Alter schützt vor Scharfsinn nicht
du sagen würdest, und auch nicht aus zweiter Hand, sondern aus dritter, vierter, fünfter bis sechster Hand. Es bestand auch aus dem, was Clarence und Clarences Freund…«
»Halt!«, rief Tommy. »Es reicht. Was wusste er denn wirklich?«
»Das ist schon schwieriger. Sie hatten von bestimmten Orten reden gehört und Geschichten aufgeschnappt und sind ganz wild darauf, an der spannenden Jagd teilzunehmen, wegen der wir hergezogen sind.«
»Und die wäre?«
»Ach, Tommy, in Wirklichkeit wollte ich dir doch nur sagen, dass wir weitermachen müssen, und zwar jetzt gerade. Hast du nicht auch das Gefühl?«
»Ja.«
»Das hatte ich mir gedacht. Wir müssen wirklich weitermachen und ich will dir auch sagen, warum: Isaac muss etwas gewusst haben. Er hat etwas gewusst, das jemand anders gefährlich werden konnte. Und wir müssen jetzt herausfinden, wer der Betreffende ist.«
»Meinst du nicht«, warf Tommy ein, »das es ganz anders gewesen sein könnte – Rowdytum oder wie man es heute nennt? Kerle, die losziehen, um jemand fertigzumachen, egal wen, nur dass sie ältere Leute bevorzugen, weil sie sich nicht so wehren können?«
»Nicht in diesem Fall, Tommy, nein. Ich glaube, Isaac wusste etwas und man muss Angst gehabt haben, er würde es uns erzählen, denn inzwischen wird offenbar über uns gesprochen. Dass wir berühmte Abwehrleute sind und so weiter… Wir müssen einfach herausfinden, wer ihn getötet hat!«
»Sei vorsichtig, Tuppence, nimm dich in Acht! Wenn Isaac ermordet wurde, weil er zu viel wusste, kann der Mörder eines Nachts in einer dunklen Ecke lauern und mit dir dasselbe machen. Diese Leute rechnen nicht damit, dass so was viel Aufsehen erregt. Sie nehmen an, dass man sagen wird: ›Ach, schon wieder so eine arme Alte.«‹
»Ja, das ist eben der Nachteil, wenn man graue Haare hat und ein bisschen humpelt. Natürlich ist man dann Freiwild für solche Leute. Ich verspreche dir, dass ich vorsichtig bin. Meinst du, ich sollte mir eine kleine Pistole besorgen?«
»Nein, auf keinen Fall!«
»Wieso? Denkst du, ich könnte was damit anstellen?«
»Ich habe Angst, dass du über eine Baumwurzel stolperst. Du fällst doch andauernd. Und da könntest du dich erschießen.«
»Traust du mir so was Dummes wirklich zu?«
»Ja, das tue ich«, sagte Tommy. »Ich traue es dir glatt zu.«
»Ich könnte ein Schnappmesser nehmen.«
»An deiner Stelle würde ich keine Waffe mit mir herumtragen. Ich würde unschuldig herumlaufen und über den Garten reden. Vielleicht könntest du auch einfließen lassen, dass wir nicht sicher sind, ob unsere Wahl richtig war, und daran denken auszuziehen. Das würde ich vorschlagen.«
»Und wem soll ich es erzählen?«
»Ach, einfach allen Leuten. Es spricht sich sowieso herum.«
»Ja«, sagte Tuppence. »Es ist ein richtiges Klatschnest. Wirst du dasselbe sagen, Tommy?«
»Ungefähr. Vielleicht behaupte ich, wir wären von unserem Haus enttäuscht und hätten uns mehr versprochen.«
»Aber du wirst weitermachen?«
»Ja. Wir stecken so tief in der Sache drin, dass wir gar nicht mehr zurückkönnen.«
»Hast du darüber nachgedacht, wie du vorgehen willst?«
»Ich werde da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Und du, Tuppence?«
»Ich habe ein paar Ideen. Ich denke, dass ich noch ein bisschen mehr aus meinem kleinen Freund herausholen kann. Wie heißt er noch?«
»Henry oder Clarence.«
23
N achdem Tuppence sich von Tommy verabschiedet hatte, der nach London fahren wollte, wanderte sie ziellos im Haus umher und dachte über eine sinnvolle Tätigkeit nach, die Erfolg verheißen könnte. An diesem Morgen schien sie nicht allzu viele kluge Einfälle zu haben.
Mit dem Gefühl, wieder zum Anfang zurückzukehren, stieg sie ins Bücherzimmer hinauf, ging dort auf und ab und las die Buchtitel. Kinderbücher, so viele Kinderbücher, aber was konnte man noch mehr tun, als sie bereits getan hatte? Sie war fast sicher, jedes einzelne Buch in diesem Zimmer in der Hand gehabt zu haben; Alexander Parkinson hatte keine weiteren Geheimnisse preisgegeben.
Da erschien Albert und meldete: »Sie werden unten verlangt, Madam.«
»Was heißt das?«, fragte Tuppence. »Von wem? Jemand, den ich kenne?«
»Ich glaube nicht. Es ist ein Haufen Jungen, höchstens ein oder zwei Mädchen dabei, eine ganze Bande. Vielleicht haben sie eine Sammelliste für irgendwas.«
»Ach? Haben sie keine Namen genannt?«
»Doch, einer – Clarence. Sie wüssten schon…«
»Hm. Clarence.« Tuppence
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