Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

anderen ihren Kopf zu packen, seine Finger in dieses üppige rote Haar zu krallen und sie vor sich auf den Boden zu drücken.
    Später sagte sie zu ihm: » Der andere, der Bruder des Priesters, ja? Der war wesentlich schwerer zu töten. Eine Zeit lang war es, als würden wir dort in den Straßen Galvestons Whac-A-Mole spielen, ehrlich. Er wollte einfach nicht zu Boden gehen.«
    Miles Taylor– Milliardär, Finanzspekulant, Wohltäter und politischer Aktivist– goss einen der teuersten Single Malts der Welt, einen sechzig Jahre alten Macallan, in zwei Waterford-Kristallgläser. Und es war weniger die Wahl ihres postkoitalen Gesprächsthemas als vielmehr die Art, wie sie es sagte– in demselben Tonfall, in dem sie vielleicht ein Pastrami-Sandwich bestellen würde–, die ihn innehalten und sich zu ihr umdrehen ließ.
    Yasmine Poole saß in einem der geblümten weißen Korbsessel des Zimmers– ein grässliches Ding, das seine zweite Frau Laurette seinerzeit ausgesucht und das er immer gehasst hatte. Zu verspielt, hatte er gesagt, aber sie scherte sich keinen Deut um seine Meinung zu Schlafzimmersesseln, auch nicht um seine Meinung zu irgendetwas anderem, weshalb er sich schließlich von ihr scheiden ließ.
    Yasmine Poole allerdings war ein völlig anderer Typ Frau. Er wurde nicht schlau aus ihr. Aus ihnen beiden, ihrer Beziehung, oder wie man längerfristigen Sex zwischen zwei Menschen heutzutage nannte. Zwischen ihnen gab es eine Unterströmung, eine Intimität, die bisweilen fast unerträglich war, roh und dunkel. Sie hatte einmal zu ihm gesagt, er würde das Bedürfnis zu töten in ihr zufriedenstellen. » Du bist mein Dealer für die dunkle Droge, die meine Seele nährt«, hatte sie gesagt.
    In letzter Zeit hatte er sich jedoch gefragt, wer von ihnen beiden in Wirklichkeit der Junkie war. Denn jedes Mal, wenn er sie ansah, so wie er es jetzt tat, verlor er sich in ihr.
    Er sah, dass sie ihr Haar im Nacken zu einem Knoten geflochten hatte und wieder das elfenbeinfarbene Armani-Kostüm trug, in dem sie vor einer Stunde vom Festland herübergeflogen war. Sie las etwas von einem Laptop ab, den sie auf einem Knie balancierte, und zwischen ihren Augen zeichnete sich diese kleine Falte ab, die sie immer bekam, wenn sie sich konzentrierte. Aber ihr Mund war der Mund einer Hure, rot, nass und geschwollen.
    » Du hast schon wieder diesen verträumten, dämlichen Blick, Miles«, sagte sie, ohne aufzuschauen. » Wenn du nicht aufpasst, wird es heißen, du bist verliebt.«
    Miles Taylor spürte tatsächlich, wie er errötete, und es ärgerte ihn gewaltig, denn er war sich sicher, dass es in seinem ganzen Leben noch niemandem gelungen war, ihn zum Erröten zu bringen. » Ich dachte nur gerade daran, wie ich vor kaum einer halben Stunde Blut von deinen nackten Titten gelutscht habe, und jetzt sitzt du da drüben und siehst so proper und professionell aus.«
    » Ich bin die persönliche Assistentin des Präsidenten eines viele Milliarden Dollar schweren Unternehmens. So sehe ich immer aus, wenn ich nicht gerade für dich töte oder dich ficke. Und du hast mich so angelächelt, Miles. So liebevoll. Ich habe es wie einen warmen Atem auf meiner Haut gespürt. Ich sage dir ja immer, wir sind seelenverwandt. Du musst dich damit abfinden.«
    » Blödsinn.«
    Selbst wenn er an so etwas wie Seelenverwandtschaft glaubte, würde er es nie zugeben und ihr damit Macht über ihn einräumen.
    Miles Taylor herrschte über ein Finanzimperium, das mehr als fünfzehn Milliarden Dollar wert war, mehr als das Bruttoinlandsprodukt mancher Dritte-Welt-Länder, mit all der hypnotisierenden Macht, die eine derart obszöne Menge an Geld mit sich brachte. Er hatte eine Tochter, fünf Enkelkinder, alles Mädchen, zwei Exfrauen, beide Miststücke. Und er konnte noch nicht einmal niesen, ohne dass ein halbes Dutzend Arschkriecher aufsprangen, um ihm ein Taschentuch zu reichen.
    Und nicht einer dieser Menschen bedeutete ihm etwas.
    Sein ganzes Leben lang hatte er dieses schmerzhafte Loch in sich gehabt, das er anscheinend nie füllen konnte. Es war wie bei dieser Krankheit, wo man die ganze Zeit Hunger hat und isst und isst, aber die ganzen Kalorien und Nährstoffe gehen einfach durch einen durch. Er hätte einem Psychiater hundert Dollar die Stunde bezahlen können, damit der ihm sagte, dass alles die Schuld von Mummy und Daddy war, und wahrscheinlich hätte der Bursche recht. Aber wen interessierte das?
    Er wusste nur, seit Yasmine Poole in sein Leben