Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
Vom Netzwerk:
Mutter‹«, äffte Anna Larina sie nach. » Was willst du von mir, Zoe? Tränen? Ich habe meine schon vor langer Zeit verbraucht.«
    Zoe holte erneut tief Luft. » Ich dachte, dass sie dich vielleicht hier besucht hat. Denn wie sonst sollte sie von mir gewusst haben?«
    Wieder sah Zoe etwas in Anna Larinas Augen aufblitzen. Sie weiß etwas, dachte sie. Sie weiß, was ihre Mutter hierhergeführt hat.
    Nach einem Moment zuckte Anna Larina die Achseln und sagte: » Es ist ja nicht so, als hätte sich eine von uns beiden im Zeugenschutzprogramm versteckt. Drei Minuten Suche auf Google, und die Sache wäre geritzt.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah aus der gläsernen Wand, auch wenn es heute nichts zu sehen gab, keine Brücke und keine Bucht, nur Wolken und Regen. » Sind wir dann fertig hier, Zoe?«
    » Nein, wir sind nicht fertig, Mutter. Nicht einmal annähernd. Nehmen wir für den Augenblick an, ich glaube dir. Dass das alles eine so große Überraschung für dich ist. War denn irgendetwas von dieser dämlichen Waisenhausgeschichte wahr, die du mir die ganzen Jahre eingetrichtert hast?«
    » Herrgott noch mal«, brach es aufrichtig verärgert aus Anna Larina hervor. » Was für ein eigensinniges kleines Miststück du doch bist, und ja, ja, natürlich hast du diese Eigenschaft von mir. Nun denn. Du darfst noch fünf Minuten lang in den schwärenden Kindheitswunden herumbohren, die ich deiner Vorstellung nach habe, wenn du mir nur versprichst, mich danach in Ruhe zu lassen.«
    Anna Larina nahm ein Päckchen Zigaretten und ein goldenes Feuerzeug aus der Tasche ihrer schwarzen Kaschmirhose und zündete sich eine an. Sie betrachtete die Flamme einen Moment lang, bevor sie das Feuerzeug zuschnappen ließ.
    » Das Waisenhaus«, sagte Zoe. » Ist etwas davon wahr?«
    » Oh, es war nur allzu wahr. Ein großer, hässlicher Sandsteinbau, geleitet von Schwestern in einem heruntergekommenen Teil von Columbus, Ohio. Es gab sogar Gitter vor den Fenstern, wenngleich ich vermute, sie waren mehr dazu da, das Gesindel aus dem Viertel draußen zu halten als uns kleine Waisenmädchen drinnen. Es war nicht alles grausig mit täglichen Prügeln und so, aber es war immer noch hart genug. Nur war meine Mutter sehr lebendig, als sie mich dort ablud. Mich und einen kleinen Koffer voll Kleidung und einen Pappkarton mit ein paar von meinen Schätzen.«
    » Aber warum ausgerechnet Ohio, wenn ihr in L. A. gewohnt habt? Und außerdem geht keine Frau einfach her und lässt ihr Kind im Stich. Sie muss einen Grund gehabt haben.«
    » Du überraschst mich, Zoe. Wenn man bedenkt, wessen Tochter du bist und womit du deinen Lebensunterhalt verdienst, hast du immer noch eine ziemlich rosarote Sicht der menschlichen Natur.«
    » Aber du musst eine Ahnung gehabt haben, warum sie es tat. Wenn nicht damals, dann jetzt, im Rückblick.«
    Anna Larina legte den Kopf in den Nacken und blies einen perfekten Rauchkringel in Richtung Decke. » Muss ich?«
    Zoe nahm den Silberrahmen mit der Fotografie und stellte ihn auf seinen Platz auf dem Schreibtisch zurück. Das Bild bedeutete Anna Larina immerhin genug, dass sie es an einem Ort aufstellte, wo sie es jeden Tag sah. Die Frau vor dem Studiotor, die den Arm um die Schulter ihres kleinen Mädchens gelegt hatte, sah ohne Frage glücklich aus, voller Leben. Aber das Bild war ein Jahr vor dem Waisenhaus aufgenommen worden, wenn man Anna Larina glauben wollte.
    » Du hast mir erzählt, sie hat als Kamerafrau bei Fox gearbeitet…«
    » Eher als Laufmädchen eines Kameramanns, denke ich. Obwohl…« Anna Larinas Stimme verlor sich, und sie stierte auf das Ende ihrer Zigarette, als versuchte sie, sich jetzt ernsthaft zu erinnern.
    » Ich glaube, das Studio hat sie zum Ende tatsächlich hinter der Kamera eingesetzt. Ich erinnere mich, dass sie bei einem Streifen bereits richtig gefilmt hatte, und sie war ganz aufgeregt, weil sie dabei waren, die Produktion eines zweiten zu beginnen. Ich machte mir Sorgen, weil es auf meinen Geburtstag zuging– meinen neunten–, und ich hatte Angst, sie könnte meinen großen Tag vor lauter Konzentration auf den neuen Job vergessen. Aber dann rannten wir davon, ehe es so weit war, wir machten uns einfach mitten in der Nacht auf den Weg, oder zumindest erschien es mir so. Sie hat nicht einmal eine Nachricht für Mike hinterlassen.«
    » Mike? Wer war Mike?«
    » Mike O’Malley. Mein Stiefvater, oder ich sollte ihn wohl besser Mutters Ehemann nennen, denn er hatte kaum

Weitere Kostenlose Bücher