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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Gummisohlen quietschten auf Fliesen, das metallische Klicken von Waffen, die bereit gemacht wurden. Er schätzte, dass es drei, vielleicht vier Kerle waren. Und vermutlich warteten noch ein paar Leute auf der Straße, bei dem Pizza-Gefährt, für den Fall, dass er es wie durch ein Wunder lebend aus dem Haus schaffte.
    Ein Buchregal säumte die Wand auf der anderen Seite des Kamins. Ry sprang auf, wirbelte herum und drückte sich flach an die Wand. Jetzt hatte er das Regal zwischen sich und der Küche; es war allerdings nicht so, als würden ein paar Zentimeter Nussbaumholz und Papier die neunhundertfünfzig Kugeln pro Minute aufhalten, die aus einer Uzi Automatikpistole kamen.
    Hier war er außerdem von der Straße her verwundbar. Wenigstens hatten die ersten Schüsse durchs Fenster die Lampe zerstört, sodass es dunkel im Raum war. Außer dem roten Licht auf seinem Anrufbeantworter. Er musste sich unbedingt den Rest von Doms Nachricht anhören.
    Dad ist tot, und jetzt werden sie sich uns vorknöpfen, weil er etwas getan hat, das …
    Jetzt werden sie– verdammt, sie waren schon da! Er saß nicht zum ersten Mal in der Scheiße, aber noch nie so.
    Er lud neu, richtete die Walther mit beiden Händen auf die offene Tür und blinzelte sich den Schweiß aus den Augen.
    Galveston, Texas
    Zur selben Zeit hörte Pfarrer Dom in der friedvollen Stille der Kirche zum Heiligen Herz die Beichte. Er saß hinter dem dicken purpurnen Samtvorhang in der schrankartigen Dunkelheit des Beichtstuhls. Er war dem Schicksal preisgegeben, bar aller Gefühle. Er hatte sogar aufgehört, sich zu fürchten, aber das lag vermutlich daran, dass die menschliche Psyche nur eine gewisse Zeit lang auf einer emotionalen Messerschneide leben konnte.
    Er hatte daran gedacht zu fliehen, unterzutauchen, aber er hatte keine Ahnung, wie man so etwas anstellte, und abgesehen davon hatte er Verpflichtungen. Ein Priester durfte seine Herde genauso wenig verlassen wie ein Ehemann und Vater seine Familie. Und so führte er sein Leben einfach fort. Er hatte seinen Vater beerdigt, die Messe gelesen, ein Kind getauft, sein Brevier gelesen, zu beten versucht. Und wo er hinsah, jedes Mal, wenn er den Kopf drehte, schien es eine neue Rothaarige zu geben. Selbst die Frau im Beerdigungsinstitut hatte rote Haare gehabt, wenngleich vermutlich gefärbt, denn sie war mindestens sechzig. Wer hätte gedacht, dass so viele rothaarige Frauen in Galveston lebten?
    Er hörte das weit entfernte Läuten des Telefons im Pfarrhaus und dann Stille. Irgendetwas stimmte nicht. Es war zu still. Seit einer Weile hatte niemand den Beichtstuhl betreten, und er hörte keine Bewegung draußen im Kirchenschiff, keine Stimmen. Wo waren die Touristen? Sie kamen jeden Abend um diese Zeit, angezogen vom Sonnenuntergang, der die berühmte, riesige weiße Zwiebelkuppel der Kirche in leuchtendes Rosa verwandelte.
    Er teilte den Samtvorhang, um hinauszuspähen. Keine Menschenseele. Dann fiel ihm Bewegung beim Altargitter auf, und er fuhr zusammen. Eine Frau in einem strahlend gelben Sommerkleid und einem breitkrempigen Strohhut beugte das Knie und machte das Kreuzzeichen. Ihr Haar war allerdings dunkelbraun, und Dom kam sich dumm vor.
    Er ließ den Vorhang wieder zufallen, aber die Angst war zurück, wie ein Schlag in die Magengrube.
    Warum war die Kirche plötzlich so still, so leer? Etwas stimmte nicht…
    Die Beichtstuhltür auf der linken Seite ging knarrend auf und erschreckte ihn. Er hörte Kleidung rascheln, einen Atemzug. Er roch Jasmin, schwach und süßlich.
    » Segnen Sie mich, Vater, denn ich habe gesündigt. Meine letzte Beichte… oder ich sollte vielmehr sagen, meine letzte richtige Beichte, in einer Kirche, im Angesicht Gottes, liegt sehr, sehr lange zurück.«
    Eine Frauenstimme, tief und leise und so bezwingend, dass er den Kopf wandte, um durch den Gitterschirm zu sehen, aber er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, nur einen Hut und eine Fülle langes dunkles Haar, und er dachte, okay, es ist alles in Ordnung.
    » Unser Herr ist überall«, sagte er, » nicht nur in einem Haus der Anbetung. Aber ich bin sicher, er freut sich gleichwohl, dass Sie hier sind.«
    Sie nickte, und ihre Lippen öffneten sich zu einem leisen Seufzer. » Ach, Vater, Sie haben so recht. Zeit ist eine weltliche Vorstellung, und Gott ist wahrhaftig überall. Er sieht alles. Was ich unbedingt wissen muss, ist also wohl, ob er alle Sünden vergibt, selbst die schrecklichen. Vorausgesetzt, man bereut genügend,

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