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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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weißt du.«
    »Meinen Sie, man musste sie auf eine bestimmte Art entziffern?«
    »Ja, so was Ähnliches. Es ist alles geklärt worden.«
    »Das ist ganz große Klasse«, sagte Henry. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich es meinem Freund erzähle? Er heißt Clarence, ein blöder Name, ich weiß, wir lachen ihn deswegen immer aus. Aber er ist ein prima Kerl und wird begeistert sein, dass Sie hier bei uns wohnen.«
    Er betrachtete Tuppence mit dem bewundernden Blick eines zutraulichen Spaniels.
    »Ganz große Klasse«, wiederholte er.
    »Ach, es ist schon so lange her. Es war um 1940«, wehrte Tuppence ab.
    »Hat es Ihnen Spaß gemacht oder haben Sie schreckliche Angst ausgestanden?«
    »Beides, aber eigentlich habe ich wohl mehr Angst gehabt.«
    »Kann ich mir vorstellen, wär mir sicher auch so gegangen. Merkwürdig, dass Sie hier wieder in so eine Geschichte verwickelt sind. Es war einer von der Marine, nicht wahr? Er behauptete, Offizier zu sein, und hat sich als Engländer ausgegeben, aber er war es gar nicht. Er war Deutscher. Sagt Clarence.«
    »Ja, so ungefähr.« Tuppence nickte.
    »Dann sind Sie vielleicht deswegen hergekommen? Wissen Sie, weil wir hier auch mal so einen Fall gehabt haben – vor langer Zeit schon –, aber es war ganz ähnlich. Er war U-Boot-Offizier. Er hat Pläne von U-Booten verkauft. Natürlich sind das nur Geschichten, die ich gehört habe.«
    »Ach so. Nein, deswegen sind wir nicht hergekommen. Wir sind hergezogen, weil uns das Haus gefiel. Ich habe diese Geschichte übrigens auch schon gehört, aber ich weiß trotzdem nicht genau, was eigentlich los war.«
    »Na, gelegentlich werde ich es Ihnen mal erzählen, obwohl ich auch nicht weiß, ob es wirklich stimmt.«
    »Und wie kommt es, dass dein Freund Clarence so informiert ist?«
    »Er hat es von Mick gehört, der bei der alten Schmiede gewohnt hat und schon lange tot ist. Er hat es von den verschiedensten Leuten erzählt bekommen. Und unser Großvater, der alte Isaac, der wusste es auch. Er hat manchmal darüber geredet.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Deshalb habe ich auch überlegt, ob das der Grund sein könnte, warum er umgebracht wurde. Dass er vielleicht zu viel wusste – und es Ihnen erzählte. Darum ist er erledigt worden! Heute macht man das so, wissen Sie. Wenn jemand etwas weiß, das sie bei der Polizei belasten könnte, wird er einfach erledigt.«
    »Du glaubst, dass Isaac – du glaubst, er hätte sehr viel darüber gewusst?«
    »Ich meine nur, dass ihm viel erzählt worden sein muss. Überall hat er was aufgeschnappt. Oft hat er nicht davon geredet, aber manchmal doch. Abends, wissen Sie, wenn er seine Pfeife geraucht hat oder wenn er sich mit mir und Clarence und meinem andern Freund, Tom Gillingham, unterhalten hat. Der war auch immer neugierig. Großvater hat uns alles Mögliche erzählt. Wir haben natürlich nie gewusst, ob es reine Erfindung war oder nicht. Aber ich glaube, er hat was entdeckt. Er hat gesagt, wenn manche Leute wüssten, wo die Sachen wären, würden sie sich schwer dafür interessieren.«
    »Ach, wirklich!«, sagte Tuppence. »Das scheint auch mir sehr interessant zu sein. Versuch doch mal, dich zu erinnern, was er erzählt hat. Vielleicht führt es dazu, dass wir den Mörder finden. Denn er ist doch ermordet worden, es war kein Unfall, nicht wahr?«
    »Erst haben wir gedacht, es wäre ein Unfall. Er hatte es nämlich mit dem Herzen und ist manchmal umgefallen oder ihm ist schwindlig geworden. Aber es sieht so aus – ich war ja auch bei der Untersuchung –, als wäre er mit Absicht getötet worden.«
    »Ja«, sagte Tuppence, »das glaube ich auch!«
    »Aber Sie wissen nicht, warum?«, fragte Henry.
    Tuppence sah Henry an. Einen kurzen Augenblick schien es ihr, als wären sie Polizeihunde auf derselben Fährte.
    »Ich glaube, dass es Mord war, und ich glaube, dass du, als sein Enkel, und ich, weil ich ihn gern hatte – dass wir beide herausfinden möchten, wer so etwas Grausames und Gemeines getan hat. Vielleicht weißt du was oder hast eine Idee, Henry?«
    »Nein, leider nicht. Ich habe nur allerhand von Großvater über Leute gehört, die was gegen ihn hatten, weil er zu viel von ihnen wusste. Aber es ging dabei immer wieder um Personen, die schon so lange tot sind, dass man nichts mehr darüber erfahren kann.«
    »Du wirst uns helfen müssen, Henry«, sagte Tuppence.
    »Meinen Sie, ich darf bei Ihnen mitmachen? Ich soll rumschnüffeln und was rausbekommen und so?«
    »Ja«, antwortete

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