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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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brachte überhaupt keine Harmonie, sondern das reine Chaos.
    Unordnung, Zerstörung. Schrecken.
    Tod.
    Nein, nicht ganz , verbesserte sich Tobias in Gedanken. Es gibt hier Leben. Es ist nur anders. Ein neues Gleichgewicht. Für den Menschen bedeutet Entropia Chaos, aber dieses Chaos bringt neue Lebensformen hervor.

    Am Abend des vierten Tages näherten sich die beiden Pans auf ihren Hunden schließlich dem Herzen von Entropia.
    Rote und blaue Blitze zuckten nur wenige Kilometer vor ihnen über den Himmel, unzählige Lichter flimmerten im dichten grauen Nebel, und Hunderte Stimmen schallten zu ihnen herüber. Alle riefen dieselben zwei Silben, genauso wie die Stelzenläufer, die sie vor knapp zwei Wochen in der Stadt gesehen hatten.
    »Ya-nain-ya-nain-nain-ya-ya-nain-ya-nain-ya-nain-nain-ya-nain-ya-ya-ya-nain-ya-ya-nain-ya-nain-nain-ya-nain-ya-ya-nain-ya-nain-nain.«
    Ein stakkatohaftes Stimmengewirr, eine Art monotone Ursprache. Es klang ein wenig wie das aufgeregte Geplapper Untergebener am Hofe eines Königs.
    Wie mochte nur der Herrscher aussehen, der sich mit solchen Getreuen umgab?
    Foltergeister tauchten aus diesem milchigen Dunst auf und verschwanden blitzschnell in unterschiedliche Richtungen, während andere zurück in die kompakte Wolke tauchten. Das also war das Herz von Entropia. Das Zentrum des Nichts, das sich unaufhörlich voranschob.
    Würden sie nun endlich Antworten auf ihre Fragen bekommen? Aber was, wenn die Gewissheit schlimmer war als die Ungewissheit?

47. Das entropische Netz
    D as Gefühl intensiver Kälte.
    Dann von Ersticken.
    Eine unendliche Rutschpartie durch einen finsteren Schlauch.
    Das eklige Gefühl, verdaut zu werden.
    Langsam.
    Plötzlich fiel er durch ein Loch aus glitschigem, ledrigem Material in einen dunklen Sack. War er im Magen des Foltergeists angekommen?
    Matt öffnete verdattert und angewidert die Augen. Er war am ganzen Leib von zähflüssigem, stinkendem Speichel bedeckt. Etwas packte ihn am Bein und zog ihn hoch.
    Ein fahler Schimmer fiel durch eine Öffnung am anderen Ende des Magens, und im Zwielicht erkannte Matt die Gestalt, die ihn hielt.
    Vor Schreck war er wie gelähmt.
    Eine riesige Spinne.
    Mit ihren flinken, haarigen Beinen wickelte sie ein fasriges Band um den Jungen, immer schneller und schneller. Er konnte sich nicht wehren, alles ging viel zu schnell. In Kürze würde er vollkommen eingeschnürt sein. Bewegungsunfähig und hilflos in einem Kokon.
    Und dann würde ihn die Bestie verzehren.
    Da fuhr ein greller Blitz durch die Wände des Magens, und er zog sich ruckartig zusammen.
    Die krampfhaften Zuckungen wiederholten sich zweimal. Die Spinne ließ von Matt ab und krümmte sich in einer Ecke zusammen.
    Eine Böe peitschte in die Höhlung, warf Matt zu Boden und fuhr den Schlauch hinauf, der ihn ausgespuckt hatte.
    Das ganze Organ erbebte ein letztes Mal, dann trat Stille ein. Die Spinne saß reglos mit angezogenen Beinen da.
    Irgendetwas stimmte nicht mit dem Foltergeist. Das war die Gelegenheit. Jetzt oder nie! Matt drückte seine Arme mit aller Kraft seitlich weg, um den Kokon zu zerreißen. Vergeblich. Schwitzend und keuchend versuchte er es immer wieder. Er wollte nicht hier sterben, nicht auf diese Weise.
    Er musste sich befreien.
    Doch nach zahllosen vergeblichen Versuchen musste er sich die Wahrheit eingestehen: Er war nicht stark genug, um die elastischen Fäden der Spinne zu zerreißen.
    Da fiel sein Blick auf sein Schwert, das vor der Öffnung lag.
    Er kroch mühsam darauf zu und rollte sich auf die Waffe. Nach mehreren Anläufen gelang es ihm, die Klinge mit den Knien zwischen sein Brustbein und die Fäden zu schieben.
    Er blähte den Brustkorb, verstärkte seine Kraft durch die Alteration und schaffte es, die Fäden zu durchtrennen.
    Die Spinne bewegte sich noch immer nicht.
    Er blickte zu dem Loch über ihm. Zu hoch. Außerdem war er eine ganze Weile durch den Schlauch gerutscht, weshalb es ihm absolut unmöglich erschien, ihn hochzukriechen.
    Er befand sich im Inneren des Foltergeists.
    Wie im Torvaderon. Da war es genauso! Als Erstes gelangte man in eine Höhle mit einer Spinne! In seinen Magen! So ernährt sich das Monster!
    Um aus dem Torvaderon herauszukommen, hatten er und seine Mitgefangenen seine Eingeweide so lange bearbeitet, bis er sie hochgewürgt und wieder ausgespuckt hatte.
    Kein Zweifel: Es gab tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Torvaderon, den Foltergeistern und Gagöl.
    Matt zögerte.
    Er konnte mit aller Kraft auf

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