Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Blicke zu.
»Ich werde durch den Pass der Wölfe gehen«, fügte Matt hinzu, »und heimlich die Festung passieren. Wir könnten eine Kommandotruppe bilden, die vor Ort auskundschaftet, wie man diesen strategischen Posten am besten erobern kann. Ich würde diese Truppe begleiten und dann allein ins Reich der Zyniks weiterreisen.«
Zelie verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wir brauchen einen Oberbefehlshaber von deinem Schlag. Was kann denn bitte wichtiger sein, als uns in unserem Überlebenskampf zu unterstützen?«
Matt senkte den Blick und suchte vergebens nach einer Antwort. Er fühlte sich außerstande, über Tobias’ Verschwinden und die Existenz des Torvaderon zu sprechen.
»Er kommt mit mir«, sagte Ambre. »Wir werden versuchen, zum Schloss der Königin vorzudringen. Wenn ich diese Karte bin, sollten wir herausfinden, welches Geheimnis ich berge. Vielleicht ist es das einzige Verteidigungsmittel gegen die Zyniks.«
Matt starrte sie mit offenem Mund an.
»Ah!«, rief Neil. »Das wird ja immer schöner! Jetzt sollen wir auch noch zulassen, dass sich unser einziges wertvolles Unterpfand dem Feind in die Arme wirft!«
»Sie ist kein Pfand, sie ist ein Mensch«, erwiderte Melchiot.
»Du naiver Schwachkopf! Dieses Mädchen schickt uns in den Untergang!«
»Und was schlägst du vor? Sollen wir sie vielleicht einsperren?«
»Warum nicht? So könnten wir sie immer noch zum Tausch anbieten, wenn alles den Bach runtergeht.«
Vor Zorn bebend, wies Zelie mit dem Finger auf Neil.
»Jetzt reicht es aber! Deine aggressiven Methoden und deine endlose Schwarzseherei sind unerträglich! Wenn Malronce so versessen darauf ist, diese Karte aufzuspüren, dann gibt es dafür einen triftigen Grund. Ich finde es sinnvoll, dass wir versuchen, ihr einen Schritt voraus zu sein. Wir sollten froh sein, dass Ambre die Gefahr dieser Reise auf sich nehmen will.«
»Wie du vorgeschlagen hast, Matt, werden wir eine Kommandotruppe bilden«, fügte Maylis hinzu. »Sie wird euch bis zum Pass der Wölfe begleiten und die Umgebung der Festung erkunden.«
Neil setzte sich mit finsterer Miene auf seinen Platz im hintersten Rang.
Matt nutzte die nun folgende Diskussion unter den Ratsmitgliedern, um Ambre leise zu fragen:
»Ich dachte, du wolltest als Weitwanderin losziehen?«
»Ich habe nur gesagt, dass ich die Ausbildung anfange. Wenn ich lerne, welche Pflanzen essbar und welche giftig sind, wird uns das helfen, in der Wildnis zu überleben. Du musst mitkommen, Matt, ohne dich ist es nicht dasselbe.«
»Und Tobias?«
Ambre schluckte mühsam und schüttelte traurig den Kopf.
»Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Matt …«
»Du glaubst tatsächlich, dass er tot ist, oder?«
Ambre biss sich verlegen auf die Lippe.
Matt atmete tief ein und betrachtete die Versammlung, die über die soeben eingebrachten Vorschläge abstimmte.
»Ich muss nachdenken«, seufzte er. »Gib mir ein bisschen Zeit.«
Über eine Stunde lang lief Matt ziellos durch die Stadt, bis er auf zwei Jungen stieß, die mit einer Axt Holz zu spalten versuchten. Sie schwitzten und keuchten und betrachteten verzweifelt die ungehackten Klötze, die sich vor ihnen auftürmten.
Matt ging zu ihnen und bot seine Hilfe an.
Er musste sich austoben.
Er stellte den Holzklotz auf den dicken Hackstock, hob die Axt und spannte alle Muskeln an. Mit einem Pfeifen sauste die Klinge hinab.
Der glatt in der Mitte gespaltene Klotz flog in Scheiten auseinander, und die Axt bohrte sich bis zum Schaft in den Hackstock.
Den beiden Jungen blieb der Mund offen stehen.
»Boah!«, rief der eine. »So was Cooles hab ich noch nie gesehen!«
Matt rüttelte die Axt los und legte sich einen weiteren Klotz zurecht.
Diesmal dosierte er seine Kraft besser, um den Hackstock nicht zu beschädigen. In kürzester Zeit hatte er den Hauptteil der Arbeit erledigt.
Als er seinen beiden ehrfürchtigen Zuschauern die Axt zurückgab, war die Klinge ganz heiß geworden.
Die körperliche Anstrengung hatte Matt gutgetan, aber innerlich war er immer noch angespannt. Ein Bad hätte ihm wohl eher geholfen, endlich einen klaren Gedanken zu fassen.
Es führt kein Weg daran vorbei. Ich muss mich entscheiden. Zwischen Ambre und Tobias.
Sein Magen krampfte sich zusammen. Wann würde das alles ein Ende haben? Er wollte zurück in sein Zimmer, nach New York, am Computer mit seinen Freunden chatten, über die vielen Hausaufgaben jammern. Nicht zu fassen, dass das damals seine einzige Sorge gewesen
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