Alter schützt vor Scharfsinn nicht
das Werk eines hiesigen Typs.«
»Und warum vermuten Sie das?«, fragte Tommy.
»Ach, man hört dies und jenes, wissen Sie. Und man bekommt Informationen von anderen wichtigen Abteilungen.«
Tommy und der Inspektor musterten sich stumm. Lange sagte keiner ein Wort.
»Ja, ich verstehe«, meinte Tommy schließlich. »Ja, ich glaube, ich verstehe.«
»Wenn ich noch etwas bemerken darf…«
»Bitte«, sagte Tommy und sah ziemlich zweifelnd aus.
»Es ist wegen Ihres Gartens. Sie brauchen doch eine Hilfskraft?«
»Unser Gärtner wurde ermordet. Das wissen Sie sicherlich.«
»Ja, selbstverständlich. Der alte Isaac Bodlicott, nicht wahr? Ein sehr netter alter Mann. Manchmal hat er ziemlich aufgeschnitten, wenn es um die großartigen Taten seiner Jugend ging. Hier kannte ihn jeder. Er war ein Mann, dem man absolut vertrauen konnte.«
»Ich begreife nicht, warum er getötet wurde. Niemand hat eine Ahnung, niemand scheint etwas entdeckt zu haben.«
»Damit meinen Sie wohl die Polizei. Ja, das braucht seine Zeit, wissen Sie. So was kommt nicht bei der gerichtlichen Untersuchung heraus und darum sagt der Richter auch nur: ›Mord durch einen Unbekannten.‹ Das ist oft erst der Anfang. Aber was ich sagen wollte: Es könnte sein, dass jemand bei Ihnen auftaucht und fragt, ob Sie eine Hilfskraft für den Garten brauchen. Er wird sagen, er könnte an zwei oder drei Tagen in der Woche kommen. Als Referenz wird er angeben, dass er einige Jahre für Mr Solomon gearbeitet hat. Bitte, merken Sie sich diesen Namen!«
»Mr Solomon«, wiederholte Tommy.
Einen Augenblick kam es ihm vor, als zwinkerte Inspektor Norris ihm zu.
»Mr Solomon ist tot. Aber er hat hier gewohnt und mehrere Gärtner beschäftigt. Ich bin nicht sicher, unter welchem Namen sich der Mann bei Ihnen vorstellt, möglicherweise heißt er Crispin. Zwischen dreißig und fünfzig Jahren. Er hat für Mr Solomon gearbeitet. Wenn sich jemand meldet, ohne Mr Solomon zu erwähnen, würde ich ihn an Ihrer Stelle nicht einstellen. Das nur als Warnung!«
»Ich verstehe«, sagte Tommy. »Ja. Ich hoffe wenigstens, dass ich begriffen habe.«
»Na, schön. Gibt es sonst noch etwas, das Sie wissen möchten!«
»Ich glaube nicht.«
»Wir werden Ermittlungen anstellen, allerdings nicht unbedingt hier, vielleicht in London oder auch anderswo. Wir helfen, wo wir können. Aber das wissen Sie ja, nicht wahr?«
»Ich werde versuchen, Tuppence – meine Frau – davon abzuhalten, sich zu sehr einzumischen. Das ist sehr schwierig.«
»Frauen sind immer schwierig«, erklärte Inspektor Norris.
Tommy wiederholte diese Bemerkung kurze Zeit darauf, als er an Tuppences Bett saß und zusah, wie sie Weintrauben aß.
»Isst du alle Kerne mit?«
»Meistens. Es dauert so lange, sie auszuspucken, findest du nicht? Ich glaube nicht, dass es schadet.«
»Wenn du sie dein ganzes Leben lang schon geschluckt hast, offenbar nicht«, antwortete Tommy.
»Was hat die Polizei gesagt?«
»Genau das, was wir erwarteten.«
»Wissen sie, wer der Täter sein könnte?«
»Sie glauben nicht, dass es jemand von hier ist.«
»Wen hast du gesprochen? Heißt er Inspektor Watson?«
»Nein, Inspektor Norris.«
»Den kenne ich nicht. Was hat er sonst noch gesagt?«
»Er behauptete, es wäre schwierig, Frauen an der Kandare zu halten.«
»Na, hör mal!«, rief Tuppence. »Wusste er, dass du es mir sofort erzählen würdest?«
»Das halte ich für unwahrscheinlich.« Tommy stand auf. »Ich muss zwei Gespräche mit London führen. Ich möchte die nächsten Tage hier bleiben.«
»Du kannst ruhig fahren. Ich bin hier in Sicherheit. Albert bewacht mich. Dr. Crossfield ist sehr nett und benimmt sich fürsorglich wie eine Bruthenne.«
»Ich muss nochmal weg und für Albert Verschiedenes einkaufen. Soll ich dir was mitbringen?«
»Ja«, sagte Tuppence, »wenn du mir eine Melone kaufen könntest? Ich hab einen Heißhunger auf Obst. Außer Obst mag ich nichts.«
Tommy wählte eine Nummer in London. »Oberst Pikeaway?«
»Ja. Hallo? Ach, Sie sind es, Beresford?«
»Sie haben meine Stimme erkannt? Ich wollte sagen, dass – «
»Etwas mit Tuppence los ist. Ich weiß es schon«, sagte Pikeaway. »Wir brauchen nicht darüber zu sprechen. Bleiben Sie die nächsten Tage zuhause, vielleicht die ganze Woche. Kommen Sie nicht nach London, aber berichten Sie über alles, was geschieht.«
»Es könnte etwas auftauchen, das wir Ihnen bringen müssten.«
»Behalten Sie’s fürs Erste. Sagen Sie Tuppence, sie
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