Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
der vordere Teil über dem Abhang. Dann stürzte er, fast wie in Zeitlupe, und überschlug sich wieder und wieder unter metallischem Getöse.
42
Ry und Zoe standen zusammen auf dem Straßendamm und blickten nach unten.
Der Mann auf dem Beifahrersitz war offenbar nicht angeschnallt gewesen. Er lag wie eine zerbrochene Puppe mit verdrehtem Hals auf einem Felshaufen, kurioserweise hatte er die Uzi noch in der Hand.
Der Mercedes war von einem dichten Gestrüpp immergrüner Eichen in seinem Sturz gebremst worden. Der vordere Teil war vollständig in Laub und Zweigen begraben, das Dach fast platt. Es roch nach verbranntem Gummi und heißem Metall.
Ry starrte lange auf das Wrack, suchte nach dem roten Haar und sah keins. Er ging ein Stück die Straße hinunter, bis er eine Stelle fand, die nicht so steil war, und begann halb rutschend abzusteigen.
» Warten Sie, Ry«, rief Zoe. » Was machen Sie?«
» Mich überzogen, dass sie tot ist.«
Sie war nicht tot, aber sie würde es bald sein. Der Ast einer Eiche war abgebrochen und durch ihre Brust gedrungen.
Ihre Augen waren glasig, fast schon leer, bis sie Ry fokussierten. Sie lächelte, aus ihrem Mundwinkel lief Blut.
» Dein Bruder, der Priester… er hat gebettelt, bevor er starb…« Sie gab ein gurgelndes Geräusch von sich, als versuchte sie zu lachen, nur dass das Blut sie daran hinderte. » Gebettelt…«
Rys Gesichtsfeld verschwamm rötlich von den Rändern her, und er fühlte das Blut wie elektrische Ströme durch die Adern in seinen Armen schießen. » Stirb, Miststück«, sagte er. » Stirb jetzt.«
Sie starb. Er sah das Leben aus ihr entweichen, und er hätte ihr am liebsten den Ast aus der Brust gezogen, damit er ihn noch einmal in sie rammen konnte. Sie noch einmal töten.
Von weit oben hörte er Zoe seinen Namen rufen. » Stopp, Ry. Sie können jetzt loslassen, okay? Lassen Sie los.«
Er blickte nach unten und sah, dass er den Rahmen der Windschutzscheibe umklammert hielt, und obwohl er es nicht spürte, musste er sich geschnitten haben, denn er sah Blut zwischen seinen Fingern hervorquellen.
Zoe fasste ihn am Handgelenk. Sie versuchte nicht, seine Hand zu lösen, sie hielt sie nur sanft fest. » Ry, lassen Sie los.«
Er gehorchte, aber nur um in den Wagen zu langen und in den Taschen von Yasmine Pooles blutigem Wildledersakko nach ihrem Handy zu suchen.
Er fand das iPhone, richtete sich auf und trat ein paar Schritte zurück. Er ging die Anruferliste des Geräts durch und sah, dass sie in den letzten Tagen nur eine einzige Nummer angerufen hatte. Die markierte er und drückte auf » Anrufen«. Es läutete nur einmal, dann meldete sich jemand.
» Yasmine?«
Eine tiefe männliche Stimme. Hart, aber auch ängstlich, und noch ein Unterton lag in ihr. Ein sexueller vielleicht, aber auch mehr. Zärtlichkeit?
» Sie ist tot«, sagte Ry. » Und zur Hölle mit Ihnen, Taylor. Wir bringen Sie zu Fall.«
Ry beendete das Gespräch und holte aus, um das Handy in den Fluss zu schleudern, doch dann hielt er inne.
Er ging zur Vorderseite des Wagens, richtete das Handy auf Yasmine Pooles aufgespießten, blutigen Körper und machte ein Foto. Er fand die E-Mail-Adresse, die zu der Telefonnummer gehörte, die er gerade angerufen hatte, und schickte dem Hurensohn ein kleines Geschenk.
Ry spürte eine Berührung im Rücken. Er fuhr herum, bereit, mit dem Handy zuzuschlagen, aber er sah nur in Zoes Gesicht.
Sie war blass, in ihren Augen stand Sorge. » Ry, was tun Sie da?«
Er holte zweimal tief Luft. » Ich habe gerade etwas in Miles Taylors Stimme gehört, als er ihren Namen sagte… Ich glaube, er hat sich etwas aus ihr gemacht. Er…« Ry unterbrach sich und holte wieder tief Luft. » Es ist gut. Es geht mir gleich wieder gut.«
Auf Zoes Wange war ein Schmutzfleck, und er streckte die Hand aus, um ihn abzuwischen, nur machte er alles noch schlimmer, denn jetzt hatte sie auch noch Blut an der Wange, Blut…
» Als ich… Damals in Galveston in der Kirche war Doms Blut noch zu sehen. Es war überall, und auf dem Boden war ein Kreideumriss, wo sein Körper gelegen hatte.« Er schluckte und schloss die Augen, aber er sah Blut, überall Blut.
» Ich will, dass der Schweinehund weiß, wie es sich anfühlt, Zoe. Ich will, dass er leidet .«
Ry merkte, dass er sie immer noch berührte, und wollte seine Hand wegziehen, aber sie schloss die Finger um sein Handgelenk und hielt sie an ihrer Wange. Dann drehte sie den Kopf leicht, bis seine Finger auf ihren Lippen
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