Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Nicht, solange der Verschlinger hier war.
Er bereute diesen Entschluss sofort.
Denn nun wurde der Verschlinger von dem weißen Licht des Leuchtpilzes erhellt.
Eine riesige, schwarz glänzende Spinne mit dünnen, behaarten Gliedern. Unter den acht glasigen Augen mahlten unheimliche Mundwerkzeuge. Blitzschnell trippelte sie durch die Grotte und begann, die zitternden Gestalten abzutasten.
Manche stöhnten, andere schluchzten hemmungslos.
Schließlich erreichte der Verschlinger Colin, der mit angstverzerrtem Gesicht um Gnade flehte.
Die Spinne tastete ihn mit ihren Vorderbeinen ab.
Dann machte sie einen Satz nach vorn, um ihn zu packen.
Colin brüllte auf und rollte wie ein widerspenstiges Kind auf dem Boden hin und her. Als die Beine wieder nach ihm griffen, stieß er einen anderen Gefangenen in ihre Richtung. Die Spinne schnappte sofort zu und verschlang den Jungen.
Colin bebte und heulte. Er schien am Rande des Wahnsinns zu stehen.
Tobias bekam eine Gänsehaut.
Er musste hier raus.
So schnell wie möglich.
Und dazu konnte er nur auf Matt und Ambre zählen.
ZWEITER TEIL
Reise ins Fegefeuer
14. Wesen der Nacht
M att lief mit Ben an der Spitze des Konvois. Ihre Hunde, denen sie die Taschen mit den Lebensmitteln und die Schlafsäcke umgeschnallt hatten, trabten neben ihnen her.
»Wie lange werden wir deiner Meinung nach bis zum Pass der Wölfe brauchen?«, fragte Matt.
»Zu Fuß etwa sechs oder sieben Tage. Wenn wir auf den Hunden reiten, sind wir vermutlich doppelt so schnell.«
Die Hunde hatten sie bereits den ganzen Vormittag auf dem Rücken getragen und daran auch sichtlich Spaß gehabt. Am frühen Nachmittag hatte die Gruppe beschlossen, ihnen ein oder zwei Stunden Pause zu gönnen.
»Im Grunde hängt es davon ab, ob wir auf den asphaltierten Wegen laufen oder uns durchs Unterholz schlagen«, fügte Ben hinzu.
»Gibt es noch begehbare Wege?«
»Ja, alte Straßen, die noch nicht vollständig überwuchert sind. Die Weitwanderer benutzen sie häufig, weil es die Orientierung leichter macht und man schneller vorankommt. Der Nachteil ist, dass die Zyniks sie ebenfalls benutzen. Wir könnten uns selbst einen Weg bahnen, aber das dauert viel länger.«
»Dann bleiben wir lieber auf den Straßen. Wir werden aufpassen.«
Ben nickte.
Kurz darauf schloss Ambre zu Matt auf.
»Es muss ganz schön hart für dich sein, Eden zu verlassen«, sagte sie.
»Wie für alle anderen, nehme ich an. Schließlich weiß niemand von uns, was uns erwartet.«
»Ich meine, wegen Mia. Du musstest dich von jemandem trennen, der dir ganz offensichtlich sehr nahesteht.«
Matt verdrehte die Augen.
»Sie ist nur eine Freundin!«
Ambre lachte auf.
»Na klar!«, meinte sie spitz. »Ich habe doch gesehen, wie sie sich benimmt. Und dieser kleine Stolperer heute Morgen! Ha, eine tolle Schauspielerin!«
»Was willst du damit andeuten?«
»Ach, Matt. Erzähl mir nicht, dass du nichts gemerkt hast! Sie hat es natürlich absichtlich gemacht, damit du sie auffängst.«
»Quatsch. Sie ist noch geschwächt, das weißt du genau.«
»Ja, klar.«
Ambre schüttelte genervt den Kopf. Sie lief noch eine Weile neben ihm her, dann ging sie mit ein paar schnellen Schritten vor zu Ben. Matt beobachtete, wie sie sich mit dem Weitwanderer unterhielt. Schon auf der Carmichael-Insel hatte sie Stunden mit ihm verbracht, angeblich um mehr über den Alltag eines Weitwanderers zu erfahren.
Hin und wieder blickte sie über die Schulter zurück zu Matt.
Sie schäkerte, er sah es genau.
Ben gefiel ihr.
Nach fünf Minuten hatte Matt die Nase voll von diesem Zirkus. Er wandte sich zu den anderen um und forderte sie auf, wieder auf ihre Reittiere zu steigen.
Während Ambres und Matts Gruppe recht sicher auf den Hunderücken saß, hatten Floyd und seine Leute noch Schwierigkeiten damit. Luiz konnte trotz der kleinen Wolldecke, die als Sattel diente und den Rücken des Tiers schützte, das Gleichgewicht nicht halten: Er musste sich am Fell festklammern und wirkte nach einer Stunde raschen Trabs noch erschöpfter als sein Hund. Tania kam ganz gut zurecht, aber Neil und der Weitwanderer hatten ebenfalls sehr zu kämpfen.
Die neun Hunde schienen unter der Last nicht zu leiden. Bens weißgrauer Husky hatte sich wie selbstverständlich an die Spitze gesetzt, und sie folgten ihm in flotter Gangart, brav einer hinter dem anderen. Die meisten waren offenbar Mischlinge und wirkten mit ihrem wuscheligen Fell wie zu groß geratene Kuschelbären, nur manche
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