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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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Freunde, all das war woanders, weit weg.
    Unerreichbar.
    Schieb jetzt bloß keine Panik, befahl er sich. Wenn du verzweifelst, blockiert dich das nur.
    Langsam ging er weiter. Es war bitterkalt. Er bemerkte, dass er völlig durchgefroren war. Am liebsten hätte er ein Feuer gemacht, aber in einer Höhle ohne erkennbare Öffnungen nach außen war das unmöglich, außerdem hatte er weder Streichhölzer noch sonst irgendein Zündmittel bei sich.
    »Ich … ich kenne dich«, murmelte jemand ganz in seiner Nähe.
    Ein zwischen zwei Felsblöcken kauernder Junge in zerrissenen Kleidern hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, um nicht geblendet zu werden.
    Tobias sah eine Hakennase, eine längliche Narbe … Irgendwie erinnerte ihn das an …
    »Franklin!«, rief er leise. »Der Weitwanderer!«
    Sie hatten auf der Carmichael-Insel zusammen gegen die Zyniks gekämpft.
    »Schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen!«, sagte er und umarmte den Jungen.
    »Hat dich das schwarze Phantom also auch erwischt?«
    »Der Torvaderon? Ja.«
    »Er sucht Matt. Er hat mich gefoltert, um herauszufinden, wo er ist. Er will Matt um jeden Preis.«
    »Warum ausgerechnet Matt? Weißt du Genaueres?«
    »Nein. Das ist ein Dämon, ein Ungeheuer. Es kann einem Unerträgliches antun. Ich weiß nur, dass er auf der Erde ist, um Matt zu fangen. Hoffentlich hat Matt mehr Glück als wir.«
    »Ja, das kann man nur hoffen. Weißt du, wo wir sind?«
    »In der Speisekammer dieses Monsters!«
    »Und diese Kreatur, die immer kommt, ich nenne sie den Verschlinger, ist das der Torvaderon in seiner eigentlichen Gestalt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Seit wann bist du hier?«
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir vor, als wären es Jahre. Manchmal denke ich, dass ich dabei bin, den Verstand zu verlieren.«
    »Isst und trinkst du nichts?«
    »Nein, ich habe zwar Hunger und Durst, aber seltsamerweise werde ich nicht schwächer. Es ist, als würde uns diese Höhle am Leben erhalten.«
    »Bis uns der Verschlinger verspeist!«
    »Bei einem bin ich mir aber ziemlich sicher: Der Verschlinger, wie du ihn nennst, sucht sich immer diejenigen aus, die am meisten Angst haben.«
    »Am meisten Angst?«, wiederholte Tobias.
    »Ja, die Furchtsamsten scheinen ihm am besten zu schmecken.«
    »Ich wette, dass seine Seele von unserer Angst lebt!«
    Plötzlich kullerten mehrere Schädel über den steinernen Boden. Unwillkürlich hielt Tobias seinen Pilz vor sich, als könne er damit den Verschlinger abwehren.
    Colin kam auf sie zugekrochen. Sein einfältiges Pickelgesicht war tränenüberströmt.
    »Helft mir«, winselte er, »ich tu alles, was ihr von mir verlangt!«
    »Das ist doch der Kerl, der den alten Carmichael umgebracht hat!«, zischte Franklin und griff nach einem Stein.
    Tobias fiel ihm in den Arm.
    »Lass ihn, das ist eine arme Sau. Er ist zwar ein Feigling und Lügner, aber das hat er nicht verdient.«
    »Kennst du ihn?«
    Tobias seufzte.
    »Er ist schuld daran, dass ich hier gelandet bin.«
    »Und trotzdem beschützt du ihn?«
    Tobias zuckte die Achseln.
    »Er hat das alles nur aus Dummheit oder Angst gemacht. Er kann einem leidtun.«
    Colin war inzwischen bei ihnen angelangt und streckte die Hand nach Tobias’ Bein aus.
    »Vergib mir«, jammerte er. »Ich wusste nicht, was ich tat! Ich wusste nicht, dass der Torvaderon ein so grauenhaftes Ungeheuer ist! Ich habe geglaubt, dass er sich um mich kümmert! Vergib mir, bitte, bitte!«
    Tobias zog sein Bein weg.
    »Hör auf, mir nachzurennen. Du hast es nicht anders gewollt.«
    »Helft mir!«, schluchzte Colin. »Bitte! Lasst nicht zu, dass er mich frisst!«
    Franklin warf Tobias einen Seitenblick zu.
    »Der scheint reif für den Kochtopf zu sein«, sagte er kühl.
    Tobias beugte sich vor:
    »Colin, reiß dich zusammen! Wenn du so weitermachst, fällt die Wahl des Verschlingers beim nächsten Mal auf dich! Du musst deine Angst unterdrücken, sonst bist du geliefert!«
    Colin heulte nur umso lauter.
    »Ich kann nicht! Ich kann nicht! Ich hab Angst!«
    Franklin rutschte von ihm weg.
    »Bleib nicht in seiner Nähe«, riet er Tobias. »Er wird den Verschlinger anlocken.«
    Da quietschte das Gitter, das die Höhle verschloss.
    Obwohl er sich mit aller Kraft dagegen wehrte und Schranken in seinem Geist zu errichten versuchte, wurde Tobias von schierem Grauen gepackt, und er rannte zu seiner Nische.
    Als er sich gegen die Wand drückte, merkte er, dass er seinen Pilz fallen gelassen hatte. Er machte keine Anstalten, ihn zu suchen.

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