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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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damals an der Judenverfolgung beteiligt, und Kratz kennt ihn. Wir werden uns mit ihm noch unterhalten, bislang hat er sich dem entzogen.«
    »Mit ihm muss ich unbedingt sprechen«, sagte Kalle. »Wenn er ein Holocaust-Überlebender ist, wird er unsere Sache sicher unterstützen.«
    »Ach so«, meinte Gustav. »Und was ist diese – Sache?«
    Der junge Mann fixierte Gustav scharf. »Wir sind im Geiste des Schwurs von Buchenwald angetreten, um den Faschismus mit seinen Wurzeln zu vernichten. In unseren Reihen stehen viele, die den damaligen Naziterror überlebt haben. Doch wir Jungen sind heute gefragt, uns für die Zerschlagung des braunen Pöbels einzusetzen. Dieser Kampf braucht starke Köpfe genauso wie starke Arme.«
    »Und Sie sind eher der starke Arm, darf ich annehmen«, meinte Bärbel. »Gewalt erzeugt doch immer nur noch mehr Gewalt, das macht mir Angst.«
    »Junge Frau«, erwiderte Kalle. »Wenn wir unser Ziel erreicht haben, brauchen Sie keine Angst mehr zu haben. Versuchen Sie mal, mit den Kotköpfen von den braunen Kameradschaften zu sprechen! Die haben nur Scheiße im Schädel, und die muss man ihnen herausprügeln, alles andere verstehen die nicht!«
    »Nun mal langsam«, brummte Lorenz. »Ruhig Blut – wir haben hier schon drei Morde in wenigen Tagen, und heute Morgen wäre fast ein weiterer Mensch ums Leben gekommen. Mal ehrlich – habt ihr etwas mit dem Tod des alten Floto zu tun?«
    »Nicht doch«, beeilte sich Nihil Wedding zu sagen. »Wir sind doch keine Mörder – und außerdem war der Kerl trotzdem Annas Opa.«
    »Leider«, ergänzte Kalle. »Ich würde es nicht bereuen, wenn ich den alten Nazi geplättet hätte. Aber ich bin heute erst aus Krefeld angereist.«
    Bärbel wandte sich Anna zu. »Mein liebes Mädchen, das muss doch schlimm für dich sein, deinen Vater als Feind zu betrachten.«
    »Früher schon, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe. Dann hat meine Mutter eine kleine Bude für mich organisiert. Das war das Einzige, was sie je für mich getan hat. Ansonsten hält sie zu meinem Vater.«
    »Aus Angst?«, fragte Bärbel.
    »Vielleicht. Aber auch aus Dummheit. Ich glaube, so falsch findet sie das nicht, was er tut. Sie kauft ihm sogar Klamotten bei Thor Steinar. Aber wenn sie Angst um mich hatte und mich deshalb aus seinem Dunstkreis raushaben wollte, rechne ich ihr das an.«
    »Wie kommen wir jetzt weiter, Herrschaften?«, drängte Kalle. »Ich brauche Informationen. Wie heißt dieser Kratz mit vollem Namen? Vielleicht erfahre ich etwas über ihn. Und was genau ist heute Morgen passiert?«
    Lorenz antwortete: »Der Mann heißt Jakob Israel Kratz. Was heute geschehen ist, erfahre ich noch. Ich habe Verbindungen zur Ermittlungsleitung der Kriminalpolizei.«
    »Nicht schlecht«, meinte Kalle. »Wäre aber besser, uns nicht zu erwähnen. Nicht, dass wir etwas zu verbergen hätten, aber …«
    »Schon verstanden«, antwortete Lorenz. »Ich erzähle der Polizei nicht mehr, als die wissen müssen, um mir helfen zu können.«
    »Cleverer Opa«, grinste Kalle. »Okay, dann machen wir uns mal vom Acker. Wir bleiben in Kontakt.« Er wandte sich zur Tür. Anna und Nihil folgten ihm.
    Als die drei fort waren, atmete Gustav hörbar ein und wieder aus. »Mein lieber Herr Gesangsverein. Das sind mir ja ein paar Früchtchen.«
    »Nicht wahr?«, grinste Benny. »Ganz schön gemischter Dreier. Und das mit dem Schwur von Buchenwald – huh –, das ist strange.«
    »Dem werde ich mal nachgehen«, meinte Lorenz und stand auf. »Das muss ich recherchieren.«
    »Warte«, sagte Bärbel. »Lass uns noch ein bisschen sprechen.«
    »Nee danke, jetzt nicht«, antwortete Lorenz. »Später.« Er winkte den anderen kurz zu und verließ das Apartment.
    Wie so oft in den letzten Tagen fühlte er sich müde. Vielleicht lag es ja am Wetter. Viel zu kühl für die Jahreszeit. Lorenz schlurfte den Flur entlang bis zu seinem Zimmer. Vielleicht brauchte er nur etwas mehr Ruhe als gewöhnlich. Auch sein Bein schmerzte wieder. Er betrat sein Domizil, ging sofort zu seinem Bett und legte sich hin. Eine Zeit lang starrte er an die Decke, ohne einen klaren Gedanken verfolgen zu können. Sein Verhältnis zu Gustav und Bärbel, die Ereignisse der letzten Tage und die jungen Leute, die er gerade kennengelernt hatte, schwirrten in seinem Kopf herum. Ärgerlich schloss Lorenz die Augen und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er murmelte leise: »Kommissar Wollbrand war erfahren genug, um zu wissen, dass er

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