Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
hoffen …«
Neil stand auf.
»Mich würde interessieren, wer eigentlich das Mädchen ist, für das ihr euch alle so bereitwillig opfern wollt. Wer bist du, Ambre? Und warum befindet sich der Große Plan auf deiner Haut und nicht auf irgendeiner anderen?«
Ambre stotterte:
»K… keine Ahnung. Ich … ich habe mir das nicht ausgesucht.«
»Was macht das für einen Unterschied?«, empörte sich Matt. »Sie ist der Große Plan, warum auch immer! Kannst du uns denn erklären, warum du braune Augen hast?«
»Weil meine Eltern braune Augen hatten. Und genau das möchte ich gern wissen: Woher kommt Ambre?«
»Sie ist der Große Plan, weil die Natur im Augenblick ihrer Zeugung eingegriffen hat – vielleicht hat die Natur ja seit langem darauf gewartet, dass zwei ganz bestimmte Menschen sich vereinen, oder irgend so etwas in der Art. Uns kann das jedenfalls egal sein. Für uns zählt nur, dass Ambres Karte den Weg zu etwas weist, das wichtig sein könnte. Sie muss damit leben, und unsere Aufgabe ist es, ihr dabei zu helfen.«
Neil wollte widersprechen, aber Zelie ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen.
»Freunde!«, rief sie laut und wartete, bis Stille eingekehrt war. »Wir müssen jetzt eine Entscheidung fällen. Wir können die Einwohner von Eden nicht über einen bevorstehenden Angriff informieren, ohne ihnen einen Plan zu präsentieren, sonst bricht Panik aus! Unsere Abstimmung wird die Weichen für unsere Zukunft stellen.«
Matt bewunderte die klare und direkte Art, mit der Zelie vor anderen sprach. Seit dem Sturm hatten die Pans sich an ihr neues Leben angepasst, und er stellte immer wieder fest, dass ihre Anführer eine besondere Redeweise entwickelt hatten. Zelie machte da keine Ausnahme. Ein Erwachsener hätte sich nicht besser ausdrücken können, davon war Matt überzeugt.
»Wir dürfen uns nichts vormachen«, fuhr Maylis ebenso eindringlich fort. »Lange können wir den Zyniks nicht entkommen, wenn sie erst einmal beschlossen haben, unser Land zu erobern.«
»Wozu dann überhaupt abstimmen?«, fragte jemand. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als zuerst anzugreifen!«
»Oder ihnen Ambre zu geben!«, schrie Neil.
Maylis schüttelte den Kopf.
»Kommt nicht in Frage! Das wäre barbarisch!«
»Seit wann triffst du hier die Entscheidungen und nicht die Ratsversammlung?«, höhnte Neil. »Ich schlage vor, wir stimmen …«
»Dazu hattest du gestern schon Gelegenheit«, fiel Zelie ihm ins Wort. »Jetzt heben bitte all jene die Hand, die für eine militärische Lösung des Konflikts sind.«
Ein Dutzend Hände schoss in die Höhe, gefolgt von einigen weiteren, die weniger entschlossen wirkten.
Maylis wandte sich zu Neil um.
»Das ist die Mehrheit.«
»Wir müssen uns organisieren, wir haben keine Zeit zu verlieren«, drängte Zelie. »Die Weitwanderer, die sich derzeit in Eden aufhalten, sollten unser Territorium in verschiedene Sektoren aufteilen und unverzüglich in das ihnen zugeteilte Gebiet reisen, um den anderen Pans zu sagen, dass ein Krieg bevorsteht und wir uns sammeln müssen. Freiwillige Helfer werden sie begleiten. Unterdessen werden wir in Eden Waffen herstellen und unsere Strategie ausarbeiten, also die schrittweise Zerstörung der Ersten Armee und die Einnahme der Festung im Pass der Wölfe, von wo aus wir die nächsten Armeen bekämpfen können.«
»Das wird nicht reichen«, stellte Matt fest. »Wir müssen auf den Überraschungseffekt setzen. Wenn wir frontal gegen die vier anderen Armeen vorgehen, fegen die uns weg wie nichts!«
»Was schlägst du vor?«
»Wir drehen den Spieß einfach um! Sobald wir die Erste Armee abgefangen und die Festung unter Kontrolle gebracht haben, warten wir ab, bis die Dritte Armee in den Pass der Wölfe einmarschiert ist. Dann können wir sie von zwei Seiten attackieren, aus dem Norden und aus dem Süden.«
»Das ist eine gute Idee. Du wirst die Kampfhandlungen leiten, wenn der Rat deiner Ernennung zum Feldmarschall zustimmt.«
Die meisten Mitglieder billigten diese Entscheidung mit einem Nicken, doch Matt hob abwehrend die Hände.
»Nein, dieses Amt kann ich nicht annehmen. Ich werde nicht lange hierbleiben.«
»Wir brauchen dich! Du kannst uns jetzt nicht im Stich lassen!«
»War ja klar, dass er kneift«, sagte Neil triumphierend.
»Ich muss zurück in den Süden, um dort eine … persönliche Angelegenheit zu regeln. Es tut mir leid.«
Ein enttäuschtes Murmeln ging durch die Reihen der Ratsmitglieder, und einige warfen Matt wütende
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