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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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bleiben und sich eine anzuzünden, war eine gute Methode, sich ein wenig umzusehen, ohne dass es gleich alle Welt mitbekam.
    Der kranke Motor, stellte er fest, steckte unter der Haube eines kleinen roten Lieferwagens, auf dessen Seiten mit weißer Farbe GIOVANNIS PIZZERIA aufgemalt war. Der Wagen tuckerte vorbei und hielt neben einem Hydranten. Ein junger Bursche mit durch Gel zu Spitzen geformtem Haar und einem Nasenring stieg aus; er trug einen dieser Isolierbehälter, in denen die Pizzen angeblich warm blieben, aber in Wirklichkeit nur matschig wurden.
    Ry sah, wie der Junge die Treppe hinaufstieg und an der Tür eines Stadthauses läutete, dann warf er die Zigarette in den Rinnstein und überquerte die Straße. Auch im Erkerfenster seines schicken Queen-Anne-Hauses brannte eine Lampe, aber sie schaltete sich automatisch ein. Niemand wartete zu Hause auf ihn.
    Er öffnete die Tür und stieg über einen Berg Werbepost und Flugblätter, der sich unter dem Briefschlitz angesammelt hatte. Er schaltete die Alarmanlage aus und ging ins Wohnzimmer, zog die Lederjacke aus und warf sie auf das Ledersofa.
    Seine Walther P99 steckte nach Gangsterart hinten im Kreuz im Hosenbund. Er nahm sie heraus und legte sie auf die mit Eisenbändern bespannte spanische Truhe, die er als Kaffeetisch benutzte. Die Truhe war das Geschenk der Primaballerina, mit der er eine Weile zusammengelebt hatte, ehe sie es leid war, nie zu wissen, wo er während ihrer langen Trennungen war, was er tat oder ob sie ihn das nächste Mal auf einem Edelstahltisch im Leichenschauhaus sehen würde.
    Er setzte sich auf die Truhe und band seine Stiefel auf. Sie hatten Stahlkappen, und man konnte einem Mann damit die Rippen oder den Schädel eintreten, aber das machte sie höllisch schwer. Es tat gut, sie von den Füßen zu haben. Er tappte barfuß in die Küche und machte sich einen sehr trockenen und sehr kalten Martini. Er trank nie während eines Jobs, und er schauderte jetzt, als der eiskalte Wermut durch seine Kehle rann.
    Er hatte die Füße hochgelegt, Stan Getz spielte auf der Stereoanlage, und der Martini war halb leer, als er das blinkende Licht an seinem Anrufbeantworter bemerkte.
    Er wartete, bis die letzten Töne von » Body and Soul« verklungen waren, dann stand er auf und ging zu dem antiquarischen Dickens-Schreibtisch vor dem großen Erkerfenster des Raums. Im schwindenden Licht draußen sah er, wie sein unmittelbarer Nachbar den Gesetzen der Physik zu trotzen versuchte, indem er seinen SUV in eine Parklücke zu quetschen versuchte, die zehn Zentimeter kürzer war als der Wagen. Und der Bordercollie, der an der Ecke wohnte, führte seinen Besitzer spazieren. Er sah, wie sie vom Laternenmast zum Hydranten und zum Reifen des Pizza-Lieferwagens gingen. Seine Ballerina-Freundin hatte es » die Pinkelpost« genannt, und Ry musste lächeln bei der Erinnerung daran.
    Er drückte den Abspielknopf, und die hohle Stimme des Geräts sagte: Sie haben eine neue Nachricht, Donnerstag, 12. August, sechzehn Uhr dreiundfünfzig. Und dann kam sein Bruder, er klang fix und fertig: » Ry?« Das einzige andere Wort, das er durch Doms atemloses Schluchzen verstand, war » tot«.
    Dad?
    Ry schnürte es die Kehle zu, aber dann schüttelte er den Kopf. Ausgeschlossen, dass es sich um Dad handelte. Ry war über die Feiertage zu Hause gewesen, und der Alte hatte nie besser ausgesehen. Er trauerte immer noch um Mom, sicher, und um den Verlust ihres Zuhauses, das der Hurrikan Ike zerstört hatte, aber sonst…
    Hatte es einen Unfall gegeben? Mit dem Auto? Der Alte brachte um diese Jahreszeit auch gern sein Boot im Golf aufs Wasser, vielleicht war ein Sturm aufgekommen…
    Was hatte das Gerät gesagt? 12. August? Das war vor zwei Tagen gewesen.
    Komm schon, raus damit, Dom. Was in Gottes Namen ist passiert?
    Er hörte ein Scheppern, als hätte Dom das Telefon fallen lassen, dann Gelächter, das Klappern von Billardkugeln. » Ry?«, sagte sein Bruder wieder, dann meldete sich eine mechanische Stimme und verlangte fünfundsiebzig Cent für die nächsten drei Minuten.
    Er hörte, wie Münzen eingeworfen wurden, gefolgt von der Stimme seines Bruders, die jetzt verängstigt klang. » O Gott, Ry, da kam gerade diese Rothaarige aus der Damentoilette, und nach dem, was Dad gesagt hatte, dachte ich…«
    Es gab eine Pause, während Dom einige Male tief Luft holte, und nun klangen seine Worte klar und relativ ruhig.
    Und höchst sonderbar.
    » Dad hatte einen Herzinfarkt, Ry. Er ist

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