Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
seinen Mantel fallen und enthüllte Matts Schwert, das er darunter verborgen hatte. Matt streckte die Arme aus und zog mit aller Kraft. Seine nur lose geknüpften Fesseln knirschten und rissen entzwei.
Das Schweinsgesicht warf sich auf ihn und handelte sich damit einen gewaltigen Faustschlag ein. Sein Nasenbein knackte, und der Junge kippte bewusstlos um.
Matt fing das Schwert auf, das Horace ihm zuwarf, und stürzte sich auf den Leibwächter, der ein großes Silbertablett packte und das Teeservice aus Kristall, das darauf stand, beiseiteschleuderte.
Matt holte aus, um das Tablett zu zertrümmern, aber der Koloss war schneller: Er preschte mit dem Tablett, das er wie einen Schutzschild vor sich hielt, auf ihn zu und drückte ihn gegen die Wand. Matts Schwert klemmte zwischen ihm und dem Tablett, das der Hüne immer stärker gegen ihn presste, als wolle er ihn einmauern.
Ein brennender Schmerz breitete sich in Matts Brust aus, und der letzte Rest Luft verließ seine Lunge. Das von der Anstrengung verzerrte Gesicht des Leibwächters war dicht vor seinem, die Adern und Sehnen in dem bulligen Hals traten deutlich hervor.
Mit seiner freien Hand verpasste Matt dem Mann eine knallharte Linke gegen die Schläfe. Doch der schien den Hieb nicht einmal zu spüren, so berauscht war er von dem Gedanken, die Fliege zu zerquetschen, die es wagte, ihn anzugreifen.
Matt gab nicht auf und schlug weiter auf den Riesen ein.
Ohne nennenswertes Ergebnis. Der Koloss reagierte nicht, und vor Matts Augen begann es zu flimmern. Das Blut stieg ihm in den Kopf, lange würde er nicht mehr durchhalten.
Da sprang Horace auf den Rücken des Hünen und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein. Matt holte zu seiner letzten linken Geraden aus.
Er schlug so fest zu, dass die Kiefer des Zyniks mit einem grässlichen Knirschen aus den Gelenken sprangen.
Der Mann wankte und fiel dann hintenüber auf einen Stuhl, der in tausend Stücke zerbrach.
Matt kniete sich mit einem Bein auf den Boden, um Luft zu holen, und stützte sich auf sein Schwert.
Der Unschuldstrinker griff hastig in eine Schublade seines Schreibtisches und wollte einen Dolch hervorziehen, doch Matt sprang blitzschnell vor und setzte ihm die Schwertspitze an den Hals.
»Jetzt werden Sie uns einen wertvollen Dienst erweisen«, sagte er keuchend.
Der Unschuldstrinker drückte seinen Siegelring in das heiße Wachs und hielt Matt den Brief hin.
»Bitte schön, hiermit könnt ihr die Stadt jederzeit verlassen, sogar noch heute Nacht.«
Seine Hand zitterte. Matt nahm das Dokument und starrte den Mann an, der vor Angst schlotterte. Beim letzten Mal hatte er wie durch ein Wunder überlebt, aber offenbar war er nicht sicher, dass diese zweite Begegnung glimpflich für ihn ausgehen würde.
»Stellen Sie mir noch eine andere aus, für die Hohen Schleusen.«
»Henok?«, stieß der Mann hervor, und einen Augenblick lang war seine Neugierde stärker als die Furcht. »Was habt ihr vor? Warum, um alles in der Welt, wollt ihr in das Gebiet der Königin?«
»Sie stellen hier nicht die Fragen! Los! Tun Sie, was ich sage!«
Der Unschuldstrinker zuckte zusammen und verfasste eilig das zweite Dokument.
Horace hatte unterdessen die beiden Gehilfen des Unschuldstrinkers gefesselt und fragte Matt:
»Was machen wir jetzt? Wir könnten sie aus dem Fenster werfen, das wäre spektakulär, aber nicht sehr diskret.«
»Diese Herren werden die Treppen bis in den Keller hinunterrollen, dort sperren wir sie ein. Es wird sicher eine Weile dauern, bis sie jemand findet, außer dieser Typ hat Freunde, die sich solche Sorgen um ihn machen, dass sie nachschauen kommen. Hat er keine, tja dann … Binde die Knoten ja richtig fest!«
»Aber … Du willst sie … verschonen?«
Matt musterte Horace mit eisigem Blick. So eisig, dass er Horace unter die Haut ging.
»Willst du so enden wie sie? Als grausamer, herzloser Zynik? Wir töten nicht kaltblütig, nicht einmal unsere schlimmsten Feinde, das unterscheidet uns von ihnen! Komm, hilf mir, den da zu fesseln und sie die Treppe hinunterzubugsieren.«
Sie rollten die drei Gefangenen, die bei jeder Stufe stöhnten, die Treppe hinab. Matt fand ein langgezogenes Kellergewölbe, in dem es nach Moder roch. Mit einer Kerze in der Hand kniete er sich neben den Unschuldstrinker.
»Wenn Sie uns Probleme machen, werde ich zurückkommen, das schwöre ich, und dann schneide ich Ihnen die Hände, die Füße und die Zunge ab. Ist das klar?«
Der Zynik nickte und röchelte
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