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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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trotz seiner Angst die Nerven gehabt, ihn auszutricksen?
    Matt war sich nicht sicher.
    Aber er konnte das Siegel nicht aufbrechen, das würde dem Brief jeglichen Wert rauben.
    Er musste auf sein eigenes Urteil vertrauen. Hätte der Unschuldstrinker an jenem Abend ein doppeltes Spiel gespielt, dann hätte er es gemerkt.
    Und wenn er mich getäuscht hat?
    Jetzt war es zu spät. Die Strömung wurde stärker, es wurde immer schwieriger, die Dschunke zu steuern. Sie näherten sich dem Nebenarm des Flusses, der unter den Berg in die Stadt Henok führte. Diese Abzweigung durften sie nicht verpassen, sonst würden sie an den Wasserfällen in den Tod stürzen.
    Tobias und Ben standen am Steuer, während Chen und Horace sich um das Segel kümmerten. Zusammen versuchten sie, das Schiff in die richtige Richtung zu leiten.
    Doch der Fluss riss sie mit sich, auf die Wasserfälle zu, und die Abbiegung flog geradezu näher.
    Die Dschunke trudelte hin und her und beschrieb schließlich eine waghalsige Kurve, um der Hauptströmung zu entkommen.
    Sie glitt in den Schatten des Berges.
    Jenseits davon befand sich Wyrd’Lon-Deis.
    Ein riesiges Plateau, das von unüberwindlichen Steilhängen umgeben war.
    Als schämte sich die Erde für dieses Land. Als wollte sie es verbergen.
    Ganz im Süden leuchtete der Himmel rot.

33. Aus der Zeit gerissen
    D ie Dschunke segelte in die riesige Grotte, und ringsum wurde es dunkel. Ben zündete zwei Lampen an Bord an und stellte sich an den Bug zwischen die Hunde.
    »Ich sehe die Stadt! Sie funkelt wie ein Schatz!«, rief er bewundernd.
    »Jetzt müssen wir uns verstecken«, sagte Matt.
    Horace übernahm das Steuerruder der Styx. Das offizielle Dokument hielt er vorsorglich schon in der Hand. Ben breitete ein langes Netz über die Hunde aus, um den Eindruck zu erwecken, dass sie festgebunden waren. Die anderen Pans legten sich mit gezückten Waffen unter die Plane.
    Wenn ihr Plan scheiterte, hieß es kämpfen, bis sie eine Fluchtmöglichkeit gefunden hatten. Sie durften auf keinen Fall in die Fänge der Zyniks geraten.
    Und wenn wir endlich einmal Erwachsenen begegnen, die Mitgefühl empfinden können und in der Lage sind, uns trotz der Unterschiede zu akzeptieren?, sagte sich Matt. Wenn sie beschließen, uns zu helfen, anstatt uns zu bekämpfen? Immerhin befindet sich Henok etwas abseits von allem, die Stadt ist anders …
    Die Dschunke näherte sich dem spärlich beleuchteten Anlegesteg. Vor ihnen tauchten kleine, weiße Gebäude mit Flachdächern aus dem Dunkel auf. Tierfettlampen und einige Fackeln erhellten die Gassen der kleinen Stadt, die an einem sanft ansteigenden Hügel errichtet war.
    Matt fragte sich, ob man sich wirklich etwas Gutes von einem Volk erhoffen konnte, das in einer unterirdischen Stadt lebte. Es war naiv zu glauben, dass gerade hier die Erwachsenen der Königin den Gehorsam versagen könnten. Der Traum eines kleinen Jungen.
    Matt umklammerte den Griff seines Schwerts. Darauf musste er zählen, nicht auf die Milde des Zyniks. Auch wenn er diese bittere Tatsache manchmal einfach nicht wahrhaben wollte.
    Der Schiffsrumpf knarrte und ächzte, als er den Stegrand berührte, und ein Mann sagte:
    »Kommst du uns besuchen, Sam?«
    Matt konnte durch das Loch in der Plane nichts sehen, es war zu finster.
    »Nein«, antwortete Horace mit der Stimme eines Dreißigjährigen. »Ich nutze das Schiff für eine besondere Mission. Ich habe eine Lieferung für die Königin. Hier ist mein Passierschein!«
    »Ach so? Gut … Sagen Sie mal, hier ist keine offizielle Unterschrift drauf, auch der Unschuldstrinker kann sich nicht alles erlauben! Müsste man ihm mal erklären!«
    »Es handelt sich um … eine Geheimmission, mit der ihn die Königin betraut hat«, flunkerte Horace. »Mehr kann und darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und wann wollen Sie durch den Tunnel? Heute noch?«
    »So schnell wie möglich. Die Königin erwartet uns.«
    »Aber für heute sind noch zwei Warentransporte von unten vorgesehen. Das wird den ganzen Tag dauern! Ich kann Sie in der Nacht abseilen, aber vor Tagesanbruch dürfen Sie den Berg nicht verlassen. Sie wissen ja, dass Schattenfresser hier ihr Unwesen treiben.«
    »Unsere Mission hat Vorrang!«, beharrte Horace mit einer Bestimmtheit, die Matt ihm nicht zugetraut hätte.
    Der Wachposten seufzte.
    »Ich werde sehen, was ich machen kann. Dort an der Ecke ist eine Herberge, wenn Sie so lange warten …«
    »Nein, wir haben keine Zeit. Beeilen Sie sich!«
    Der Wächter

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