Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
Fleisch wird es uns also nicht fehlen.«
    »Dasselbe gilt für die Fischer auf dem Fluss«, meldete sich ein weiterer Pan zu Wort. Er war nicht einmal zwölf. »Und wir haben genügend Hühner, Rinder und Ziegen, die uns Eier und Milch liefern.«
    Melchiot nickte mit einem stolzen Lächeln. Dann wandte er sich an Ambre.
    »Ambre, wie läuft es in der Akademie für Alteration? Die Pans fürchten sich sehr vor dem Lärm und den Beben.«
    »Es läuft gut. Wir experimentieren, das ist alles.«
    »Und das Herz der Erde?«
    »Es ist eine ungeheure Energiereserve, durch die wir Zeit sparen können.«
    »Seid trotzdem vorsichtig. Der Rat hat schon viele besorgte Anfragen erhalten.«
    Ambre verschränkte die Arme vor der Brust und nickte unmerklich.
    »Sehr schön«, meinte Melchiot. »Kommen wir nun zu den Fragen und Anträgen. Wer hat eine Meldung zu machen?«
    Ein Pan nach dem anderen ergriff das Wort, um Probleme zu erläutern, die ihnen von Freunden anvertraut worden waren, und der Rat versuchte, für jedes eine passende Lösung zu finden.
    Der Abend neigte sich dem Ende zu, und viele Pans hatten zu gähnen begonnen, als Matt sich zu Wort meldete.
    »Als Mitglied des Rates und General unserer Armee informiere ich euch, dass ich vorhabe, Eden zu verlassen, zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Die Versammelten reagierten mit Entsetzen. Selbst die Schläfrigen setzten sich erschrocken auf.
    »Warum?«, fragte Melchiot nach kurzem Schweigen. »Wir brauchen dich hier.«
    »Ich halte es für notwendig, die Welt weiter zu erforschen. Die Weitwanderer haben genug damit zu tun, von Dorf zu Dorf zu ziehen, Informationen zu sammeln und sie hierherzubringen. Ich melde mich freiwillig, um einen Trupp zusammenzustellen, der in den Westen oder den Norden aufbricht, um zu sehen, was sich jenseits der bekannten Gebiete befindet.«
    Ein Raunen lief durch die Reihen des Rats, und jeder hatte etwas dazu zu sagen.
    Matt war sich bewusst, dass seine plötzliche Entscheidung einer Flucht ähnelte, aber das scherte ihn nicht. Von Woche zu Woche fühlte er sich überflüssiger. Zwar hatte er in der Großen Schlacht zum Überleben der Pans beigetragen und geholfen, das Bündnis mit den Zyniks zu schließen, aber seither trat er auf der Stelle, und er sehnte sich danach, etwas Konkretes zu tun. Der politische Alltag, wo diskutiert wurde, was man nicht tun durfte oder was man tun musste, um das Leben in Eden zu verbessern, war nichts für ihn. Matt langweilte sich.
    Sein Blick schweifte zu Ambre. Sie starrte ihn mit einem seltsam verwirrten Ausdruck an, den Matt nicht entschlüsseln konnte. Das schmerzte ihn.
    Langweile ich mich wirklich, oder will ich nur vor meinen Problemen weglaufen?
    Er ballte die Faust und riss sich am Riemen. Wenn er sich beim Rat durchsetzen wollte, durfte er keine Schwäche zeigen.
    »Ich bin in Eden zu nichts nutze«, sagte er laut. »Meine Fähigkeiten werden anderswo gebraucht. Meine Entscheidung steht fest. Ich werde einen Trupp zusammenstellen und mir ein Ziel setzen.«
    »Gut«, antwortete Melchiot resigniert. »Es ist deine Entscheidung, wir können es dir nicht verbieten, auch wenn ich der Meinung bin, dass wir dich hier brauchen.«
    »Es gibt keine Gefahr und keinen Krieg mehr, ich bin hier überflüssig«, entgegnete Matt.
    In diesem Augenblick spürte er die ganze Nutzlosigkeit eines Kriegers in Friedenszeiten.

    Die Mitglieder des Rates verließen das Gebäude. Die kleine Menge löste sich schnell auf, denn jeder wollte rasch ins Bett kommen. Da packte Tobias Matt beim Arm.
    »Hast du das gesehen?«, fragte er besorgt und starrte nach Norden.
    Matt folgte dem Blick seines Freundes.
    Merkwürdige rote Lichtschimmer zeichneten sich am Horizont ab. Sie ähnelten endlosen Schleiern, wirren Wolkengespenstern, durch die man kaum die Sterne sah.
    »Wow!«, rief Matt. »Sieht aus wie … Polarlichter!«
    »Aurora borealis«, erklärte Tobias fachmännisch. »Allerdings haben die eine andere Farbe, und wir sind eigentlich zu weit im Süden, um sie sehen zu können.«
    »Was ist es deiner Meinung nach dann?«
    Mittlerweile hatten auch andere Pans das Phänomen entdeckt und waren stehen geblieben, um die faszinierenden Wolken aus rotem Licht zu betrachten.
    »Keine Ahnung.«
    »Es ist schön.«
    »Ich finde es beunruhigend.«
    Matt zuckte die Achseln.
    »Warum sagst du das? Seit dem Sturm offenbart uns die Natur oft wunderschöne Dinge.«
    »Aber auch neue Gefahren.«
    »Unsinn, denk nur an die Riesenlibellen, die sind

Weitere Kostenlose Bücher