Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Umständen gelebt, und seit dieser Aufnahme ist viel Zeit vergangen, aber der Gerichtsmediziner glaubt, es ist dieselbe Frau. Sie lassen es später durch ein Fotoanalyse-Programm laufen, um eine eindeutige Bestimmung zu erhalten.«
» Aber es kann nicht dieselbe Frau sein«, sagte Zoe. » Die Frau auf diesem Bild ist meine Großmutter. Und sie hieß nicht Rosie, sondern Katja. Katja Orlowa. Nur ist sie seit fast fünfzig Jahren tot.«
13
Zoe trat Babes Gaspedal durch.
Sie erwischte eine Ampel eben noch bei Gelb, fädelte sich quer über die Market Street und bog bei der ersten Gelegenheit links ab, dann direkt auf die Franklin Street. Auf keinen Fall wollte sie auf der Van Ness Avenue bleiben, wo die Ampeln bei jeder Querstraße auf Rot schalteten. Sie fuhr durch den windgepeitschten Regen nach Norden, wobei sie immer nach der Polizei Ausschau hielt. Viele Beamten kannten Babe, und die, die ihn nicht kannten, würden einem babyblauen Oldtimer-Mustang trotzdem liebend gern einen Strafzettel verpassen.
Sie beging eine gehörige Gesetzesübertretung, weil sie einem Fußgänger nicht erlaubte, vor ihr die Straße zu überqueren, und ihn stattdessen von Kopf bis Fuß nass spritzte, aber sie musste vor der Polizei bei ihrer Mutter sein. Sie musste in Erfahrung bringen, wie eine obdachlose Frau, die im Golden Gate Park ermordet worden war, sich als dieselbe Großmutter herausstellen konnte, die vor vielen Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorben war.
Aber man konnte überhaupt nur dann hoffen, die Wahrheit aus Anna Larina Dmitroff herauszubekommen, wenn man sie überraschte. Wenn Zoe zuerst bei ihrer Mutter eintraf, wenn sie ihr ins Gesicht, in die Augen sehen konnte, dann würde vielleicht etwas durch die harte, kalte Maske dringen, die sie zur Schau trug.
Sie war fast da. Die Scheibenwischer schleppten sich über die Windschutzscheibe, innen beschlug das Glas. Sie schnitt ein Taxi, scherte knapp vor einem Monster-Lexus ein, Flüche und gestreckte Mittelfinger im Schlepptau, und landete beinahe im Garten eines hohen, schmalen viktorianischen Hauses. Sie bog scharf links auf die Washington Avenue, rutschte fast in einen geparkten Toyota, rollte an den Kreuzungen Gough und Octavia ohne zu halten über die Stoppschilder und schwenkte zwei Blocks weiter in die Einfahrt zur Villa ihrer Mutter am höchsten Punkt von Pacific Heights. Genau zwölf Minuten waren vergangen, seit sie Mackey und seine Partnerin Wendy Lee hatte stehen lassen, weil sie angeblich vor Gericht erwartet wurde. Sie hatte sie wegfahren sehen und war dann in die Gasse hinter der Bodega geflitzt, wo ihr Wagen stand.
Und jetzt war sie Gott sei Dank vor ihnen hier eingetroffen, aber sie musste sich beeilen.
Wind trieb ihr den Regen ins Gesicht, als sie die Treppe des riesigen Gebäudes aus Granit und Glas hinaufrannte. Doch der Anblick der hohen Doppeltür aus Ebenholz mit ihren Klinken aus Sterlingsilber ließ sie abrupt stehen bleiben.
Vor dreizehn Jahren, am Tag ihres Highschool-Abschlusses, war sie mit nichts als einer Sporttasche voll Kleidung aus dieser Tür gegangen und hatte ihr altes Leben hinter sich gelassen. Sie hatte sich geschworen, nie zurückzukommen, aber sie hätte es besser wissen müssen. Man kann seiner Vergangenheit nicht völlig entkommen.
Zoe holte tief Luft, hob den Kopf und läutete. Keine fünf Sekunden später öffnete ein Mann ohne Hals und mit Händen groß wie Truthahnteller. Sie schob sich an ihm vorbei, was vermutlich nicht sehr schlau war, da sie ein Schulterhalfter unter seinem weit geschnittenen schwarzen Sakko sehen konnte.
» Ich bin ihre Tochter«, sagte Zoe, als er sie am Arm packte. » Wenn Sie also auf Ihre Finger Wert legen, dann nehmen Sie sie besser von mir.«
Der Mann hatte ein wettergegerbtes Gesicht, wachsame Augen und schnelle Reflexe. Er ließ sie unverzüglich los.
» Wo ist sie?« Was, wenn sie nicht da war? Bitte, lieber Gott, sie musste vor der Polizei mit ihrer Mutter…
» Die Pakhan«, sagte der Mann, » ist oben in der Bibliothek.«
Zoe nahm nicht den sarggroßen Aufzug, sondern rannte alle vier Absätze der geschwungenen Kalksteintreppe hinauf, doch oben wurde sie von einer weiteren Tür aufgehalten.
Diese war aus massivem glänzendem Mahagoniholz, und auf der anderen Seite von ihr befand sich Anna Larinas Heiligtum. Dreizehn Jahre, seit sie zuletzt in diesem Haus war, und noch einmal zwei Jahre länger, dass sie diesen Raum nicht mehr betreten hatte. Seit einem Sommertag, als sie
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