Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Leben ab.
Er packte den Griff seines Schwertes fester, das er unauffällig vor sich hingelegt hatte. Wenn die Bogenschützen auf sie schossen, konnten sie nur ins Wasser springen. Und darauf hoffen, das Ufer heil zu erreichen. Wo die Miliz sie wohl schon erwarten würde.
Da ertönte eine Stimme von der Spitze des Turms:
»Alles in Ordnung. Gute Fahrt!«
32. Wer ist der Verräter?
D ie Lichter von Babylon verschwanden langsam in der Nacht.
Matt hatte wieder etwas Zuversicht geschöpft. Zu Wasser waren sie schnell, viel schneller als zu Lande. Er hatte diesen Weg schon einmal zurückgelegt, mit dem spirituellen Berater der Königin, und er erinnerte sich, dass die Straße hier viele Umwege durch hügeliges Gelände und Waldgebiete machte. Bevor die Zyniks die Täuschung bemerkt hatten, würde die Styx genug Vorsprung herausgeholt haben, um Henok vor den Boten zu erreichen.
Jetzt, wo die Spannung nachgelassen hatte, quälten ihn ganz andere Sorgen.
Tobias überließ Ben das Steuer und setzte sich mit seinem Freund neben die Hunde, die leise schnarchend vorne am Bug schliefen.
»Ich hoffe, dass er irgendwie klarkommt«, sagte er traurig.
»Balthazar? Mach dir keinen Kopf, den haut so schnell nichts um. Er hat den Sturm überlebt, vergiss das nicht!«
»Eben, er ist der letzte normale Erwachsene. Ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt.«
Matt legte ihm einen Arm um die Schultern. Eine Geste des Trostes, die er schon lange nicht mehr ausgeführt hatte. Er fühlte sich gleich besser. Tobias hatte ihm unheimlich gefehlt.
»Wir haben ein ernstes Problem, Tobias«, fügte er leiser hinzu.
»Diese Sache mit dem Verrat?«
»Richtig. Die Zyniks wussten genau, wo sie uns finden würden! Die Plane, die Hunde – das konnten sie nicht erraten. Hat irgendjemand die Gruppe verlassen, während Horace und ich weg waren?«
Tobias verzog das Gesicht.
»Leider ja. Ben hat vorgeschlagen, dass wir die Wartezeit ausnutzen, um unseren Proviant nachzufüllen. Er hatte Geld, das er einer Patrouille der Zyniks geklaut hatte. Ambre war dagegen, aber Neil hat darauf bestanden. Ambre ist an Bord geblieben, während wir Verpflegung eingekauft haben.«
»Alle zusammen?«
»Nein, jeder allein. Wir dachten uns, dass wir in der Gruppe Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden, während wir allein als Pan-Verräter durchgehen konnten, die soeben in der Stadt angekommen sind.«
»Wann habt ihr beschlossen, zu Balthazar zu gehen?«
»Nach unserer Rückkehr meinte ich, dass wir bei ihm sicherer wären als auf der Dschunke.«
»Wer uns verraten hat, der hat es also während der Einkäufe getan, sonst hätte er die Zyniks nicht zum Boot geschickt. War jemand gegen deinen Vorschlag?«
»Neil, er hatte überhaupt keine Lust. Er fand, wir sollten bei unserem Plan bleiben.«
»Der war mir von Anfang an schon nicht geheuer!«
»Warte, vielleicht war er es gar nicht.«
»Ich habe absolutes Vertrauen in uns drei. Horace war mit mir unterwegs, und zwar die ganze Zeit. Bleibt noch Chen, der würde so etwas nie tun. Ben ist ein durch und durch anständiger Kerl, und Neil hat, wie du weißt, schon im Rat nicht gezögert, einen Handel mit Ambre als Unterpfand vorzuschlagen!«
»Ohne Beweise kannst du niemanden überführen.«
»Ich weiß«, fluchte Matt. »Bis dahin müssen wir alle im Auge behalten, vor allem Neil. Er ist fast siebzehn Jahre alt, er hat bald das Alter der Vernunft erreicht, wie die Zyniks sagen. Wahrscheinlich spielt er schon mit dem Gedanken, auf die Seite der Erwachsenen zu wechseln.«
»Sag das nicht«, bat ihn Tobias verzagt. »Das macht mir Angst. Ich will nicht so enden.«
»Keine Sorge, wir werden einander nie verraten.«
Tobias nickte, wirkte aber nicht sehr überzeugt.
»Ich hoffe es.«
Matt stand auf.
»Komm. Von jetzt an schieben wir beide abwechselnd Wache. Einer von uns behält die anderen permament im Auge.«
»Willst du Ambre nichts davon erzählen?«
»Im Moment schläft sie, um sich von ihrer Anstrengung mit dem Skaraheer zu erholen. Danach sehen wir weiter. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, sie damit zu belasten. Sie hat auch so schon genug Dinge im Kopf. Weißt du, die Karte, die Malronce sucht, das bin nicht ich. Sondern sie.«
»Der Große Plan? Das ist Ambre?«
»Ja.«
Tobias schwieg verblüfft.
»Aber warum sucht Malronce dann dich?«
Matt zuckte die Achseln.
»Das werden wir bald wissen.«
An den zwei darauffolgenden Tagen spionierte Matt seine Kameraden aus und achtete
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