Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
vor Entsetzen hinter seinem Knebel.
»Und das«, fügte Matt hinzu, »ist für das, was Sie Ambre angetan haben.«
Daraufhin verpasste er ihm einen heftigen Tritt in die Weichteile.
Der Unschuldstrinker gab ein ersticktes Brüllen von sich und krümmte sich in der Lache seines eigenen Urins.
Als sie wieder an die Brücke kamen, erklärte Horace den Soldaten, dass es schon spät sei und der Unschuldstrinker ihnen befohlen habe, am nächsten Morgen wiederzukommen, nachdem er sie eine Stunde lang habe warten lassen.
Etwa hundert Meter von der Dschunke entfernt begriff Matt, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. Ihr Boot war von Soldaten umstellt.
Er stieß Horace in eine dunkle Gasse.
»Sie sind erwischt worden! Ambre, Tobias und die anderen!«
Horace lugte um die Ecke:
»Nein, warte. Sie sind noch nicht an Bord gegangen. Die Soldaten sind gerade erst aufmarschiert. Wir können noch etwas unternehmen!«
»Das wäre Selbstmord! Beim ersten Schrei hätten wir die ganze Miliz von Babylon am Hals! Komm, ich will mir das aus der Nähe anschauen.«
Matt und Horace nahmen eine Gasse, die parallel zum Uferweg verlief, und gelangten so bis auf Höhe der Soldaten.
Matt schlich sich vorsichtig an und kauerte sich hinter eine Regentonne. Die Soldaten waren ganz nah.
Ein Offizier teilte Netze an die Soldaten aus.
»Nicht vergessen, ich will sie lebend, wenn möglich!«
»Und was ist mit den Hunden?«, fragte ein mit einer langen Lanze bewaffneter Soldat.
»Tötet sie! Geht kein Risiko ein! Unser Ziel sind die Kinder! Wenn unsere Informationen stimmen, sind auch welche unter der Plane. Los! Auf eure Plätze!«
Matt spürte, wie ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
Die Soldaten waren gut informiert.
Das konnte nur eines bedeuten.
Jemand hatte sie verraten.
31. Vertrauen
M att rannte so schnell durch die finsteren Gassen von Babylon, dass Horace kaum hinterherkam.
»Wo willst du hin? Matt! Rede mit mir!«
Keine Antwort. Matt schien blind und taub vor Wut.
Sie gelangten zu einem Platz unfern der Brücke, und Matt lief auf ein Haus mit trübem Schaufenster zu. »Balthazars Bazar« stand in goldenen Lettern auf einem schwarzen Schild.
Matt trat gegen die Tür, die sofort nachgab. Mit gezogenem Schwert rannte er in den hinteren Teil des Ladens, aus dem ein Lichtschimmer drang.
Er war darauf gefasst, dort Zyniks anzutreffen, vielleicht sogar ein paar ranghohe Beamte der Königin, aber das war ihm egal. Er war von solchem Zorn erfüllt, dass er glaubte, es mit allem und jedem aufnehmen zu können, um den Verräter zu stellen.
Mehrere Personen saßen in dem angenehm warmen Raum um einen Tisch herum, auf dem dampfende Tassen standen.
Ambre, Tobias und die anderen plauderten einträchtig mit Balthazar. Sogar die Hunde drängten sich in der Küchennische.
»Ihr?«, stieß Matt hervor. »Aber …«
»Was ist mit dir los?«, fragte Ambre. »Du machst ein Gesicht, als hieltest du uns für Gespenster.«
»Ich dachte, ihr seid auf dem Schiff?«
Tobias blickte schuldbewusst drein.
»Nein, ich dachte mir, dass es vielleicht doch klüger wäre, hier zu warten. Auf der Dschunke hätte jederzeit jemand vorbeikommen und uns entdecken können.«
Matt zeigte mit der Schwertspitze auf Balthazar.
»Er hat uns verraten! Die Zyniks sind in diesem Augenblick auf der Dschunke! Und sie wissen haargenau, was sie dort suchen! Sie wissen über alles Bescheid, die Hunde, unser Versteck unter der Plane, über alles!«
Alle Gesichter wandten sich mit einem Ruck dem alten Mann zu.
Balthazar runzelte die Stirn, und einen Moment lang verengten sich seine Pupillen zu schmalen Schlitzen. Die Augen einer Schlange.
»So ein Unsinn!«, antwortete er. »Wenn ich euch an Malronce verraten hätte, wieso hätte ich dann die Soldaten zum Boot geschickt, wo ich euch doch hier erwartet habe? Außerdem hätte ich heute Nachmittag an der Pier mit dem Kontrolloffizier ausreichend Gelegenheit dazu gehabt!«
Das Argument saß. Alle entspannten sich.
»Moment mal!«, rief Tobias. »Die Zyniks sind auf der Dschunke? Ich habe einen Zettel an Bord gelassen, um euch zu sagen, dass wir uns hier treffen!«
Matt und Ambre blickten sich an.
»Wir müssen fliehen. Schnell!«, sagte er.
»Und wohin?«, fragte Neil panisch. »Der Fluss kommt jetzt nicht mehr in Frage, und die Stadttore sind unüberwindbar!«
»Noch dazu lagert eine ganze Armee von Zyniks vor der Stadt«, fügte Chen hinzu.
Matt postierte sich an der Hintertür und warf
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