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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gedanken!«
    »Ach, ich weiß auch nicht, warum ich daran dachte. Es ist mir plötzlich eingefallen.«
    Tommy sah sie erstaunt an und schüttelte den Kopf.
    »Schwalbennest ist ein sehr netter Name«, sagte Tuppence. »Oder könnte es sein. Vielleicht heißt das Haus eines Tages wieder so.«
    »Was du für seltsame Einfälle hast.«
    »›Und dennoch etwas wie ein Vogel singt.‹ Damit endet das Gedicht. Vielleicht hört dies alles auch einmal so auf.«
    Als sie um die Hausecke bogen, sahen Tommy und Tuppence eine Frau vor der Tür stehen.
    »Wer ist das?«, fragte Tommy.
    »Ich habe sie schon gesehen«, erklärte Tuppence. »Aber mir fällt nicht ein, wer sie ist. Ah! Ich glaube, sie gehört zum alten Isaac. Sie wohnen alle zusammen in einem kleinen Haus, drei oder vier Jungen, diese Frau und ein Mädchen. Aber vielleicht täusche ich mich auch.«
    Die Frau auf der Türschwelle hatte sich umgewandt und kam ihnen nun entgegen.
    »Sie sind Mrs Beresford, nicht wahr?« Sie sah Tuppence an.
    »Ja.«
    »Und – nein, Sie kennen mich nicht. Ich bin Isaacs Schwiegertochter. Ich war mit seinem Sohn Stephen verheiratet. Er ist bei einem Unfall getötet worden, von einem Lastwagen, auf einer der großen Durchgangsstraßen. Es ist so lange her, sechs Jahre. Ich wollte… ich hätte Sie gerne gesprochen. Sie und – Ihren Mann.« Sie sah Tommy an. »Sie haben Blumen zur Beerdigung geschickt – Isaac hat bei Ihnen im Garten gearbeitet, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Tuppence. »Er hat für uns gearbeitet. Es ist so schrecklich, was mit ihm passiert ist.«
    »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Es waren so schöne Blumen. Und so teure und so ein großer Strauß.«
    »Das haben wir sehr gern getan. Isaac hat uns sehr viel geholfen. Wissen Sie, auch gleich nach dem Einzug. Er hat so viel erzählt. Dabei kannten wir uns kaum. Er wusste, wo alles aufgehoben wurde und lauter solche wichtigen Dinge. Mir hat er sehr viel über den Garten beigebracht, wo man am besten pflanzt und was…«
    »Ja, über Gärten wusste er wirklich gut Bescheid. Schwere Arbeiten konnte er ja nicht mehr machen, weil er schon so alt war. Das Bücken machte ihm Mühe. Er hatte Rheuma und da ging nicht mehr alles so, wie es sollte.«
    »Er war so freundlich und hilfsbereit«, sagte Tuppence entschieden. »Er hat so viel über unser Haus und seine früheren Bewohner gewusst.«
    »Ja, er hat wirklich viel gewusst. Seine Familie war seit Langem hier ansässig und alle haben in der Gegend gearbeitet. Aber ich will Sie nicht aufhalten, Ma’am. Ich bin nur gekommen, um mich zu bedanken.«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen«, sagte Tuppence.
    »Jetzt werden Sie sich wohl nach jemand anderem umsehen müssen, der sich um den Garten kümmert.«
    »Ja, das müssen wir wohl. Wir sind beide keine sehr begabten Gärtner. Wissen Sie – vielleicht…« Tuppence zögerte aus Angst, im falschen Augenblick das Falsche zu sagen. »… wissen Sie jemand, der bei uns arbeiten möchte?«
    »Also, im Augenblick nicht, aber ich werde daran denken. Vielleicht höre ich was. Ich schicke Ihnen dann Henry – das ist mein zweitältester Sohn, wissen Sie. Ich schicke ihn her, falls ich was höre. Ja, also – Auf Wiedersehen!«
    Während sie ins Haus gingen, fragte Tommy: »Wie hieß Isaac mit Nachnamen? Ich komme einfach nicht darauf!«
    »Bodlicott.«
    »Dann ist sie eine Mrs Bodlicott?«
    »Ja. Es muss eine große Familie sein; sie hat mehrere Söhne und eine Tochter. Sie wohnen in dem kleinen Haus auf halber Höhe der Marshton Road. Glaubst du, dass sie den Täter kennt, Tommy?«
    »Kommt mir unwahrscheinlich vor. Sie sah nicht so aus.«
    »Ich weiß nicht, wie man in so einem Fall aussehen würde«, sagte Tuppence. »Das ist wohl schwer zu beurteilen.«
    »Ich glaube, sie wollte sich wirklich nur für die Blumen bedanken. Ich fand nicht, dass sie wie ein Mensch wirkte, der – ach, sagen wir –, der rachsüchtig ist. Sonst hätte sie bestimmt etwas gesagt.«
    »Kann sein, kann aber auch nicht sein«, antwortete Tuppence.

22
     
    A m nächsten Morgen wurde Tuppence bei ihrer Unterhaltung mit einem Elektriker unterbrochen, der gewisse Reparaturen, mit denen sie nicht zufrieden war, noch einmal überprüfen sollte.
    »Ein Junge ist an der Tür«, meldete Albert. »Er möchte Sie sprechen, Madam.«
    »Ach? Wie heißt er?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Er wartet draußen.«
    Tuppence nahm ihren Gartenhut, stülpte ihn sich auf den Kopf und lief die Treppe hinunter. Draußen

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