Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Belastbares gegen die Nazis zu ermitteln.«
»Aber Sie beide sind bislang die einzigen Verdächtigen im Fall Floto. Die Buchstaben M und T, die auf der Stirn des Toten eingeritzt waren, sind nach Meinung des LKA ein Hinweis auf einen Täter mit jüdischem Hintergrund.«
Lorenz erkannte Pauls Stimme. Dann die des alten Kratz: »Das ist Unsinn. ›Meth‹ in die Stirn eines Toten zu ritzen, und dann auch noch in lateinischen Buchstaben, das würde keinem Juden einfallen. Wer so was glaubt, hat keine Ahnung.«
»Das müssen Sie mir genauer erklären. Einen Moment bitte.«
Lorenz horchte auf. Was war auf der Stirn des Toten zu lesen gewesen, und warum unterbrach Paul das Gespräch? Einer plötzlichen Ahnung folgend, wandte sich Lorenz schnell von der Tür ab. Diese wurde jedoch in diesem Moment auch schon aufgerissen. Bevor Lorenz ein paar Schritte gehen konnte, hatte Paul ihn gestellt. »Lorenz!«
»Paul, was für eine Überraschung.« Lorenz versuchte ein Grinsen. »Was machst du denn hier?«
»Ich befürchte, dasselbe wie du. Nur ist es mein Job, im Gegensatz zu dir. Versuch gar nicht erst so zu tun, als habe Kommissar Wollbrand nicht gelauscht!«
»Na gut, der weise Ermittler weiß, wann er aufgeflogen ist«, brummte Lorenz. »Wie hast du mich entdeckt?«
»Gar nicht«, antwortete Paul. »Es war nur so eine Idee. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Nennen wir es eine glückliche Intuition.«
»Ich nenne es gemeines Glück.«
Lisa Wilke und Jakob Kratz traten auf den Gang. »Was gibt’s?«, fragte Lisa.
»Gar nichts«, meinte Paul. »Dieser Herr hätte beinahe etwas von unserem Gespräch belauscht, aber er ist schon so gut wie weg.«
»Ich geh ja schon«, maulte Lorenz. »Ich bin vielleicht alt und klapprig, aber ich weiß immerhin noch, wann ich unerwünscht bin.« Mit diesen Worten zog er ab, gar nicht einmal allzu unzufrieden mit dem, was er hatte aufschnappen können.
16. Kapitel
Ihr glaubt ja nicht, was ich Spannendes erfahren habe!« Benny strahlte die Freunde an, als er in Bärbels Apartment trat.
Gustav grinste: »Stimmt, wir glauben es nicht.«
Lorenz meinte: »Das passt ja wunderbar, ich wollte gerade auch erzählen, was ich herausgefunden habe.«
Bärbel lachte. »Wer macht also jetzt den Anfang?«
»Ich natürlich!«, rief Benny. »Ich bin der Jüngste und habe am wenigsten Geduld.«
»Wo der Knabe recht hat, hat er recht«, meinte Gustav. »Erzähl.«
»Also«, begann Benny. »Ich war doch bei dem Floto, um die Betten abzuholen. Und da sah ich ein paar Typen bei ihm, die definitiv Neonazis waren!«
Bärbel fragte: »Woran hast du das erkannt? Hatten die Hakenkreuze an der Kleidung oder so etwas?«
Benny schüttelte den Kopf. »Nee, die machen das heute anders. Die tragen Sachen, an denen sich das braune Gesocks sofort erkennt, aber so nette alte Leute wie ihr oft eben nicht. Diese Jungs trugen Bomberjacken der Marke Consdaple.«
»Wie jetzt?« Bärbel blickte ratlos drein.
»Siehste!« Der junge Pfleger sah triumphierend in die Runde. »Bei euch funktioniert das also auch. Bestimmte Dinge muss man heutzutage wissen. Consdaple ist eine von Nazis erfundene Marke. Wenn du das zum Beispiel auf der Brust stehen hast und trägst deine Jacke offen, dann kann man nur die mittleren Buchstaben lesen, und die sind NSDAP.«
»Das ist ja krank«, meinte Bärbel.
Lorenz sagte: »Aha, genau wie sein Vater also ist der jüngere Floto auch Nazi. Das wundert mich nicht wirklich. Und das waren die Neuigkeiten?«
»Nee, passt mal auf, das Fette kommt erst noch. Danach war die Anna, also die Tochter vom Floto, also die Enkelin vom toten Floto, hier im Heim, und ich hab ihr geholfen, die Sachen ihres Opas zusammenzupacken. Und die ist bei der Antifa!«
»Was ist das denn jetzt schon wieder?«, fragte Bärbel.
»Nee, wat süß, ihr wisst ja wirklich gar nix von der bösen Welt da draußen. Das sind antifaschistische Aktivisten, die meisten genauso bekloppt wie die Neonazis, nur linksherum«, erklärte Benny. »Und die Anna hasst ihren Vater und findet es gerecht, dass jemand ihren Opa weggekloppt hat!«
»Das passt zu meinen Informationen«, sagte Lorenz. »Ich habe nämlich erfahren, dass der alte Kratz Jude ist und dieser Lisa Wilke helfen soll. Und diese Frau ist eine amerikanische Nazijägerin, wenn ich das richtig verstanden habe. Und schon wieder auf freiem Fuß.«
»Ach, deshalb heißt der Kratz mit zweitem Vornamen Israel«, meinte Benny.
»Woher weißt du das denn?«
Benny tippte sich an
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