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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sie wieder so einen Auftrag übernehmen?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Tommy. »Wenn ich – glauben Sie, dass ich wirklich von Nutzen sein könnte? Ich – ein alter Mann?«
    »Auf mich wirken Sie sehr viel munterer als die meisten Männer Ihres Alters, auch als viele jüngere. Und was Ihre Frau betrifft, na, sie hat schon immer eine exzellente Spürnase gehabt. Wie ein gut abgerichteter Jagdhund, was?«
    Tommy konnte sich ein Lächeln nicht verbeißen. »Ja. Aber um was geht es denn überhaupt?«, fragte er. »Ich – natürlich bin ich jederzeit bereit, falls Sie meinen, dass ich noch etwas tun könnte. Aber was? Niemand hat mir Näheres gesagt.«
    »Ich glaube auch nicht, dass man Sie genau informieren wird. Vermutlich wird man auch nicht wollen, dass ich es tue. Sicherlich hat Ihnen Robinson nicht viel erzählt. Der fette Kerl kann ganz gut den Mund halten. Aber ich will Ihnen ein paar nackte Tatsachen nennen. Sie wissen, wie es auf der Welt ist – es geht immer um dieselben Dinge: Gewalt, Schwindel, Materialismus, Rebellion der Jungen, Liebe zur Gewalt und eine gehörige Portion Sadismus. Fast so schlimm wie in den Zeiten der Faschisten und so weiter. Tja, es ist nicht einfach herauszufinden, was mit unserem Land, ja mit der ganzen Welt nicht stimmt! Der Gemeinsame Markt ist eine gute Sache. Er war notwendig, wir haben ihn immer gewollt. Aber es muss ein echter Gemeinsamer Markt sein, das ist die Voraussetzung. Wir brauchen ein geeintes Europa. Es muss eine Vereinigung zivilisierter Länder mit zivilisierten Ideen, zivilisierten Vorstellungen und Prinzipien sein. Wenn etwas nicht stimmt, muss man vor allem feststellen, wo der Fehler liegt. Und auf dem Gebiet ist dieses Walross von einem Mann nicht zu übertreffen.«
    »Sie meinen Mr Robinson?«
    »Ja, den meine ich. Er sollte sogar geadelt werden und hat es abgelehnt. Sie wissen ja wohl, wofür er steht?«
    »Ich glaube, ja. Er – steht für – Geld.«
    »In der Tat. Nicht als Materialist, sondern weil er über Geld informiert ist. Er weiß, woher es stammt, wohin es fließt, er kennt das Warum und die Leute, die dahinter stehen. Hinter den Banken und Industrieunternehmen. Er weiß, wer für gewisse Dinge verantwortlich ist, für die riesigen Vermögen, die mit Rauschgift und Rauschgifthandel gemacht werden, für die Vergötterung des Geldes. Nicht nur Geld, mit dem man ein großes Haus und zwei Rolls-Royce kauft, sondern Geld, das wieder Geld schafft und dabei alte Ehrbegriffe vernichtet – den Glauben an die Ehrlichkeit, an den ehrlichen Handel. Wir wollen keine Gleichheit auf der Welt; wir wollen, dass die Starken den Schwachen helfen. Die Reichen sollen die Armen unterstützen. Die Ehrlichen und Anständigen sollen geachtet und bewundert werden. Hochfinanz! Heute läuft alles auf die Hochfinanz hinaus. Was sie unternimmt, wen sie unterstützt und wie sie sich tarnt. Wissen Sie, es hat immer Leute gegeben, die Macht und Verstand besitzen und es dadurch zu Geld und Einfluss bringen. Manche ihrer Unternehmungen waren höchst geheim und genau darüber müssen wir etwas herausbekommen. Wir müssen herausbekommen, an wen diese Geheimnisse weitergegeben wurden, wer sie übernommen hat und wer heute die Fäden in der Hand hält. Das Schwalbennest war eine Art Zentrale. Die Zentrale des Bösen, möchte ich mal sagen. Später ist in Hollowquay noch etwas anderes passiert. Erinnern Sie sich überhaupt noch an Jonathan Kane?«
    »Für mich ist es nur ein Name«, sagte Tommy.
    »Er soll das gewesen sein, was einmal viele Bewunderer fand und man später mit Faschist bezeichnete. Das war zu der Zeit, als wir noch nicht genau über Hitler und all die anderen Bescheid wussten. Die Zeit, wo wir noch dachten, dass der Faschismus eine großartige Idee sein könnte, um die Welt zu reformieren. Dieser Jonathan Kane hatte eine Menge Anhänger, junge und alte. Er hatte ein Ziel und Machtmittel und er kannte die Geheimnisse vieler Menschen, die Art Wissen, die Macht verleiht. Wie immer spielte Erpressung eine große Rolle. Wir wollen nun herausbekommen, was er wusste, was er tat. Ich halte es für möglich, dass er sowohl Einsatzpläne als auch Anhänger zurückgelassen hat, junge Leute, die vielleicht immer noch an seine Ideen glauben. Es gibt immer Geheimnisse, die viel Geld wert sind. Ich kann Ihnen nichts Genaues erzählen, weil ich keine genauen Details kenne. Mein Problem ist, dass niemand richtig Bescheid weiß. Wir glauben immer, wir wissen so viel, weil

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