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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tuppence. »Falls du den Mund halten kannst. Ich meine, sag es mir, aber geh nicht bei all deinen Freunden damit hausieren, denn auf die Art bleibt nichts geheim.«
    »Klar, das verstehe ich. Weil sie es sonst den Gangstern weitersagen und die dann auf Sie und Mr Beresford Jagd machen, was?«
    »Vielleicht. Mir wäre es lieber, wenn sie es nicht täten.«
    »Natürlich! Also, passen Sie auf: Wenn ich was entdecke oder erfahre, komme ich her und sage, ich würde gern was arbeiten. Wie finden Sie das? Dann kann ich Ihnen im Garten alles erzählen, ohne dass uns jemand hört. Nur – im Augenblick weiß ich gar nichts. Aber ich habe Freunde!« Henry straffte sich und nahm eine energische Haltung ein, die er vermutlich im Fernsehen gesehen hatte. »Ich weiß eine Menge. Die Leute glauben, ich hätte nicht zugehört oder würde es vergessen, aber manchmal… Wissen Sie, sie sagen etwas und erzählen, wer die Geschichte außer ihnen noch kennt, und so geht das weiter. Wenn man sich unauffällig benimmt, bekommt man viel zu hören. Und wahrscheinlich ist alles wichtig, oder nicht?«
    »Doch«, sagte Tuppence. »Aber wir müssen sehr vorsichtig sein. Ist dir das klar, Henry?«
    »Na, sicher. Natürlich bin ich vorsichtig. Haben Sie gewusst, dass er über das Haus sehr genau Bescheid wusste? Mein Großvater, meine ich jetzt.«
    »Über das Haus oder über den Garten?«
    »Ach, über das Haus. Er kannte alle alten Geschichten. Welche Leute sich getroffen haben, wo sie ihre Verstecke hatten – davon hat er manchmal geredet. Natürlich hat meine Mutter nie darauf geachtet. Sie hat es für dummes Zeug gehalten. Johnny, mein älterer Bruder, fand es auch dumm und hat nicht zugehört. Ich schon und Clarence interessiert sich auch für so was. Wissen Sie, er geht gern in Spionagefilme. Er hat mal gesagt: ›Chuck, das ist wie in einem Film.‹ Deshalb haben wir auch darüber gesprochen.«
    »Hast du schon mal von einer Frau namens Mary Jordan gehört?«
    »Klar. Die war eine Deutsche, eine Spionin. Sie hat sich an Marineoffiziere rangemacht, um sie auszuhorchen.«
    »Ja, so was Ähnliches soll es gewesen sein.« Tuppence fand es klüger, sich an diese Version zu halten, und leistete dafür Mary Jordan in Gedanken Abbitte.
    »Sie war bestimmt sehr hübsch?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Tuppence. »Sie ist gestorben, als ich ungefähr drei Jahre alt war.«
     
    »Du bist ja ganz aufgeregt und außer Atem, Tuppence«, sagte Tommy, als seine Frau durch die Seitentür ins Haus kam.
    »Ja, das bin ich auch.«
    »Hast du dich etwa im Garten übernommen?«
    »Nein. Im Grund habe ich überhaupt nichts getan. Ich stand beim Salatbeet und habe mich unterhalten. Ich könnte auch sagen, man hat sich mit mir unterhalten.«
    »Wer denn?«
    »Ein Junge.«
    »Wollte er im Garten arbeiten?«
    »Eigentlich nicht. Das wäre zwar sehr erfreulich, aber leider nein. Wenn du’s genau nimmst, äußerte er Bewunderung.«
    »Über den Garten?«
    »Nein. Über mich.«
    »Über dich?«
    »Sieh nicht so erstaunt aus, Tommy! Wenn ich auch zugeben muss, dass solche Lobesworte zu Zeiten kommen, wo man sie am wenigsten erwartet.«
    »Und worauf bezog sich die Bewunderung? Auf deine Schönheit oder deinen Gartenkittel?«
    »Auf meine Vergangenheit«, sagte Tuppence.
    »Auf deine Vergangenheit?«
    »Jawohl. Er war ganz aufgeregt bei dem Gedanken, dass ich die Dame war, die im Zweiten Weltkrieg einen deutschen Spion entlarvte.«
    »Ach du liebe Zeit. Schon wieder der Fall N. und M. Werden wir denn den nie los?«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich ihn so gern loswerden möchte«, sagte Tuppence. »Warum eigentlich? Wären wir berühmte Schauspieler gewesen, hätten wir es gern, wenn man sich an uns erinnerte.«
    »Kein schlechtes Argument.«
    »Außerdem glaube ich auch, dass es uns bei unserem Vorhaben nützen kann.«
    »Wie alt ist der Junge?«. »So zwischen zehn und zwölf. Er sieht wie zehn aus, wird aber wohl zwölf sein. Und er hat einen Freund namens Clarence.«
    »Was hat der denn damit zu tun?«
    »Im Augenblick nichts. Henry und Clarence sind Verbündete und möchten, soweit ich das übersehen kann, uns ihre Dienste anbieten. Sie wollen herumhorchen und uns erzählen, was sie wissen.«
    »Wenn sie erst zehn oder zwölf sind, wie können sie uns etwas erzählen oder sich an etwas erinnern?«, fragte Tommy. »Was hat er denn gesagt?«
    »Er hat versucht, mir Dinge zu erklären, die er gehört hatte.«
    »Von wem?«
    »Er hatte sie nicht aus erster Hand, wie

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