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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Hüterin tritt ab, aber eine andere ist da, um ihren Platz einzunehmen. Ich habe es in dem Augenblick gesehen, in dem Sie durch diese Tür kamen. Ich dachte nur, ich sollte warten, bis Sie den Schlüssel hervorholen. Aber ich habe es gesehen.«
    Er sah sie an, aber mit einem entrückten Blick, als hätte er sich in einer anderen Zeit verloren. » Aber schließlich gehöre ich zu den Toapotror. Den Zauberleuten.«
    » Die Zauberleute?«
    Er seufzte und ließ ihre Hand los. » Sie wissen nicht Bescheid? Nun ja, die Jahre vergehen, und mit ihnen geht das Wissen um die alten Gebräuche. Wir Toapotror sind ein Stamm eingeborener sibirischer Familien, deren Pflicht es ist, der Hüterin zu helfen, den Knochenaltar vor der Verderbnis durch die Welt zu bewahren. Leider sind wir inzwischen fast ganz verschwunden, entweder tot oder in alle Himmelsrichtungen verstreut.«
    Plötzlich blitzte etwas in seinen schwarzen Augen auf. » Andererseits hat der wahre Zauber immer im Innern des Altars gewohnt, nicht in uns.«
    » Und doch war es das grüne Licht, das Sie in Ihr Fenster gestellt haben, das mich hierhergeführt hat. Das war doch eine Art Zauber, oder nicht?«
    » Ja… Ja, vielleicht.« Er lächelte wieder. » Und vermutlich war eine andere Art Zauber am Werk, als ich Lena Orlowa in einer Suppenküche in Hongkong entdeckte. Dass zwei kriegsmüde Exilanten von einem so weit entfernten Ort wie Norilsk gleichzeitig Hunger bekommen und in einer Stadt voller Suppenküchen in die gleiche Suppenküche marschieren– Zufall oder Zauberei, wer könnte das sagen? Und ich erkannte sie in dem Moment, in dem ich sie zu Gesicht bekam. Wie sollte ich auch nicht? Denn obwohl wir beide Kinder gewesen waren, als ich sie zuletzt sah, war sie zum Ebenbild der Madonna herangewachsen. Genau wie Sie.«
    Zoes Puls beschleunigte sich. Schau zur Madonna. » Was meinen Sie damit, ich bin ihr Ebenbild?«
    Er hielt den Zeigefinger in die Höhe. » Sie werden es gleich sehen, aber zuerst…«
    Er ging zur Eingangstür, streckte den Kopf hinaus und schaute die Straße hinauf und hinunter. Dann schloss er die Tür ab und hängte das Schild FERMÉ ins Fenster.
    Er drehte sich zu Zoe um. » Wurden Sie verfolgt?«, flüsterte er.
    » Ich weiß es nicht«, sagte sie und kam sich dumm vor, weil ihr die Möglichkeit nicht einmal in den Sinn gekommen war.
    Der alte Mann schaltete die Lampe mit dem grünen Schirm aus, spähte aus dem Fenster und zog das Rollo herunter. » Wir Toapotror dienen den Hüterinnen seit Generationen, seit es Hüterinnen gibt, und wir tun es in aller Treue. Aber manchmal ist es gefährlich. Wir lernen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, auch wenn wir dafür wie alte Narren aussehen.«
    Er ging zurück zu dem blauen Samtvorhang hinter dem Spiegel und zog ihn auf. » Kommen Sie.«
    Zoe folgte ihm durch eine schmale Tür in einen kleinen Raum. Es sah aus, dachte sie, als sei die Bühne für eine Séance bereitet. Um einen runden, mit Stoff bedeckten Tisch standen fünf Stühle. Eine Lampe mit Blechschirm hing von der Decke. Es gab keine Bilder an den verputzten Wänden und keine Teppiche auf dem alten Holzboden.
    Der alte Mann zog einen Stuhl heraus. » Bitte…«
    Zoe setzte sich.
    » Es wird einen Moment dauern«, sagte er, dann ging er wieder nach vorn in den Laden.
    Zoe hörte Holz an Holz kratzen, eine Angel quietschen, gefolgt von einem Niesen und dem Ausruf: » Merde!«
    Der Vorhang schwang auf, und er kam zurück in den Raum. » Ich fürchte, ich habe alles ein bisschen verstauben lassen.«
    Zoe empfand plötzlich helle Aufregung, als sie die hölzerne Schatulle sah, die er so ehrfürchtig in den ausgestreckten Händen hielt. Es war eine exakte Kopie der Schatulle auf dem Wandteppich, in der die Dame ihre Edelsteine aufbewahrte.
    Diese hier war jedoch groß genug, um einen anständigen Laib Brot aufzunehmen. Sie war mit Eisenbändern mit Nieten verstärkt und hatte einen gewölbten Deckel. Sie hatte außerdem zwei Schlösser, eins an jedem Ende.
    Der alte Mann stellte die Truhe auf den Tisch vor Zoe. Er zauberte ein Tuch aus seiner Jackentasche und wischte den Staub ab. » Wir Toapotror erzählen gern eine Geschichte, wie vor vielen, vielen Jahren, vor so langer Zeit, dass die Wahrheit im Nebel der Geschichte verloren gegangen ist, ein Volk lebte, das die alte Kunst der Zauberei ausübte und dessen Schamane von einer so mächtigen Zauberkraft besessen war, dass er die Toten wieder zum Leben erwecken konnte. Eines Tages nahm sich dieser

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