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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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allein gelassen?«

17. Kapitel
    Sie können doch nicht einfach hier hereinplatzen!«
    Einer der rund einem Dutzend Anwesenden hatte sich von seinem Stuhl erhoben und starrte Paul und Lisa erregt an. Paul schob seine riesenhafte Gestalt ganz in den Raum hinein und zeigte seinen Ausweis. »Mein lieber Stadtrat, Sie sehen doch, dass wir das können. Mein Name ist Gedeck, Kripo Aachen, und das hier« – er zeigte auf seine Begleitung, die noch in der Tür stand – »ist meine Kollegin Lisa Wilke vom US-amerikanischen Justizministerium. Wir ermitteln im Mordfall Floto.«
    Der Stadtrat ging um den Besprechungstisch herum auf Paul zu. »Ich dachte, Kommissar Gerster aus Düren ist der leitende Ermittler?« Dann fügte er hinzu: »Mein Name ist Kellermann.«
    »Ach ja, Sie sprachen bereits mit Kollege Gerster. Es macht Ihnen sicher nichts aus, hier im Kreise Ihrer Kollegen nochmals zu erläutern, warum jemand, der Sie abends anruft, wenig später erschlagen wird, nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt.«
    Im Sitzungssaal des Nideggener Rathauses breitete sich Schweigen aus. Es dauerte einige Sekunden, bis sich Kellermann wieder an Paul wandte, nun mit deutlich ruhigerer Stimme. »Entschuldigung, muss das hier in diesem Kreise besprochen werden? Der Tod des armen Wilhelm hat uns alle sehr getroffen, er war lange Zeit Mitglied des Stadtrates, aber wenn Sie mich als Zeuge vernehmen wollen, gehört das doch eher nicht hierher.«
    Lisa Wilke schob sich neben Paul. »Wir sind hier, weil wir mit Ihnen allen über Wilhelm Floto sprechen möchten.«
    »Was macht denn eigentlich eine Amerikanerin bei diesen Ermittlungen?«, fragte ein anderer, jüngerer Mann. Dann stellte er sich vor: »Entschuldigung, mein Name ist Drechsler.«
    Paul antwortete: »Frau Wilke ist hier auf Einladung der Staatsanwaltschaft Aachen. Ihre Ermittlungen sind vertraulich und gehen Sie nichts an, stehen jedoch vielleicht im Zusammenhang mit dem Mord an Wilhelm Floto.«
    »So, vielleicht«, meinte Kellermann. »Sie wissen es also nicht.«
    »Sehr scharfsinnig«, versetzte Paul. »Sagen Sie, wo waren Sie am Sonntagabend gegen zwanzig Uhr?«
    »Das fragen Sie mich doch nur, weil Wilhelm mich angerufen hat. Das war noch vor sieben, wenn ich mich recht erinnere. Er wollte mich dringend sprechen, ich hatte jedoch keine Zeit, da ich zu Hause Gäste erwartete.«
    »Was wollte er denn?«, fragte Lisa.
    »Das sagte er nicht. Er war sehr erregt, verriet aber nicht warum. Er wolle es persönlich mit mir besprechen, und ich sagte ihm, dann müsse er bis zum nächsten Tag warten.«
    »Da war es aber zu spät«, sagte Paul.
    »Ja, und das tut mir aufrichtig leid. Aber ich habe keine Ahnung, warum er mich sprechen wollte. Und wenn sein mir unbekanntes Anliegen der Grund für seinen Tod sein sollte, kann ich Ihnen leider nicht helfen.«
    Drechsler ergänzte: »Aber wir sichern Ihnen selbstverständlich unsere volle Unterstützung zu. Herr Floto war viele Jahre im Stadtrat tätig. Nideggen hat ihm viel zu verdanken.«
    »Da bin ich sicher«, meinte Lisa. »Wussten Sie, dass er während des Dritten Reiches Mitglied der NSDAP und maßgeblich an der Deportation der Nideggener Juden beteiligt war?«
    »Um Gottes Willen, nein!«, stieß eine Frau hervor. »Ist das sicher?«
    »Sehr sicher«, bestätigte Lisa. »Er unterhielt bis zu seinem Tod Beziehungen zu Altnazis wie Neonazis. Haben Sie hier niemals etwas von seiner politischen Gesinnung gemerkt?«
    »Niemals«, schüttelte ein anderer, älterer Herr den Kopf. »Gestatten, Josef Weihrauch. Ich war einige Jahre gemeinsam mit ihm hier tätig und Parteigenosse der CDU. Er war ein unbescholtenes Mitglied im Stadtrat, und ich habe nie Äußerungen von ihm gehört, die sich nach einer braunen Gesinnung angehört hätten.«
    »Andererseits«, meldete sich die Frau, welche sich eben so entsetzt hatte, wieder zu Wort, »hätten wir doch die Gedenktafel, die an die Nideggener Juden erinnert, vielleicht ohne den Floto einige Jahre früher angebracht, oder?«
    Kellermann schüttelte energisch den Kopf. »Aber meine liebe Frau Schütte, dabei ging es aber nie um die Frage, ob die Gedenktafel angebracht wird, sondern Wilhelm hatte seinerzeit Bedenken gegen das Wie und Wo. Und damit war er auch nicht allein.«
    »Aber trotzdem«, sagte die Frau und schwieg dann.
    »Welche Funktionen hatte Floto denn hier?«, fragte Paul.
    Kellermann antwortete: »Er war zuletzt Leiter des Ausschusses für Bau, Planung, Denkmal und Umwelt und auch Mitglied

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