ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
wenn er die Chance dazu bekommt.“
„Die beiden wissen Bescheid. Mach dir keine Sorgen. Er würde es niemals wagen Anna etwas anzutun. Ihre Familie ist sehr einflussreich. Er würde damit selbst die Unterschrift unter seine Entsorgung setzen. Jetzt lass uns gehen.“
Wieder wollte Aljoscha losgehen und wieder rührte ich mich nicht vom Fleck. Heißer Wind verwehte meine Haare und ich spürte, wie sich Schweiß auf meinem Nacken und meiner Stirn bildete. Aljoschas Gesichtsausdruck war ruhig, doch ich kannte ihn jetzt besser. Er war angespannt. Seine Atmung beschleunigte sich.
„Also wussten alle davon, abgesehen von mir?“
„Milla, spürst du das? Diesen Wind? Sie bombardieren gezielt bestimmte Teile der Stadt, damit sie die kleinen Flächenbrände zusammenschließen. Sie lassen eine Schneise für die Frischluft. So entsteht ein Sog, der die Feuer nährt und einen Feuersturm produziert. Wir sind in dieser Schneise und wir müssen hier weg. Jetzt .“ Ich sah die Ernsthaftigkeit der Situation in seinen Augen. Ich sah die Angst vor dem Feuer. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein gebranntes Kind . Sofort packte mich wieder die Schuld, doch ich wollte auch Antworten. „Sie wollen alle Beweise vernichten. Niemand soll je erfahren, was hier genau passiert ist. Das Militär kann es nicht riskieren in der Zukunft ihr Gesicht zu verlieren, wenn sie zugeben müssen, dass eine junge Frau allein eine Befreiung erst ermöglicht hat.“ Der Ton seiner Stimme wurde immer eindringlicher, doch das war es nicht, was ich von ihm hören wollte.
„Bitte Aljoscha… bitte, antworte auf meine Frage.“ Flehte ich ihn an.
„Nein. Du warst nicht die Einzige.“ Sagte er schließlich und mit ungeduldiger Stimme. „Dein Bruder wusste auch nichts davon. Und Veit bis vor kurzem auch nicht. Ich wollte es dir sagen, aber du trägst deine Emotionen auf dem Gesicht. Emil durfte nicht misstrauisch werden. Ich wollte dich beschützen. Du weißt, ich wollte dich immer nur beschützen.“ Er sah mir tief in die Augen. Ich wollte den Blick abwenden, konnte es aber nicht.
„Du kanntest Ibrahims Befehl und hast trotzdem zugelassen, dass er in meiner Gruppe ist und meinen Schutz übernimmt. Wieso?! Er hätte mich fast getötet!“ Entgegnete ich ihm vorwurfsvoll.
„Ich war überzeugt davon, dass Radu auf dich aufpassen würde. Ich dachte wirklich, er könnte es mit Ibrahim aufnehmen. Ich sah das konstante Misstrauen in seinen Augen… Ich habe ihn wohl überschätz. Oder die Situation unterschätzt. Das war ein Fehler. Ein Fehler, den ich nicht noch einmal machen werde.“ Er zog mich noch ein Stück näher zu sich „Du kannst mir vertrauen. Ich habe dich nicht belogen und ich werde es auch nicht. Dir wird nichts passieren. Ich lasse das nicht zu.“ Erst jetzt ließ ich zu, dass Aljoscha mich mit sich zog.
Wir liefen die Straße hinunter in Richtung Osttor, durch das wir auch gekommen waren.
„Radu ist noch da draußen. Ich muss ihn finden.“ Sagte ich im Lauf zu Aljoscha.
„Und wie genau wollen wir das anstellen?“ Wollte er von mir wissen.
„…Ich weiß es nicht. Wir haben ihn unweit des Landeplatzes bewusstlos zurückgelassen.“ Ich erwartete eine Antwort, doch Aljoscha schwieg. Ich sah zu ihm und sein Blick war fokussiert.
„… Selbst, wenn er genau wusste in welche Richtung er laufen muss und angenommen, er wäre wenige Minuten später aufgewacht, plus minus zehn Minuten Fußweg vom Landeplatz, den ihr zur geplanten Zeit erreicht habt,… und er wäre die gesamte Strecke in einem Tempo gelaufen, dass für einen Mann seines Alters durchschnittlich ist, kann er die Stadt jetzt noch nicht erreicht haben.“
„Lernt man so etwas auch als Soldat?“ Fragte ich völlig erstaunt, während ich nach Luft schnappte, um weiter Schritt halten zu können.
„Was? Mathe?“
„Ja.“ Nun kam ich mir etwas albern vor.
„Schon. Irgendwie.“ Sagte er mit einem Lächeln, das ich aus den Augenwinkeln wahrnahm.
„Aljoscha… ich muss ihn finden. Ich muss…“ Sagte ich mit atemloser Stimme. Der Blutverlust machte sich nun doch langsam bemerkbar. Ich fühlte mich schwächer und die Hitze machte mir zusätzlich zu schaffen.
„Erst einmal
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