Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Miles sagte noch immer nichts. Schließlich kam der Ermittler zu dem Schluss, das Gespräch sei beendet, und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er jedoch noch einmal stehen und sagte: » Wenn Sie meine Empfehlung hören wollen, Boss, ich würde die Finger von ihr lassen.«
Stattdessen lud Miles sie gleich für den nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch ein.
Ihre Schönheit raubte ihm buchstäblich den Atem. Er wusste schon lange nicht mehr, wie viele Schauspielerinnen und Models er gebumst hatte, und doch war ihm so etwas noch nie zuvor passiert. Dass ihm der bloße Anblick einer Frau die Kehle zuschnürte und er wie ein Fisch an Land den Mund auf- und zuklappte und sie anstarrte.
» Dann erzählen Sie mir doch mal«, sagte er, als er wieder zu Atem gekommen war, » wovor Sie davonlaufen, Ms. Yasmin Yakir.«
Er hatte erwartet, dass sie erschrecken würde oder wenigstens erröten, aber sie zuckte nur leicht die Achseln, was seinen Blick auf ihre Brüste lenkte. » Sie haben also Ihre Hausaufgaben gemacht und eine Leiche im Keller gefunden. Große Sache. Die haben wir alle.« Sie schlug ihre langen Beine übereinander und stellte sicher, dass er hinsah, dann fügte sie an: » Wovor laufen Sie davon, Mr. Marcario Tavoularis?«
Es war so komisch, dass er beinahe laut gelacht hätte. Er hatte beabsichtigt, sie zu überrumpeln, und jetzt war er selbst der Überrumpelte. Weniger weil sie wusste, dass er seinen Namen vom griechischen Marcario Tavoularis zu dem neuenglisch klingenden Miles Taylor geändert hatte, sondern weil sie sich die Mühe gemacht hatte, es herauszufinden. Er hatte seine Arbeiterklasse-Wurzeln zwar nicht übermäßig tief vergraben, aber ein wenig Schürfen dürfte es dennoch erfordert haben.
Andererseits war sie immerhin beim israelischen Geheimdienst gewesen. Er war aber zuversichtlich, dass seine echten Geheimnisse und Leichen so tief begraben waren, dass ihr nicht einmal ein Hauch davon in die Nase gestiegen sein konnte.
Also beugte er sich vor und legte viel Gemeinheit in sein Lächeln. » Worauf wollen Sie hinaus, Ms. Yakir oder Poole oder wie immer? Dass Sie schlau sind und Mumm haben? Glauben Sie, das macht uns ebenbürtig?«
Sie erwiderte sein Lächeln, und er bekam einen Steifen. » Nein, Mr. Tavoularis oder Taylor oder was immer. Wenn Sie Ihren ersten Mann töten, dann werden wir ebenbürtig sein.«
Er hätte ihr dieses neunmalkluge, überhebliche Lächeln am liebsten aus dem Gesicht gewischt, indem er ihr von dem großen Mord erzählte, aber er tat es nicht. Allerdings erzählte er ihr irgendwann doch davon. Er erzählte ihr irgendwann so ziemlich alles.
» Schau mich nicht so nachdenklich an«, sagte sie jetzt.
Sie strich die tiefen Krähenfüße um seine Augen mit den Fingerspitzen glatt. » Du überlegst manchmal zu viel. Analysierst alles. Analysierst mich. Manche Leute lieben den Geschmack von Blut einfach von Geburt an.«
Unten schlug eine Tür zu, und jemand lachte zu laut. Miles wandte sich von ihr ab und humpelte zum Fenster, um zu sehen, was es mit dem Lärm auf sich hatte.
Die Sonne war inzwischen längst untergegangen, aber es gab noch genügend Licht am Sommerhimmel, damit er sah, dass es nichts war, nur drei Leute der Cateringfirma, die aus dem Billardzimmer zum Rauchen auf die Veranda gekommen waren. Morgen Abend gab er eine Party hier in seinem Strandhaus, eine intime Zusammenkunft von rund fünfzig der Superreichen und Berühmten dieser Welt.
Mein Strandhaus. Hm. Zwanzig Zimmer, gemauerte Kamine, umlaufende Veranden, Meerblick und zwölf Millionen Dollar teuer– und hier auf Vineyard lief so etwas unter » Strandhaus«.
» Habe ich dir eigentlich einmal erzählt, dass ich hier auf der Insel zur Welt gekommen und aufgewachsen bin, Yaz?« Natürlich hatte er es ihr erzählt, wahrscheinlich mehr als einmal, aber er fuhr trotzdem fort. » In einer kleinen Stadt namens Oak Bluffs. Zu fünft haben wir uns in ein richtiges Neuengland-Häuschen gequetscht. Vier winzige Räume, vor Jahrhunderten von irgendeinem Walfänger gebaut. Von außen war es ein echtes Pfefferkuchenhäuschen, die Touristen fanden es alle niedlich, aber drinnen schälten sich die Linoleumböden ab, und die alten Rohre froren jeden Winter ein und platzten. Und es war nie genug Geld für irgendwas da. Bevor er sich aus dem Staub machte, als ich dreizehn war, hat mein Daddy die Tankstelle am Ort betrieben. Er hat sich um die schicken Autos der reichen Sommergäste gekümmert, die uns kaum
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