Alter schützt vor Scharfsinn nicht
soll sich ein Versteck ausdenken.«
»Ja, dafür hat sie Talent. Ebenso wie unser Hund, der seine Knochen ständig im Garten vergräbt.«
»Ich habe gehört, er hätte den Täter verfolgt.«
»Sie sind wirklich gut informiert.«
»Wir wissen hier immer alles«, sagte Pikeaway.
»Unser Hund hat ihn am Hosenbein erwischt und kam mit einem Stofffetzen im Maul zurück.«
26
» I ch bin Ihnen sehr verpflichtet.« Oberst Pikeaway stieß eine Rauchwolke aus. »Tut mir leid, dass ich Sie so bald habe rufen lassen, aber ich hielt es doch für besser, Sie persönlich zu sehen.«
»Ich glaube, dass Sie längst wissen«, sagte Tommy, »wie viele seltsame Dinge in letzter Zeit bei uns geschehen sind.«
»Aha. Und wieso nehmen Sie das an?«
»Weil Sie immer alles wissen.«
Oberst Pikeaway lachte.
»Soso! Jetzt zitieren Sie mich, was? Ja, das pflege ich zu sagen. Wir wissen alles. Dafür sind wir da. Ist sie in sehr großer Gefahr gewesen? Ich meine jetzt natürlich Ihre Frau.«
»Es ging nicht gerade um Haaresbreite, aber es hätte ernstere Folgen haben können. Ich vermute, Sie kennen die Einzelheiten oder soll ich sie Ihnen erzählen?«
»Berichten Sie noch einmal in Stichworten, wenn Sie so freundlich sein wollen. Ich habe nicht alles gehört. Die Sache mit Lohengrin kenne ich noch nicht. Grin-hen-lo! Ein Kompliment an Ihre Frau! Sie hat schnell geschaltet.«
»Ich hab Ihnen unseren Fund mitgebracht«, sagte Tommy. »Wir hatten ihn in der Mehldose versteckt. Ich wollte ihn nicht mit der Post schicken.«
»Da hatten Sie Recht.«
»Das Päckchen hing im hellblauen Cambridge, einem viktorianischen Porzellanstuhl.«
»An die kann ich mich noch aus meiner Jugendzeit erinnern. Ich hatte eine Tante auf dem Land, die ein Paar besaß.«
»Es war sehr gut erhalten, in Segeltuch eingenäht. Es handelt sich um Briefe, etwas brüchig, aber wenn man sie richtig behandelt…«
»Für so was sind wir eingerichtet.«
»Hier sind sie«, sagte Tommy. »Und dann habe ich noch eine Liste, die Tuppence und ich aufgestellt haben, über Dinge, die erwähnt wurden oder die man uns mitgeteilt hat.«
»Sind es Namen?«
»Ja, drei oder vier. Dann der Hinweis auf Oxford und Cambridge und die Erwähnung von Studenten aus Oxford und Cambridge, die dort gewohnt haben sollen. Ich glaube nicht, dass da was dran ist, denn es bezog sich vermutlich nur auf die Stühle mit den Schwänen.«
»Ja – ja, aber hier sind noch andere Punkte, die ich sehr interessant finde.«
»Nachdem auf uns geschossen worden war«, fuhr Tommy fort, »habe ich es natürlich der Polizei gemeldet.«
»Das war völlig korrekt.«
»Ich wurde gebeten, am nächsten Tag auf dem Revier zu erscheinen. Ich habe mit Inspektor Norris gesprochen, den ich nicht kannte. Ich nehme an, er ist noch nicht lange da.«
»Ja. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Sonderauftrag.« Oberst Pikeaway paffte Rauch in die Gegend.
Tommy hustete. »Vermutlich wissen Sie über ihn Bescheid.«
»Wir haben alles in den Akten. Er ist in Ordnung. Der Fall untersteht ihm. Die Leute dort können vielleicht feststellen, wer Sie verfolgt und beobachtet hat, um mehr über Sie zu erfahren. Wie ist das, Beresford, was halten Sie davon, mal eine Zeit lang zu verreisen und Ihre Frau mitzunehmen?«
»Ich glaube nicht, dass sich das machen lässt.«
»Sie meinen, sie käme nicht mit?«
»Sie scheinen wieder – wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – alles zu wissen«, sagte Tommy. »Ich glaube nicht, dass man Tuppence jetzt wegbekommt. Verstehen Sie, sie ist ja nicht schwer verletzt; sie ist nicht krank – und jetzt hat sie auch noch das Gefühl –, dass wir auf einer Fährte sind. Wir wissen nicht, was es ist, und wir wissen auch nicht, was wir entdecken werden oder tun können.«
»Schnüffeln Sie herum! In einem derartigen Fall ist das das Einzige, was Sie tun können.« Er tippte auf das Päckchen. »Das hier wird uns einiges erzählen können, was wir schon sehr lange wissen wollten: Wer vor vielen Jahren die Dinge ins Rollen gebracht und hinter den Kulissen sehr schmutzige Drähte gezogen hat.«
»Aber sicherlich…«
»Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen. Sie wollen sagen, dass der Mann, wer er auch war, schon lange tot ist. Das stimmt. Aber wir werden erfahren, um was es sich handelte, wie es organisiert wurde, wer geholfen und wer es inszeniert und wer es seither weitergeführt hat. Es wird um Leute gehen, die keine große Rolle zu spielen scheinen, deren Rolle aber in
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