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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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»Ich meine, so mit – ach, du weißt doch, was ich meine, oder etwa nicht?«
    Gustav, Bärbel und Lorenz schauten sich gegenseitig an. Es wäre vielleicht eine peinliche Stille entstanden, hätte Benny nicht laut aufgelacht und gesagt: »Opa Bertold, du bist schon ein komischer Kauz! Wenn du das meinst, was ich denke, das du meinst, dann ist Gustav sicher nicht so empfänglich für Bärbels Umarmung, wie du vermutlich meinst.«
    Lorenz brummte: »Was redest du denn für einen Unsinn, Junge?«
    Bärbel legte wieder einen Arm um ihn. »Benny meint in seinem jugendlichen Leichtsinn, dass du nicht eifersüchtig sein musst wegen Gustav und mir.«
    »Wieso eifersüchtig? Auf das Tangotanzpaar?«
    Gustav lachte leise. »Ach komm, alter Junge. Du kannst lügen ohne rot zu werden, wenn es um Kommissar Wollbrand geht. Aber bei den persönlichen Dingen eines gewissen Lorenz Bertold stellst du dich ziemlich unbeholfen an.«
    »Ach, geht mir doch weg«, sagte Lorenz und versuchte sich wieder Bärbels Nähe zu entziehen.
    Gustav sprach weiter: »Was Benny dir zu sagen versuchte, lieber Lorenz, ist doch nur, dass Bärbel und ich Freunde sind, aber niemals mehr sein können, weil ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas mit Frauen anfangen konnte. Verstehst du?«
    Lorenz zuckte hilflos mit den Achseln. »Was redet ihr denn plötzlich für ein seltsames Zeug daher?«
    Gustav trat nah an ihn heran. »Alter Junge, wir haben alle bemerkt, dass du etwas für Bärbel empfindest, was vielleicht etwas über Freundschaft hinausgeht. Und klar führst du dich manchmal auf wie ein eifersüchtiger alter Gockel. Und ich bin schwul, verstehst du?«
    Lorenz sah zu Boden und antwortete nicht. Es war ihm gar nicht wohl in seiner Haut. Er fragte sich, was Kommissar Wollbrand wohl in diesem Moment gesagt oder getan hätte. Aber der erfahrene Ermittler, dem nichts Menschliches fremd war, hatte momentan offenbar Urlaub. Daher knurrte Lorenz: »Klar, in Ordnung, du bist schwul. Musste ich das wissen?«
    Benny lachte wieder. »Nee, nur dass ich es wusste und Bärbel und wer weiß noch alles. Nur du hast für so was einfach keinen Sinn.«
    »Ja und? Ich bin halt ein alter Esel.«
    Bärbel lächelte ihn an und meinte: »Aber nein. Es ist wohl nur so, dass Homosexualität in deinem Lebensumfeld nie ein Thema war.«
    Gustav ergänzte: »Aber das ändert auch überhaupt nichts. Es spielt gar keine Rolle, ob ich schwul bin oder nicht. Jedenfalls sollte es für dich keine Rolle spielen.«
    Lorenz holte tief Luft und sagte: »Ach, lasst mich da nur mal eine Nacht drüber schlafen. Ich ärgere mich vielleicht nur darüber, dass hier alle Bescheid wissen, nur ich nicht.«
    »Das mag sein, mein lieber Freund«, meinte Gustav. »Und du hast uns auch ein gutes Stichwort gegeben – wir sollten uns alle aufs Ohr legen. Wir haben spannende Dinge erfahren, und wie ich Kommissar Wollbrand kenne, wird es in den nächsten Tagen viel zu ermitteln geben. Da möchte ich gerne ausgeschlafen sein.«
    »Das ist ein Wort«, stimmte Benny zu. »Ich muss um fünf Uhr raus, da sollte ich eigentlich jetzt schon längst im Bett sein.«
    »So sei es denn«, meinte Lorenz und begab sich zur Tür. »Ich wünsche euch eine gute Nacht.«
    Er schloss die Tür, ohne sich noch einmal nach den Freunden umzusehen, und schlurfte langsam den Gang hinunter. Lorenz war alt genug, um zu wissen, dass die letzten Minuten etwas zu viel für ihn gewesen waren. Die Geschehnisse um den Mord an dem alten Floto waren das eine, aber dass seine Beziehung zu Bärbel, die ihm selbst nicht ganz klar war, so plötzlich zum Thema des Gespräches geworden war, und dann auch noch die Homosexualität seines Freundes Gustav – das war eindeutig mehr, als er auf die Schnelle verarbeiten konnte. Und warum hatten alle das gewusst? Fehlte ihm eine Antenne für so etwas? Benny hatte sich über seine Unfähigkeit, das Offensichtliche zu erkennen, amüsiert. Lorenz konnte dem Jungen noch nicht einmal böse sein, obwohl so etwas wie Ärger in ihm aufstieg. Während er sich seinem Zimmer näherte, drängte sich ihm eine Frage immer mehr auf: Wie würde er Gustav morgen beim Frühstück begegnen? Konnte er mit seinem Freund jetzt noch so umgehen wie bisher? Und als Lorenz seine Zimmertür öffnete, schalt er sich selbst einen Narren. Was wäre schon anders? Er konnte doch auch mit Bärbel befreundet sein, oder etwa nicht?
    »Ach Maria«, murmelte er, während er sich auszog. »Mit dir war alles so einfach. Warum hast du mich

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