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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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zurück ist.«
    »Mama braucht Ferien von mir und damit sie mit ihrem Lover mal ’ne Woche allein ist!«, rief die Zehnjährige und hüpfte an Lorenz vorbei durch das Zimmer. Rita schob sich an Paul vorbei und küsste ihren Großvater auf die Wange, wo sie nicht von seinem grauen Vollbart überwuchert war. »Das könnte mal wieder gestutzt werden.«
    Lorenz grinste: »Ich weiß, alles ändert sich. Heute sagt man, Opa, biste nicht zu alt für einen Bart? Aber damit zeige ich, dass ich noch zur aussterbenden Spezies des Homo Sapiens gehöre. Der neue Mensch soll ja haarlos sein.«
    »Vor allem soll er nicht kriminalisieren, Opa«, lächelte Rita.
    Lorenz protestierte: »Nun halte ich mich mal zurück, und dann ist es auch wieder nicht richtig. Drei Menschen werden innerhalb kurzer Zeit in Nideggen ermordet, und – war ich einmal am Tatort?«
    »Allerdings«, sagte Paul. »Du warst früher am Fundort von Flotos Leiche als die Kriminalpolizei.«
    »Ach ja, stimmt.« Lorenz kratzte sich verlegen am Ohr. »Das hatte ich doch glatt vergessen.«
    »Aber du hast hoffentlich nicht vergessen, dass wir zusammen ein Eis essen gehen wollten«, meinte Rita. »Das Wetter ist wunderschön, es ist warm, und in Nideggen ist mal wieder Sonntagsatmosphäre. Lass uns gehen!«
    »Ja Opa!«, rief Jessica. »Papa jammert schon die ganze Zeit, dass er endlich ein Eis will. Ich hab ihm versprochen, du kaufst ihm eins. Und ich bekomme einen Riesenbecher mit Schoko und Joghurt und Sahne.«
    »Hört sich gut an«, stimmte Lorenz zu. »Bärbel und Gustav kommen bestimmt auch gerne mit, wenn ihr nichts dagegen habt.«
    »Das können sie gar nicht, denn wir sind schon da!«, rief Bärbel, die in der offenen Zimmertür stand.
    »Wunnebar, ich zieh mir nur noch Schuhe an, dann können wir los«, sagte Lorenz.
    Bald hatten sie das Gebäude verlassen und gingen durch den Park der Seniorenresidenz. Jessica unterhielt Bärbel und Gustav mit Geschichten aus der Schule. Lorenz nahm Rita an die Hand. »Nun erzähl mal, habt ihr die Nazis schon, die den Kratz angegriffen haben?«
    »Wieso Nazis?«, fragte Rita.
    »Ach bitte«, grinste Lorenz. »Ich habe meine Informationen.«
    Rita schüttelte den Kopf. »Nein, weder Jakob Kratz noch einer der Männer, die ihm geholfen haben, geben uns weiterführende Hinweise.«
    »Was waren denn das für Helfer? Freunde von Kratz?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Opa. Weißt du doch. Linke Aktivisten, die den Nazischlägern Paroli bieten, wo es nur geht.«
    Lorenz nickte wissend. »Antifa.«
    Paul und Rita schauten Lorenz beide aus großen Augen an. »Opa, was weißt du von der Antifa?«
    »Nix. Linke eben.«
    Rita stöhnte auf. »Opa, bitte – wenn du was weißt, sag es uns.«
    Lorenz schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts. Aber ich arbeite dran. Wenn ich etwas erfahre, lass ich es euch wissen. Im Übrigen interessiere ich mich viel mehr für die Geschichte meiner Heimat als für die aktuellen Probleme zwischen Links und Rechts. Was wisst ihr zum Beispiel über die Judenverfolgung während des Dritten Reiches?«
    »Hier in der Eifel?«, fragte Paul. »Da war das doch wohl nicht so schlimm wie in den Städten.«
    »Hast du ’ne Ahnung, mein Großer. Hier gab es eine Menge Juden, auch Synagogen in den umliegenden Dörfern. Alles weg. Meint ihr, die Juden hätten ihre Synagogen freiwillig niedergebrannt und wären weggezogen?«
    »Wohl kaum«, meinte Rita. »Wie viel weißt du von der Geschichte der Juden in dieser Gegend?«
    »Viel weniger, als mir lieb ist. Aber das wird sich ändern. Ich werde mich auf Spurensuche begeben, dieses Kapitel Heimatgeschichte scheint mir doch sehr unterbelichtet.«
    »Und ich mach mit!«, rief Jessica, die die letzten Worte mitgehört hatte. »Ich muss einen Aufsatz schreiben!«
    »Wie?«, fragte Lorenz. »Über die Geschichte der Eifeler Juden?«
    Paul seufzte. »Sie hat über die Sommerferien eine Aufgabe bekommen. Über ein Stück Heimatgeschichte soll sie etwas schreiben, und sie sucht noch ein Thema. Aber denk bitte daran, sie ist gerade mal zehn Jahre alt.«
    »Zu jung für die Wahrheit, meinst du?«, brummte Lorenz.
    Jessica rief: »Opa Bertold hilft mir dabei. Wir schreiben etwas über Juden in der Eifel.«
    »Liebes Kind, du weißt bestimmt nicht, worauf du dich da einlässt«, sagte Lorenz, der den strengen Blick von Rita wohl bemerkt hatte.
    »Ach Opa«, antwortete das Mädchen. »Ich weiß schon, dass die Juden früher von Hitler verfolgt wurden. Das hatten wir schon in der

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