Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
Vom Netzwerk:
und den geplanten gemeinsamen Recherchen. Er ertappte sich dabei, heimlich zu beobachten, ob man Gustav ansehen konnte, dass er schwul war. Dann überlegte er, ob man dachte, dass er mit Bärbel verheiratet sei oder doch eher Gustav oder keiner von beiden. Aber dann beschloss er, dass dies alles Unsinn sei, und er vergaß es tatsächlich.
    Sie schlenderten über das Kopfsteinpflaster der belebten Zülpicher Straße und blieben schließlich vor dem Eingang einer Gaststätte stehen, wo Gustav von einigen Männern angesprochen wurde, die dort an einem Tisch saßen. »Gustav, sieht man dich auch mal wieder?«
    »Wundert mich, dass ihr überhaupt noch was sehen könnt, so klein habt ihr euch die Äugelchen schon gesoffen«, antwortete Gustav und trat näher. Die Männer lachten und hoben zum Gruß die Gläser, von denen sie tatsächlich offenbar schon etliche geleert hatten. »Richard, kennt ihr meine Freunde Bärbel und Lorenz?«, fragte Gustav.
    »Wenn das der berüchtigte Opa Bertold ist, klar«, kam prompt die Antwort. »Sie habe ich damit natürlich nicht gemeint, Gnädigste«, sagte der Mann, stand auf und lieh sich Bärbels Hand zu einem angedeuteten Kuss aus.
    Lorenz sagte: »Und das ist hier der Frührentner-Stammtisch?«
    »Aber nein«, kam sofort der Widerspruch von dem Mann, den Gustav als Richard angesprochen hatte. »Wir sind echte Pensionäre, altgedient und in Ehren ergraut. Und keinen Tag zu früh in Rente gegangen.«
    »Und, seid ihr jeden Samstagabend hier?
    »Nicht nur jeden Samstag«, antwortete Richard. »Wir sind jeden Tag hier im
Naashorn

    Ein anderer Tischkamerad fügte lachend hinzu: »Sogar mehrmals am Tag!«
    Eine Kellnerin kam auf sie zu: »Hinten ist gerade ein Tisch frei geworden. Möchten Sie dort Platz nehmen?«
    »Sehr gern«, sagte Gustav. »So entkommen wir dem Stammtisch.«
    Unter dem Gelächter der Männer gingen die drei Freunde in die Gaststätte hinein. Gustav erklärte: »Die Familie Naas führt dieses Restaurant, daher der etwas seltsame Name
Naashorn
. Links ist das etwas feinere Restaurant, hier ist die Abteilung Brauhaus.«
    »Passt«, kommentierte Lorenz und trat an den Tisch, der soeben von aufbrechenden Gästen verlassen wurde. Er und Gustav warteten artig, bis der Tisch ganz frei war und Bärbel zuerst Platz genommen hatte. Und es dauerte nicht lange, bis drei frische Pils vor ihnen standen und sie sich zuprosteten.
    »Bingo«, sagte Lorenz, als er das Glas absetzte. »Bin ich froh, dass wir uns abgesetzt haben.«
    »Der arme Benny tut mir aber ein bisschen leid«, meinte Bärbel. »Er arbeitet wirklich sehr viel, und am Samstagabend hat so ein junger Kerl sicher auch Besseres vor.«
    »So ist unsere Bärbel«, grinste Gustav. »So kennen wir sie.«
    »Und dich scheinen ja hier auch alle zu kennen«, entgegnete Bärbel.
    »Sieht beinahe so aus«, pflichtete Lorenz bei. Und fügte hinzu: »Wissen die eigentlich auch, dass du, na ja, dass du, ach, du weißt schon, da du ja aus der Gegend stammst, müssten die Leute doch auch wissen, dass du ...«
    Gustav lachte. »Nun hör schon auf zu stottern, mein lieber altmodischer Opa Bertold. Ich weiß längst, worauf du hinauswillst. Und ich beantworte die Frage gerne: Nein, das weiß vermutlich niemand. Ich mache kein Staatsgeheimnis draus, aber ich habe hierzulande noch niemals jemandem Anlass dazu gegeben, mehr über mein Privatleben zu erfahren.«
    »Wie das?«, fragte Lorenz, dem nun wieder einmal klar wurde, wie wenig er über seinen Freund wusste.
    »Nun«, fuhr Gustav fort. »Wie ihr wisst, bin ich nach dem Krieg in Waisenhäusern gewesen, ein paarmal ausgebüchst und, als ich alt genug war, über Rotterdam nach Übersee gelangt. Und ich bin erst mit siebzig wieder zurückgekehrt. Dachte eigentlich, ich würde die Eifel nie wiedersehen.«
    »Und wie kam es dann doch dazu?«, fragte Bärbel, die, wie Lorenz staunend bemerkte, offenbar den Freund auch nicht viel besser kannte als er.
    Gustav wartete, bis die Kellnerin drei weitere Biere auf den Tisch gestellt hatte, dann erzählte er weiter. »Eigentlich träumte ich von Afrika. Zuerst ging es aber über den Atlantik. Es verschlug mich nach Südamerika. Ein Seemann, der mich unter seine Fittiche nahm, hatte Freunde in Montevideo. Dummerweise war er streitsüchtig und kam ums Leben. Ich war ein hübscher Kerl und lernte einen verrückten Träumer kennen, der irrigerweise angenommen hatte, es gebe große Silbervorkommen in Uruguay. Wir suchten das Zeug und fanden sogar

Weitere Kostenlose Bücher