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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben«, sagte Tommy. »Manchmal, wenn ich darüber nachdenke, wundere ich mich, dass wir alles lebend überstanden haben.«
    »Ja… Danach kamen andere Fälle. Wir wurden Partner und spielten Privatdetektive…«
    »Ach, das war großartig. Erinnerst du dich…«
    »Nein«, unterbrach ihn Tuppence. »Ich will mich nicht erinnern. Ich bin gar nicht wild darauf, mich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, es sei denn – ja, es sei denn, als eine Art Trittstein. Jedenfalls haben wir damals viele Erfahrungen sammeln können, zum Beispiel bei der Sache mit…«
    »Die liebe Mrs Blenkensop, was?« Tommy lachte. »Ja, Mrs Blenkensop! Ich werde nie vergessen, wie ich ins Zimmer trat und dich da sitzen sah. Dass du die Nerven hattest, Tuppence, das durchzustehen. Mich und diesen Mr Sowieso zu belauschen. Und…«
    »Und ich war als Mrs Blenkensop sehr überzeugend.« Tuppence lachte auch. »Der Fall N. und M. und ›Hoppe, hoppe Reiter‹.«
    »Aber du glaubst doch nicht«, sagte Tommy zögernd, »dass jene Ereignisse ›Trittsteine‹ sind, die in die Gegenwart führen?«
    »In gewisser Weise schon. Mr Robinson hätte sich dir gegenüber nicht so verhalten, wenn er nicht über dein Leben Bescheid gewusst hätte und zum Beispiel auch über mich.«
    »Ganz besonders über dich.«
    »Aber nun ist alles anders«, sagte Tuppence. »Durch Isaacs Tod, durch den Mord an ihm. Hier in unserem Garten.«
    »Glaubst du etwa, dass das…«
    »Ich kann gar nichts anderes glauben. Und das ist der springende Punkt. Wir versuchen nicht mehr, einen alten Kriminalfall zu enträtseln. Es hat nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun und mit der Frage, warum damals jemand gestorben ist. Jetzt ist etwas Persönliches daraus geworden. Ganz persönlich, Tommy. Unser armer, alter Isaac ist tot.«
    »Er war ein sehr alter Mann. Wahrscheinlich hatte sein Alter auch etwas damit zu tun.«
    »Nicht mehr, seit wir heute die Aussage des Arztes gehört haben. Jemand wollte ihn ermorden. Warum?«
    »Warum hat man uns nicht umgebracht, wenn die ganze Sache etwas mit uns zu tun hat?«, fragte Tommy.
    »Vielleicht versucht man es noch. Vielleicht hätte Isaac uns etwas verraten können. Vielleicht hat er sogar jemandem gedroht, dass er uns erzählen würde, was er über das Mädchen oder ein Mitglied der Parkinson-Familie wusste. Oder – oder über jene Spionagegeschichte aus dem Krieg von 1914. Über den Verkauf von Geheimplänen. Und darum – verstehst du – musste er getötet werden. Wenn wir nicht hergezogen wären und Fragen gestellt hätten und neugierig gewesen wären, hätte er nicht sterben müssen.«
    »Tuppence, bitte, rege dich nicht auf!«
    »Ich rege mich aber auf! Und ich werde nie mehr etwas rein aus Spaß tun. Dies ist kein Spaß mehr. Jetzt geht es um etwas anderes, Tommy. Wir jagen einen Mörder. Aber wer ist er? Natürlich wissen wir es noch nicht, aber wir können es herausfinden. Es ist vor – wie viel Tagen – vor sechs Tagen geschehen, und zwar hier. Und es hat mit uns zu tun und mit diesem Haus. Wir müssen es herausbekommen und werden es auch. Ich weiß noch nicht wie, aber wir müssen eben jeden Hinweis verfolgen, jede Spur. Ich komme mir wie ein Hund vor, der mit der Nase auf dem Boden einer Fährte folgt. Ich bleibe hier auf der Fährte und auch du, Tommy, musst ein Suchhund sein. Du musst überall herumschnüffeln. Wie du es bisher gemacht hast. Du musst deine Nachforschungen weiterbetreiben. Es muss doch Menschen geben, die etwas wissen – nicht aus eigener Erfahrung, sondern weil man es ihnen erzählt hat – Geschichten, Gerüchte, Klatsch.«
    »Glaubst du wirklich, dass wir die geringste Chance haben…«
    »Doch, die haben wir. Ich weiß nicht wie und wo, aber ich glaube, wenn man eine überzeugende Idee hat, wenn man weiß, dass etwas schwarz und böse und schlecht ist – und den alten Isaac zu erschlagen war schwarz und böse…« Sie hielt plötzlich inne.
    »Wir könnten das Haus umbenennen«, sagte Tommy.
    »Wie meinst du das? Sollen wir es wieder Schwalbennest nennen, statt Lorbeerhaus?« Ein Schwarm Vögel flog über sie hinweg. Tuppence wandte sich um und blickte zum Gartentor. »Es hieß einmal Schwalbennest. Wie lautete noch der Rest von dem Vers? Den deine Detektivin zitierte: ›Tor des Todes‹ – hieß es so?«
    »Nein, ›Tor des Schicksals‹.«
    »Schicksal. Das klingt wie ein Kommentar zu Isaacs Tod. ›Tor des Schicksals‹ – das ist unser Gartentor…«
    »Tuppence, mach dir nicht so viele

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