des künstlerischen Erbes mit, das am entgegengesetzten Ende der Boboli-Gärten ebenfalls im Palazzo Pitti untergebracht war. Die beiden hatten verabredet, daß der Spezialist die Unterhaltung bestreiten und Guarnaccia Gelegenheit geben würde, sich in Ruhe umzuschauen. Das Studio in der Via Santo Spirito machte einen ziemlich schäbigen Eindruck, auch wenn es technisch sehr kostspielig ausgerüstet war. Der Maresciallo verstand nichts vom Fotografieren, aber selbst er erkannte, daß diese Ausstattung weit über das hinausging, was sich normalerweise in einem Laden fand, in dem man Paßfotos machen ließ oder Bilder von der Erstkommunion. Hier verfolgte man wohl künstlerische Ansprüche, dachte er und erinnerte sich der Klage der Contessa über die ›gräßliche Ausstellung‹. Bestimmt kein Fotograf für Hochzeiten und Kindstaufen.
    Gianni Taccola war genauso, wie der Capitano ihn beschrieben hatte: kaltblütig und arrogant. Er trug das schwarze Haar modisch kurz und glatt zurückgekämmt, dazu einen blauen Anzug mit schwarzem Hemd ohne Kragen. Als die beiden verschwundenen Landschaftsgemälde aufs Tapet kamen, verzog er nur spöttisch das Gesicht.
    »Die werden Sie im nächsten New Yorker Katalog von Sotheby’s wiederfinden. Das ist kein Diebstahl, nur ein Export ohne Aufsehen.«
    »Der Gedanke«, versetzte der Kollege des Maresciallos, »war uns auch schon gekommen, aber wir meinen, daß eine angesehene Familie sich nicht persönlich auf so eine Transaktion einlassen würde…«
    »Und ich mich auch nicht.« Taccola drehte sich blitzschnell nach dem Maresciallo um, in der Annahme, ihn vor einer Serie von Vergrößerungen ertappen zu können, auf denen Caterina Brunamonti nackt mit einer goldglänzenden Schlange posierte. Aber der Maresciallo pflanzte sich nie direkt vor dem Objekt seiner Neugier auf, sondern ließ es am Rande seines Blickfelds pendeln, während er sich ostentativ auf etwas anderes konzentrierte – in diesem Fall die Großaufnahme einer verstaubten Steinplastik.
    »Sie sehen lieber verwitterte Steine als Frischfleisch?« In seiner arroganten Selbstgefälligkeit lud Taccola den Maresciallo förmlich ein, sich den Bildern von Caterina zuzuwenden.
    »Nein, nein«, beteuerte der Maresciallo und ließ nun gezwungenermaßen den Blick über die opulente Vergrößerungsserie gleiten, die fast eine ganze Wand einnahm. Es waren Schwarzweiß-Aufnahmen mit so theatralischen Schattenreflexen, daß jede pornographische oder auch erotische Komponente von vornherein in Düsterkeit erstickt wurde. »Sehr eindrucksvoll…« An der Peripherie seines Blickfelds pendelte jetzt eine durchgesessene alte Chaiselongue, drapiert mit einer schwarzseidenen Stoffbahn.
    Taccola zuckte die Achseln. »Ich persönlich bevorzuge, ehrlich gesagt, Knaben, aber Sie wissen ja, wie das ist. Der Kunde ist König. Vielleicht sollte ich mir eins von diesen Schildern zulegen, wie sie in Lokalen, wo man keinen Kredit geben mag, hinter der Theke hängen – entsprechend abgewandelt, versteht sich: ›Um Ihnen die peinliche Abfuhr zu ersparen, bitten wir, auf sexuelle Annäherungen zu verzichten.‹ Aber die reiche kleine Signorina, die konnte ich doch nicht kränken, was? Schließlich hat sie meine Ausstellung finanziert. Außerdem war’s mit ihr sogar ganz pikant, weil sich nämlich herausstellte, daß sie noch Jungfrau war. Fast so gut wie ein pubertierender

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