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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Seidenteppich und fühlte sich plötzlich leer und verloren. Ihr fiel nichts mehr ein, was sie dieser Frau zu sagen gehabt hätte.
    Aber dann, auf dem Weg zur Tür, kam ihr etwas anderes in den Sinn. » Hast du jemals von einem Knochenaltar gehört?«
    Anna Larina saß wieder in ihrem Designersessel hinter der schwarzen Marmorplatte und klappte ihren Laptop zu. Sie blickte auf und sagte eine Spur zu beiläufig: » Nein, wieso?«
    » Ach, nur so. Ist nicht wichtig.«
    Zoe wandte sich zum Gehen, aber die Stimme ihrer Mutter ließ sie verharren. » Es war die Entscheidung deines Vaters, sich diese Waffe an den Kopf zu setzen, Zoe. Seine Entscheidung abzudrücken. Er hat dich verlassen, sich absichtlich für alle Zeit aus deinem Leben gestohlen, aber das konntest du nicht akzeptieren. Du musstest jemandem die Schuld geben, also hast du sie mir gegeben.«
    Zoe unterdrückte den Schmerz. Selbst nach all den Jahren tat es immer noch unerträglich weh. » Daddy hat mich geliebt.«
    » Oh, ich bezweifle nicht, dass er glaubte, dich zu lieben. Er hat nur einfach sich selbst mehr geliebt. Er war ein eitler Mensch, und er war schwach. Er hat das Familiengeschäft in meine Hände gelegt, und dann hasste er mich dafür, dass ich genau die Dinge tat, die er gern getan hätte, nur dass ihm der Mumm dazu fehlte.«
    » Er hat mich geliebt«, sagte Zoe und bebte innerlich. » Und das war immer dein Problem, nicht wahr, Mutter? Du warst eifersüchtig, eifersüchtig auf deine eigene Toch…«
    Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie. Ihre Mutter sah sie noch einen Augenblick an, zur Abwechslung waren ihre blassen Wangen gerötet. Dann wandte sie ihr den Rücken zu. » Herein.«
    Die Tür ging auf, und ein großer Mann trat ein. Sehr, sehr schwarzes Haar, gewalttätige blaue Augen, ein grausamer Mund. Er sah nicht viel älter aus als Zoe, etwa Mitte dreißig, aber die Brutalität, die er ausstrahlte, reichte für zwei Leben.
    Er sah von ihr zu ihrer Mutter und sagte dann auf Russisch: » Zwei Polizisten sind an der Tür.«
    » Danke, Sergei.«
    Zoe musterte ihn von Kopf bis Fuß. Eine Waffe im Schulterhalfter über einem schwarzen T-Shirt, das sich über wohlgeformte Muskeln spannte. Schwarze Jeans und Stiefel mit Stahlkappen. Die farbenfrohe Tätowierung eines bluttriefenden Dolchs erstreckte sich über die gesamte Innenseite seines kräftigen Unterarms. Es war eine russische Gefängnistätowierung, die man von seinen Mitgefangenen an dem Tag bekam, an dem man ein Mafioso wurde.
    » Gehen dir die selbst gezüchteten Vors aus, Mutter, dass du sie jetzt aus der alten Heimat importieren musst?«, fragte Zoe.
    Die blauen Augen flackerten, kehrten zu ihr zurück, taten sie als unwichtig ab.
    » Leb wohl, Zoe«, sagte Anna Larina.
    Auf dem Weg nach draußen begegnete Zoe Mackey und Wendy Lee, die mitten in der riesigen, mit weißem Marmor gefliesten Eingangshalle standen. Wendy bewunderte eine Skulptur aus Bronzedraht, die sich bis hinauf zu der kathedralenhohen Decke erstreckte. Mackey war wütend.
    » Ich habe Ihren verdammten Wagen in der Einfahrt gesehen«, sagte er. » Ich rufe die Verkehrspolizei an. Die hätten Ihnen vorher schon in den Arsch treten sollen.«
    14
    Anna Larina Dmitroff starrte auf den leeren Monitor ihres Laptops, aber was sie sah, waren Bilder in ihrem Kopf.
    Ihre Mutter, die ihr auf der Treppe dieses Waisenheims einen Abschiedskuss gab, und ihr trauriges, armseliges Kleinmädchen-Ich, das sich an den Pappkarton voll nutzloser Schätze klammerte und ihrer Mutter nachsah, die die Treppe hinunterging, um die Ecke bog und für immer aus ihrem Leben verschwand.
    Bis jetzt.
    Deshalb stell dir meine Überraschung vor, Mama, als du nach all den Jahren plötzlich hier auftauchst und noch am Leben bist. Oder vielmehr am Leben warst bis gestern Nacht, als dich endlich jemand umgebracht hat. Wer könnte das wohl gewesen sein, liebe Mama?
    Egal. Das Wer spielte keine Rolle, und die Antwort auf das Warum kannte Anna Larina bereits. Sie hatten sie natürlich wegen des Knochenaltars getötet.
    Und das geschieht dir recht, liebe Mama, weil ich weiß, warum du gekommen bist, und es war nicht meinetwegen. Ich existiere nicht für dich, ich habe neunundvierzig Jahre lang nicht für dich existiert. Deshalb bist du natürlich nicht meinetwegen gekommen. Du bist wegen Zoe gekommen.
    Anna Larina riss die gerahmte Fotografie von ihrem Schreibtisch und hätte sie fast an die Wand geschleudert; erst im letzten Moment hielt sie sich

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