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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es doch?«
    »Ja«, sagte Tommy.
    »Und jetzt sind Sie wieder hinter so einer Sache her? Sie haben einen Verdacht?«
    »Nein«, sagte Tommy. »Das stimmt nicht. Wir haben das Haus einfach gekauft, weil wir gemietete Wohnungen leid waren, die immer teurer wurden.«
    »Ein übler Trick«, stellte Oberst Pikeaway fest. »So was machen sie heute mit einem, diese Vermieter. Nie sind sie zufrieden. Schön. Sie sind also hingezogen. Il faut cultiver son jardin.« Oberst Pikeaway entschuldigte sein plötzliches Überwechseln ins Französische: »Ich muss es wieder aufpolieren. Jetzt, da wir zum Gemeinsamen Markt gehören, nicht wahr? Da gehen übrigens merkwürdige Dinge vor, hinter der Bühne, wissen Sie. Merken tut man natürlich nach außen nichts. So, Sie wohnen jetzt im Schwalbennest. Ich würde ja gern wissen, wieso Sie gerade darauf verfallen sind.«
    »Als wir es kauften …«, begann Tommy. »Es heißt jetzt Lorbee r haus.«
    »Idiotischer Name«, murrte Oberst Pikeaway. »War früher mal sehr beliebt. Ich erinnere mich genau. Als ich ein Junge war, hatten alle Leute große, geschwungene viktorianische Auffahrten an den Häusern. Ständig wurden Wagenladungen mit Kies angefahren. An den Seiten standen Lorbeerbüsche. Es gab die glänzenden Grünen oder die Gefleckten. Das galt damals als vornehm. Sicher hat einer von Ihren Vorbesitzern das Haus so genannt und dann ist der Name hängen geblieben. Stimmt, was?«
    »Ich denke schon«, antwortete Tommy. »Allerdings nicht die letzten Bewohner. Die nannten es Katmandu oder so ähnlich, nach einem Ort, wo sie gelebt hatten.«
    »Ja, Schwalbennest muss viel früher gewesen sein. Aber man muss manchmal in die Vergangenheit zurückkehren. Darüber wollte ich übrigens auch mit Ihnen sprechen. Über die Vergangenheit.«
    »Kannten Sie das Haus, Sir?«
    »Was? Das Schwalbennest oder das Lorbee r haus? Nein, ich bin nie da gewesen. Aber es hat früher mal eine Rolle gespielt. Bestimmte Dinge hatten mit ihm zu tun, zu einer bestimmten Zeit. Es war in einer für unser Land sehr sorgenvollen Zeit.«
    »Daraus entnehme ich«, sagte Tommy höflich, »dass Sie über Mary Jordan Bescheid wissen? Von ihr hat nämlich Mr Robinson gesprochen.«
    »Möchten Sie wissen, wie sie ausgesehen hat? Gehen Sie mal zum Kaminsims. Links steht eine Fotografie von ihr.«
    Tommy stand auf, trat zum Kamin und nahm das Foto in die Hand. Es war das altmodische Porträt eines Mädchens mit einem großen Hut, das einen Rosenstrauß zum Gesicht hob.
    »Wirkt heute ziemlich albern, was?«, fragte der Oberst. »Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Leider ist sie so jung gestorben, eine Tragödie.«
    »Ich weiß gar nichts über sie«, sagte Tommy.
    »Nein. Woher auch?«, fragte Oberst Pikeaway. »Heute weiß niemand mehr etwas über sie.«
    »Im Ort geht das Gerücht um, sie wäre eine deutsche Spionin gewesen. Mr Robinson hat mir erzählt, dass es nicht stimmt.«
    »Ja. Sie gehörte zu uns. Und sie hat hervorragende Arbeit geleistet. Aber jemand hat sie entdeckt.«
    »Das geschah, während die Familie namens Parkinson in unserem Haus wohnte«, erklärte Tommy.
    »Gut möglich. Sehr gut möglich. Ich kenne die Einzelheiten nicht genau. Keiner kennt sie jetzt mehr. Ich hatte persönlich nichts mit dem Fall zu tun, wissen Sie. Die ganze Sache ist erst jetzt wieder aufgerührt worden. Unruhe gibt es immer, überall auf der Welt, heute so gut wie gestern. Gehen Sie hundert Jahre zurück, zweihundert Jahre, immer stoßen Sie auf Unruhe. Zum Beispiel die Kreuzzüge: Was finden Sie? Leute die aus ihrem Land davonlaufen, um Jerusalem zu erobern, während im eigenen der Rummel losgeht. Wo Sie sich auch hinwenden, überall Unruhe.«
    »Und Sie meinen, dass es jetzt um eine ganz spezielle Sache geht?«
    »Aber natürlich. Immer gibt es Schwierigkeiten!«
    »Und um was geht es diesmal?«
    »Oh, das wissen wir nicht genau. Man fragt sogar einen alten Mann wie mich, ob ich Ihnen etwas erzählen könnte und mich an gewisse Leute noch erinnere. Na, viel ist es nicht mehr, aber über eine, zwei bestimmte Personen weiß ich noch Bescheid. Manchmal muss man die Vergangenheit ausgraben und herausfinden, was früher geschehen ist, welche Geheimnisse die Leute bewahrten, was sie wussten und verschwiegen, was sie versteckten oder über gewisse Vorfälle behaupteten und was in Wirklichkeit geschehen ist. Sie, mein lieber Junge, haben gute Arbeit geleistet. Sie und Ihre Frau waren bei verschiedenen Anlässen sehr erfolgreich. Wollen

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