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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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zerbrach sich den Kopf darüber, warum der Foltergeist ausgerechnet in jener Nacht plötzlich in ihrer Nähe aufgetaucht war. Er hatte die Gebäude durchsucht, als hätte er gewusst, dass Matt sich in dem Dorf befand. Wie war das möglich? Offenkundig hatten diese Kreaturen keinen übernatürlichen Sinn. Schließlich hatte der Foltergeist, der im Wald auf seiner Spinne an ihnen vorübergeritten war, sie nicht entdeckt.
    Wie hatte der andere in Canaan ihn dann aufgespürt?
    Waren sie verraten worden? Und wenn ja, von wem?
    Matt war überzeugt, dass kein Pan aus Canaan ihn ans Messer geliefert hatte. Im letzten Jahr war es durchaus vorgekommen, dass Pans sie an die Zyniks verraten hatten, aber das hatte jedes Mal am Älterwerden und dem Verlust der Unschuld gelegen. Es war eine Sache, sich plötzlich den Erwachsenen zugehörig zu fühlen, aber zu den Foltergeistern überlaufen? Nein, das war undenkbar.
    Kein Pan hätte sich in den Dienst des Bösen gestellt.

    Nach acht Tagen ohne Begegnung mit einem Foltergeist war Matt recht zuversichtlich. Er hoffte, dass sie die grauenvollen Kreaturen endgültig abgehängt hatten.
    Zum Glück waren sie nach dem Zusammenstoß mit der Quale keinen weiteren Raubtieren begegnet. Einmal hörten sie in der Ferne die Schreie eines Urk-Bruks, eines mutierten Braunbären, der nicht mehr viel mit dem kuscheligen Meister Petz zu tun hatte, den sie im Kopf hatten. Doch der Angreifer scheute das Feuer, das sie in aller Eile anzündeten, und zog weiter.
    Tobias fürchtete sich in erster Linie vor Nachtschleichern, und war beruhigt, als Amy und Floyd ihm erklärten, dass diese den Norden endgültig verlassen hatten. Auf Matt hatte diese Nachricht jedoch die gegenteilige Wirkung: Damit ein Ungeheuer aus einer Region floh, musste diese schon besonders unwirtlich sein.
    Doch bald hatten sie mit einem ganz anderen Feind zu tun: dem Wintereinbruch, begleitet von Kälte und Schnee.
    Anfangs war es nur eine dünne Schicht, die unter den Sohlen knirschte, doch je weiter sie nach Norden vordrangen, desto tiefer wurde die Schneedecke. Sie kamen viel langsamer voran als bisher, und es kostete sie zusätzliche Kraft, ihre Füße bei jedem Schritt aus dem kalten Weiß zu ziehen.
    Beim ersten Anzeichen von Schnee hatte Amy sie auf die Jagd geschickt. Einen ganzen Nachmittag lang erlegten sie Hasen und Fasane und legten sich einen hübschen Vorrat an.
    Die Nadelbäume standen immer dichter, und im Wald wurde es immer finsterer. Manchmal hangelte sich ein waghalsiges Eichhörnchen von Ast zu Ast und trat dabei etwas Schnee los, der auf die darunter laufende Gruppe herabrieselte und ihnen einen Heidenschreck einjagte.
    Auch Geräusche klangen jetzt anders. Gedämpfter, weniger vielfältig. Der Gesang der Vögel war leichter zu orten und rief kein Echo mehr hervor.
    Wenn der Wind auffrischte, zogen die Pans ihre Köpfe ein, wickelten sich die Schals um Mund und Nase und stapften verbissen weiter.
    So vergingen zwei Tage, in denen sie durch eine trostlose Schneelandschaft stapften. Zwei Tage, in denen sie sich gedanklich auf das vorbereiteten, was sie als Nächstes erwartete: der nördlichste Vorposten der Pans, Fort Strafe.

    Nach achtzehn Tagen Fußmarsch erreichten sie das Fort gegen Abend.
    Nebelschwaden hingen zwischen tannenbestandenen Hügeln. Mittendrin ragten die beiden Türme des Forts in eisiger Stille in den Himmel, gesäumt von spitzen Holzpfählen. Ein großer Hirsch stand vor dem Tor. Seine langen Geweihenden wandten sich der kleinen Truppe zu. Er beobachtete, wie sie langsam näher kamen, dann verschwand er mit ein paar majestätischen Sätzen im nächsten Unterholz. Immerhin war nicht jegliches Leben von diesem Ort geflüchtet.
    Als sie das Fort fast erreicht hatten, blieb Amy, die vorausging, plötzlich wie angewurzelt stehen.
    »Hast du etwas gesehen?«, fragte Floyd aufgeregt.
    »Nein. Es ist das Tor. Ich habe es bei meinem Aufbruch verriegelt.«
    Einer der Torflügel war weit geöffnet und gab die Sicht auf den Innenhof frei.
    »Vielleicht war es der Wind?«
    »Das Tor ist zu schwer.«
    »Oder ein anderer Weitwanderer«, meinte Matt, der zu ihnen getreten war.
    »Niemand außer Amy hatte die Anweisung, so weit in den Norden zu reisen.«
    »Dann sehen wir eben nach«, sagte Matt und zog sein Schwert aus dem Futteral auf seinem Rücken.
    Das Fort war nicht groß: Es bestand aus einem Hauptgebäude und einer Scheune, die zugleich als Stall und Kornspeicher diente. Alle Türen standen offen, Kisten

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