Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
wir müssen ja nicht gleich auf dem Friedhof essen.« Etwas abseits brannte eine Straßenlaterne und beleuchtete die Abzweigung eines Feldwegs. »Wir könnten auch erst einen kleinen Abendspaziergang …«
    Ich brach ab, denn Wonne stieg plötzlich aus. Ich war noch angeschnallt und tastete nach dem Gurtschloss, als Wonne an der Beifahrertür auftauchte und sie öffnete. Ungeduldig zog sie mich aus dem Auto.
    »Los komm, beeil dich.«
    »Willst du den Wagen nicht abschließen?«
    »Keine Zeit. Nun komm schon.« Sie hielt mich an der Hand; gemeinsam rannten wir in Richtung des Feldwegs. Das heißt: Sie rannte, ich stolperte hinterher. Sollte das jetzt etwa der romantische Spaziergang sein? Wir näherten uns dem gelblichen Licht der Straßenlaterne, in dem eine Wolke aus Nachtfaltern flatterte. Ab und zu stob etwas hindurch - ein Wesen, so groß wie eine Faust. Eine Fledermaus auf der Jagd nach Insekten.
    Nur eine Sekunde tauchten wir durch das gelbliche Licht. Dahinter erwartete uns Dunkelheit. Wonne zog mich immer weiter den Weg entlang. Er war holprig, und ich musste aufpassen, dass ich nicht hinfiel. Dann raschelten Halme an meinen Beinen. Vor uns zeichnete sich eine graue Fläche ab. Ein Meer aus Gras.
    Als Wonne endlich schwer atmend anhielt, sah ich vor uns einen majestätischen Baum aufragen. Seine Äste waren knorrige schwarze Verknotungen, Wonne eine weißliche Figur davor. Ein geisterhafter Schemen, der sich jetzt raschelnd seiner Kleider entledigte und sich an mich drängte.
    »Nun mach schon«, stöhnte sie mir ins Ohr. »Raus aus den Klamotten.«
    Mir rauschte das Blut in den Ohren.
    »Äh - geht das nicht ein bisschen zu … ?«
    »Zu schnell?«, flüsterte sie. Vorsichtig, aber entschieden griff sie mir zwischen die Beine. »Ich glaube nicht, dass du noch Zeit brauchst.« Sie kicherte.
    In diesem Moment ließ ich die Kontrolle sausen. Und gab mich ganz und gar dem hin, was geschah.
    Wonne zog mich in die noch tiefere Dunkelheit des riesigen Baumes, hinunter in das weiche, trockene und immer noch sonnenwarme Gras. Mit wenigen Handgriffen hatte sie mich von Hemd und Hose befreit. Als ich ebenso nackt wie sie dalag, entfuhr ihr ein »Endlich …«. Kaum war ich in ihr, zitterte sie am ganzen Körper, als hätte sie schon sehr lange auf diesen Moment gewartet.
    Sie bewegte die Hüften langsam, und nach diesem ersten Höhepunkt erlangte sie wieder die Kontrolle über sich und mich, und es war, als würden wir vollkommen mit dem Gras, dem Duft nach Heu und mit der ganzen Nacht verschmelzen.
    Als ich wieder etwas klarer denken konnte, hörte ich, dass es neben mir raschelte. Wonne ging vor dem schwarzen Himmel durchs Gras und sammelte unsere Kleidungsstücke ein.
    Ich legte mich auf den Rücken und blickte nach oben. Ein sternenübersätes Firmament spannte sich über mir, halb bedeckt von den Ästen des Baumes.
    Plötzlich fröstelte ich. Mein Verstand übernahm langsam wieder. Sicher war es besser, etwas anzuziehen. Man riskierte leicht eine Erkältung.
    Und Zeckenbisse. Und die dazugehörenden Krankheiten.
    Ich schüttelte diese ganz und gar unromantischen Gedanken ab und zog mich an.
    Wonne näherte sich. Sie trug die beiden Körbe.
    »Hättest du was gesagt«, empörte ich mich. »Ich hätte dir tragen helfen können.«
    »Ist nicht schwer. Und du hast keine Kraft mehr. Oder doch? Ich denke, dann sollten wir dafür sorgen, dass sich das ändert…«
    Sie stellte die Körbe ab, legte sich neben mich und begann das Spiel von Neuem. Nicht ganz so impulsiv wie beim ersten Mal, aber es endete damit, dass ihr Schrei in einem gewaltigen Höhepunkt über die Weide gellte.
    »Mach die Augen zu«, sagte sie dann und griff in den Korb.
    »Ich will dich aber ansehen.«
    »Ist doch eh fast dunkel. Jetzt gibt’s erst mal was Kräftigendes.«
    Ich gehorchte, und kurz darauf spürte ich etwas Metallenes an meinen Lippen.
    »Mund auf«, befahl Wonne.
    Es war etwas Kühles, Glattes, Getreidiges. Mit einer Note von Eiern und Fleisch. Säuerlich.
    »Lecker«, sagte ich. »Mehr bitte. Ist das dein Nudelsalat?«
    »Nudelsalat mit Panhas«, erklärte Wonne. »Mein eigenes Rezept.«
    Panhas? Das kam mir bekannt vor. Eine bergische Spezialität. Irgendwas Fleischiges.
    »Was ist noch mal Panhas?«, fragte ich.
    »Eine Art Leberkäse«, erklärte Wonne, während ich eine zweite Portion bekam. »Mit Leberwurst und Blutwurst. Also eine Art Blutkuchen. Eigentlich isst man ihn warm, aber …«
    Ich versteinerte innerlich, traute mich

Weitere Kostenlose Bücher